Musicalstar Ana Milva Gomes prangert Rassismus an: "Muss jetzt etwas sagen"
Von Lisa Trompisch
Seit 2011 begeistert Ana Milva Gomes die Musical-Fans in Wien. Doch ihr Weg auf die große Bühne war nicht immer leicht. Jetzt hat die gebürtige Holländerin mit den kapverdischen Wurzeln ein Buch darüber geschrieben – eine Art "Love Letter" (Liebesbrief) an ihre kleine Tochter Isabella Rose (geboren im März 2020), wie sie in der Sendung "Herrlich ehrlich – Menschen hautnah" erzählt.
In "Look At Me: Ein schwarzes Mädchen in einer weißen Welt" (ab 25. November, Amalthea-Verlag; 25 Euro) erzählt sie, "wo ich herkomme, was meine Ängste so sind, was ich alles so erlebt habe, was ihre Großeltern erlebt haben. Ich fand es auch sehr wichtig, die Geschichte meiner Eltern zu erklären und zu erzählen", so Ana Milva Gomes, die aber auch von Diskriminierung und Rassismus berichtet.
Vor allem der tragische Tod von US-Amerikaner George Floyd ( 25. Mai 2020) durch einen Polizisten und die daraufhin entstandene "Black Lives Matter"-Bewegung hat in ihr einiges bewegt. "Die Bilder, die wir gesehen haben, waren sehr schockierend, aber was für mich noch schlimmer war, war dieser Dialog danach. Wie die Leute darauf reagiert haben. Ich saß auf der Couch mit meinem wunderschönen, kleinen Baby und hab ein bisschen die Krise bekommen. Wenn Leute so miteinander reden und nicht mal einen Dialog miteinander führen können, der produktiv ist und wo wir gemeinsam heilen können – weil wir alle ein bisschen traumatisiert sind – dann finde ich das wirklich ein großes Problem", erzählt sie.
"Ich dachte mir, vielleicht ist es jetzt Zeit dafür, dass ich mich äußere. Das habe ich vorher nie gemacht. Ich glaube, jetzt ist die Zeit, dass ich etwas sagen muss und die Plattform auch nutzen kann."
Ihrer kleinen Tochter würde die alleinerziehende Mutter übrigens wünschen, "dass sie nicht das Gefühl hat, sich ständig rechtfertigen zu müssen, warum sie hier ist oder warum sie die Hautfarbe hat. (...) Ich kann sie nicht davor beschützen, aber ich glaube, alle Eltern können das nachvollziehen. Du willst nicht, dass dein Kind leidet."
Mit Hauptrollen in "Mamma Mia!", "Sister Act" und jetzt eben „Cats" feierte Ana Milva große Erfolge, einen Musical-Traum gibt’s aber noch. "Ich möchte unbedingt die Sisi in 'Elisabeth' spielen. Das wäre doch ein Riesending", meint sie lachend. Warum Auditions (Vorsingen) für sie das Schlimmste sind, wer ihre Favoriten bei Dancing Stars (sie selbst hat 2017 den zweiten Platz ertanzt) sind und warum sie oft mit ihrer Identität ("In Wien war ich anfangs die schwarze Holländerin mit einem Piefke-Akzent") gehadert hat, sehen Sie im Video oben.