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Alles wieder Walzer: Opernball kehrte glanzvoll zurück, Klimaprotest am Rande

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause ging am Donnerstag wieder der Opernball in der Wiener Staatsoper über die Bühne. Gemeinsam mit 5.150 Besucherinnen und Besuchern erstmals unter Staatsoperndirektor Bogdan Roščić nahm auch die Spitze des offiziellen Österreichs teil: Bundespräsident Alexander Van der Bellen war genauso zu Gast wie Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). "Es ist schön, gewissermaßen wieder zu einer Normalität zu kommen", sagte Van der Bellen vor der Eröffnung und wandte sich auch an die vielen Menschen vor den Fernsehgeräten. Das Amt des Bundespräsidenten sei "auch eine alte Tradition".

Eröffnung mit Wiener Klängen

Kurz nach 22 Uhr begann die Eröffnung des 65. Opernballs. Sie steht heuer ganz im Zeichen von hundert Jahren Wiener Tanzmusik und Operette. "Es war mir ein Vergnügen, das zusammenzustellen", sagte Roščić. Für den Höhepunkt wurden die finnische Sängerin Camilla Nylund und der Tenor Andreas Schager gewonnen. Schager sang zuerst mit seiner Ehefrau, der Geigerin Lidia Baich, "Freunde, das Leben ist lebenswert" aus "Giuditta" von Franz Lehár. Nylund folgte mit dem "Vilja-Lied" aus "Die lustige Witwe", ebenfalls von Franz Lehár. Gemeinsam ließen sie dann "Zwei Herzen im Dreivierteltakt" von Robert Stolz schlagen.

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Draußen protestierte man gegen den Kapitalismus und für höhere Löhne, drinnen eröffneten 144 Debütantenpaare und ein Ballett in Schwarz den Ball – ein Statement des Ballettchefs Martin Schläpfer. 

Für die Geschicke des Jungdamen- und Jungheeren-Komitees zeichnete erneut die oberösterreichische Tanzschule Santner unter der Leitung von Maria und Christoph Santner verantwortlich. Die 144 Paare zogen zur "Polonaise A-Dur, op. 40 Nr. 1" von Frédéric Chopin ein.

 

Politik und Nobelpreisträger

Auf Einladung des Bundeskanzlers kam auch der Premier Belgiens, Alexander De Croo, in die Oper. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) begrüßt seinen deutschen Amtskollegen Christian Lindner. Von den Grünen kommt lediglich Staatssekretärin Andrea Mayer, die ein Zeichen anlässlich des Status von Österreich als Gastland der Leipziger Buchmesse setzt und einen Repräsentanten des Hauptverbands des österreichischen Buchhandels, Benedikt Föger, in die Oper geladen hat. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) brachte Ex-ORF-Chef Alexander Wrabetz als seinen persönlichen Gast zum Opernball.

Auch Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger besuchte den Opernball. Er verfolgte die Eröffnung in der Loge des Bundespräsidenten. Der Quantenphysiker ist begeisterter Opernbesucher, bereits in seiner Zeit im Gymnasium war er dort regelmäßig auf Stehplätzen anzutreffen.

Unter dem Slogan "Hand in Hand 'Alles Walzer'" wird angesichts der multiplen Krisen die vom ORF getragene Initiative "Österreich hilft Österreich" unterstützt. Für die Gäste bedeutet dies einen "Solidaritätsaufschlag" auf Tickets und Gastronomie. Staatsoperndirektor Roščić sagte zu Beginn der ORF-Übertragung, ihm sei nach der Pause bewusst gewesen, dass der Ball "nicht einfach so weitergehen kann wie zuvor".

Klimaprotest auf dem Red Carpet

Beim Opernball kam es auch zu einem Klimaprotest: Auf dem roten Teppich vor der Staatsoper haben die Klima-Aktivisten Lena Schilling und Daniel Shams ein Banner mit der Aufschrift "Ihr tanzt, wir brennen" entrollt. Dabei wurden sie von Schauspieler Michael Ostrowski unterstützt. Schilling und Shams wiesen nach eigenen Angaben "auf die übergroße Schuld der Reichen und Mächtigen an der Klimakrise" hin, wie es in einer Aussendung von "System Chance not Climate" hieß.

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Besondere Kritik richten sie an die Wirtschaftskammer und deren Präsident Harald Mahrer, die sich wie jedes Jahr eine eigene aus Mitgliedsbeiträgen finanzierte Loge am Opernball leisten.Sie wollten sich auf den Weg zur WKO-Loge machen, um Mahrer den Preis "Fossil des Abends" zu überreichen.Davor wurden sie von Securities hinauskomplimentiert - "unter Zwang", wie sie betonten.

