Harrys Hochzeit: Die verzwickte Etikette am britischen Hof
Die Rituale und Regeln im britischen Königshaus haben sich über Jahrhunderte entwickelt und sind höchst komplex. Spätestens bis zur Hochzeit am 19. Mai mit Prinz Harry muss US-Schauspielerin Meghan Markle die Tücken des Protokolls beherrschen. Worauf sie und ihre Gäste achten müssen, erklärte William Hanson, ein Fachmann für die Gepflogenheiten am Hof.
Strenge Regeln für Harrys & Meghans Hochzeit
Trifft ein Mann auf ein Mitglied der Königsfamilie, hat er sich zu verbeugen - nicht mit dem ganzen Oberkörper, den Kopf nach unten zu senken genügt. Frauen haben es schwerer: Sie müssen einen Knicks vollführen. "Knicks bedeutet nicht, gleich bis zum Boden zu gehen - da kommt man vielleicht gar nicht mehr hoch", sagte Hanson. Stattdessen: "Hände hinten an die Seiten, einen Fuß hinter den anderen, dann die Knie beugen, der Rücken bleibt gerade."
Innerhalb der königlichen Familie gibt es genaue Regeln, wer sich vor wem verbeugt oder einen Knicks macht. Ist Markle in Begleitung von Prinz Harry, gilt sein Status auch für sie. Rangniedere Royals müssen deshalb den beiden diese Ehre erweisen. "Aber wenn Meghan auf dem Gang Prinzessin Beatrice trifft, muss sie vor Beatrice knicksen, weil die von königlichem Blut ist", sagte Hanson.
Popstar Ed Sheeran gab kürzlich ein Beispiel, was Gäste bei der Begrüßung falsch machen können. Er legte beim Händeschütteln seine linke Hand auf Prinz Charles' rechten Unterarm. "Das war ein Verstoß gegen das Protokoll", meinte Hanson. Die Queen muss zunächst mit "Ihre Majestät" angesprochen werden, im weiteren Verlauf der Konversation genügt "Ma'am". Das "a" werde dabei wie in "hamburger" ausgesprochen, nicht wie in "farm".
Da Markle schon einmal verheiratet war, wird spekuliert, ob sie bei ihrer zweiten Hochzeit ein richtiges Brautkleid tragen wird. "Wenn es ein Brautkleid wird, dann wahrscheinlich kein prächtiges", mutmaßte Hanson. Für Harry gibt es zwei Optionen: Frack mit Weste und Krawatte oder eine Militäruniform, wie sie auch sein Bruder William bei seiner Hochzeit trug.
In der Einladung zur Hochzeit bittet das Brautpaar die Gäste, "Uniform, Frack, Anzug" oder "Kleid mit Hut" zu tragen. "Interessant" an diesem Dresscode findet der Fachmann für die Etikette, dass eigens auf den Hut für die Damen hingewiesen wird. Fehltritten wie bei der Hochzeit von William und Kate im Jahr 2011 solle damit offenbar vorgebeugt werden, vermutete Hanson. Damals war Samantha Cameron, die Frau des damaligen Regierungschefs David Cameron, ohne Hut erschienen, und die obligatorische Feinstrumpfhose hatte sie ebenfalls weggelassen.
Entgegen den Gepflogenheiten in der Königsfamilie greifen sich Harry und Meghan auch in der Öffentlichkeit gerne an. "Es wird spannend zu sehen, ob sie weiter bei offiziellen Auftritten Händchen halten", sagte Hanson. "Das ist nicht sehr britisch. Das ist eine Gefühlsäußerung, und wir Briten zeigen Gefühle normalerweise nur gegenüber Hunden und Pferden."