Haarsträubend: Ehrung für Star-Friseur Er-Ich
Von Dieter Chmelar
Wir sind im Stadtwappensaal, hatte man sich an diesem späten Mittwochvormittag mehrfach in Erinnerung zu rufen. Ja, mitten im altehrwürdigen Wiener Rathaus. Und mitten in der Verleihung des Silbernen Ehrenzeichens an einen verdienstvollen Bürger dieser Stadt. Doch der Rahmen war ganz offensichtlich nur dazu da, ihn lustvoll zu sprengen.
Na, bumm!Erich Joham(64), der Star-Figaro, dem die „Pletsch’n“ (altwienerisch für „Orden“) vom – auf alles – gefassten Kultur-StadtratAndreas Mailath-Pokorny(53) „umg’hängt“ wurde, latschte als launiges „Lookalike“ vonMichael Häupl(vorsorglich entschuldigt?) zum Pult, wo ihn, quasi direkt aus dem Jenseits, der geniale Helmut Zilk-InterpretPeter Paul Skrepek(56) mit einer – ebenso perfekten wie perfiden – Laudatio in Empfang nahm: „Wir ehren heute einen Charakterdarsteller. Ja, da werden sich die meisten von Ihnen fragen: Was ist das – ein Charakter?“
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Nun: Ein Charakter-Kopf ist „Er-Ich“ (seine Trademark als Friseur der Namhaften und Betuchten) allemal, ist er doch schon Falco, Nitsch, Fürst Schwarzenberg oder André Heller (als „Leibscherenverweser“) auf höchster Ebene ans flauschige Federnkleid gerückt.
Diesmal ereilte ihn selbst das Schicksal, zum „G’scherten“ zu mutieren. Der Kärntner KünstlerJulius Deutschbauer(52) entlaubte ihn live on stage (und verkaufte jede Locke prompt um fünf Euro), als die Regie-LegendePeter Patzak(68) auf Johams unermessliche Verdienste um die angewandte Psychotherapie verwies: „Nach Schließung der Tagesklinik (Wien 1, Griechengasse 7) geht Er-Ich auf nächtliche Hausbesuche.“ Im Auditorium erheiterte dieses haarsträubende „Happening“ die zeitlose Café Korb-BeautySu Widl(65), den Nonsense-GuruAlf Poier(46) und das Drahdiwaberl-DenkmalStefan Weber(66). Skrepek als Zilk: „Erich erzählt gottlob nur das, was er nicht weiß ...“