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Fonda verweigerte Interviews

Auch jede Menge Promis bevölkern wieder die Oper. Richard Lugner brachte die US-Schauspielerin und Fitness-Ikone Jane Fonda zum Fest. "Ich will ehrlich sein, ich dachte bis gestern, dass ich eine Opernaufführung besuche", verriet die Schauspielerin im Vorfeld des Balles. Während in der Oper für den Ball die letzten Vorbereitungen getroffen werden, musste Baumeister Lugner auf seinen Gast warten. Die US-Schauspielerin war zwar für 18.30 Uhr erwartet, sie erschien in einer weißen Ballrobe allerdings eine halbe Stunde später. Zahlreiche Journalistinnen und Journalisten warteten im Grand Hotel auf die Klimaaktivistin. Heurigenmusiker halfen bei der Wartezeit.

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Fonda hat dann am Opernball sämtliche Interviews verweigert. Wie es aus dem engen Umfeld des Baumeisters gegenüber der APA hieß, informierte die US-Schauspielerin im Vorfeld, dass sie in Wien "heute nicht, morgen nicht und übermorgen auch nicht" für Einzelinterviews zur Verfügung stehe. "Sie lässt nicht einmal einen Fotografen in die Loge", schnaufte der Baumeister.

Dem ORF stand sie aber in der Loge Rede und Antwort. Beim Interview mit Nadja Bernhard schwärmte sie von dem Ambiente der Staatsoper, den Tänzern und Sängern und hielt schließlich noch ein Loblied auf die Kunst.

Fonda wurde - wie erwartet - gegen Mitternacht beim Verlassen des Balls gesichtet. Ihr Vertrag war dann schließlich ausgelaufen. Der Rückflug ist jedenfalls für Freitag in der Früh geplant. Lugner war dennoch "zufrieden". "Sie ist schon ein toller Gast", sagte der Baumeister zur APA.

Bewunderung äußerte er sowohl für Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger und den Stargast von Baumeister Richard Lugner, Schauspielerin Jane Fonda, gleichermaßen.

"Jane Fonda ist eine begnadete Schauspielerin über Jahrzehnte. Aber vor allem hat sie sich für Dinge engagiert, wo ich auch dabei war: früher mal vor Jahrzehnten Anti-Vietnam-Krieg und heute natürlich der Versuch, gegen den Klimanotstand etwas zu tun", führte Bundespräsident Van der Bellen gegenüber der APA aus. Wie lange er und seine Frau Doris Schmidauer auf dem Ball bleiben wollten, ließ er offen. "Normalerweise so gegen zwei. Schauen wir mal", so der Bundespräsident. Das wäre immerhin länger als Jane Fonda.

Änderungen gibt 2023 auch im Line-Up des ORF. Durch den diesjährigen Opernball-TV-Abend führen Mirjam Weichselbraun und Andi Knoll, das das ZiB-Moderationspaar Nadja Bernhard und Tarek Leitner, Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz sowie Teresa Vogl. Für Knoll ist sein Einsatz gleich eine doppelte Premiere: Es ist nicht nur sein erster beruflicher Einsatz auf dem Fest, sondern auch sein erster Opernball überhaupt.

Der 25. Opernball ist es für Alfons Haider, dieses Jahr jedoch nicht mehr in Diensten des ORF. Im Gespräch mit Weichselbraun sagte der Ex-Ballmoderator und mittlerweile Kulturzampano des Burgenlandes, dass er den Ball erst ab dem Zeitpunkt richtig genießen konnte, als Weichselbraun seine ORF-Kollegin wurde. Zum Aus sagte er: "Eine Tür schließt sich, andere öffnen sich."

In der Loge des Unternehmers Klemens Hallmann und seiner Frau, dem Model Barbara Meier, nehmen unter anderem Regisseur Thomas Roth, Schauspieler Jeff Wilbusch sowie das Mimenpaar Michael Ostrowski und Hilde Dalik und der Street- und Pop Art-Künstler Niclas Castello Platz. "Meine Frau und ich freuen uns nach der langen Pause schon sehr auf den bevorstehenden Opernball. Für einige unserer Gäste wird es ihr erster Opernballbesuch überhaupt sein", sagte Klemens Hallmann.

Problematischer "Mr. Big"

Hollywood-Schauspieler Chris Noth - bekannt als Mr. Big von "Sex and the City" - wird als Gast von Patricia Schalko (Ex-Frau von Milliardär und Immo-Tycoon Georg Stumpf) und ihrem Freund, Rechtsanwalt Tassilo Wallentin, empfangen. Nach Vorwürfen von sexuellen Übergriffen von mehreren Frauen haben sich vor einiger Zeit seine damaligen Co-Schauspielerinnen von ihm distanziert.

Noth und andere Promis fanden sich vor dem Opernball bei einem Empfang im Hotel Sacher ein. Der KURIER war auch hier vor Ort.

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5.150 Besucherinnen und Besucher werden am heutigen Donnerstagabend herausgeputzt den Wiener Opernball besuchen. Eine Eintrittskarte, die selbst Logenbesitzer zusätzlich erwerben müssen, kostete heuer 350 Euro. Einlass ist ab 20.40 Uhr - je nach Geschmack können die Gäste über einen Roten Teppich einziehen oder dezent über einen Seiteneingang den Ball betreten. Die traditionelle Eröffnung ist für 22 Uhr geplant.

Insgesamt sind am Ballabend 7.230 Personen in der Wiener Staatsoper. Das Jungdamen- und Jungherren-Komitee wird von 144 Paaren gebildet, 16 Paare stehen als Reserve bereit.

So viele Besucher müssen auch verpflegt werden: Bei dem Fest beschäftigt die Gastronomie rund 320 Personen zur Bewirtung der Gäste, für die Sicherheit sorgen 250 Mitarbeiter. Für die gute Stimmung sind 150 Musiker zuständig. Die Gastronomie serviert unter anderem über 1.300 Flaschen Sekt und Champagner, 900 Flaschen Wein, 900 Flaschen Bier, 2.500 Paar Würstel, 1.000 Stück Petits Fours und Sandwiches sowie ca. 1.300 Gulaschsuppen. Im "Wiener Salon" werden zudem Riesling-Beuschel, Paprika-Henderl oder Rote Rüben-Nockerl kredenzt.

Die Kleiderordnung ist sehr streng und bietet besonders den männlichen Besuchern kaum Variationsmöglichkeiten: Damen müssen großes, langes Abendkleid tragen, die Herren einen Frack. Bei Missachten der Kleiderordnung wird man von den Billeteuren nicht in die Oper gelassen. Auch das Haus wirft sich in Schale: 171 Blumenarrangements und 480 Blumengestecke verzieren die Räumlichkeiten.

Sobald die Gäste die Kleiderkontrolle überwunden haben, warten neben einer schönen Ballnacht auch Ballspenden auf sie. Die Damen erhalten heuer eine "Master Lin Precious Day Cream & Intense Night Cream", ein "RefectoCil Styling Gel", ein "BeautyLash Lash Growth Serum" sowie ein Teelicht von Swarovski. Herren können ein Gästehandtuch und ein "Reparaturseidl"-Bier mit nach Hause nehmen.

Klimakleber kündigten keine Aktion an

Nach dem - gescheiterten - Versuch der "Letzten Generation", beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker eine Aktion durchzuführen, gab es Vermutungen, dass die Gruppe auch den Opernball für einen Klimaprotest nutzen könnte. Dies wies ein Sprecher aber zurück. "Wir werden uns sicherlich nicht in der Oper festkleben", beteuerte er gegenüber der APA. Viel mehr möchten sich die Aktivistinnen und Aktivisten auf ihre laufende Protestwelle konzentrieren.

Demo-Comeback

Dafür feierte die in früheren Jahren berühmt-berüchtigte Opernball-Demo ihr Comeback. Die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ) rief zu einem Protestzug auf, der am Keplerplatz in Favoriten startete und bis zur Oper führte. Das Motto ist ebenfalls wohlbekannt: Marschiert wurde unter dem Motto "Eat the Rich" gegen soziale Ungerechtigkeit. Auch die Partei LINKS hat zu einer Kundgebung zwischen Oper und Albertina ab 20.00 Uhr aufgerufen. Die Polizei erwartete etwa 20 bis 30 Teilnehmer, die sich dort gemäß dem Leitmotiv "Punsch the Rich" einfinden könnten. LINKS-Sprecherin Anna Svec hofft auf eine prominente Teilnehmerin und hatte Lugners Opernballgast Fonda zur Kundgebung geladen.

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Trotz der erwartet friedlichen Versammlungen schloss die Exekutive einzelne Störaktionen nicht aus und ließ diese Möglichkeiten in die Planung einfließen. Nicht zuletzt wegen der Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten der "Letzten Generation" waren 160 Beamte im Einsatz, sowohl in Uniform als auch in zivil. Beteiligt waren unter anderem auch die WEGA, die Bereitschaftseinheit und die Landesverkehrsabteilung.