Kabarettist Thomas Stipsits spricht offen über sein Burn-out und Panikattacken
Von Lisa Trompisch
Per Facebook-Video hat Kabarettist Thomas Stipsits vor einiger Zeit eine Bühnenpause verkündet. "Letztlich hat sich herausgestellt, dass ich ein bisschen zu viel gearbeitet habe und mir die Kraft ausgegangen ist", ließ er damals wissen. Vier Monate hat er sich dann zurückgezogen.
Warum er offen über sein Burn-out spricht, erklärt er so: "Ein wesentlicher Grund war, Menschen, denen es ähnlich geht, Mut zu machen, weil das ist der Beginn der Heilung. Auch etwas zu teilen. Ich habe eine sechswöchige Reha für psychosomatische Störungen gemacht, da habe ich viele Dinge gelernt, die man einfach in den Alltag integrieren kann. Es war mir ein Bedürfnis, das mit Menschen zu teilen. Weil ich es wichtig finde, dass wir psychische Erkrankungen genauso wertig behandeln wie physische Erkrankungen", so Stipsits im Ö3-"Frühstück bei mir".
"Burn-out ist ja immer verbunden mit sehr vielen anderen Dingen. Bei mir ist es die Angst und Panik, die gehen oft über in eine Depression.“
Im Alter von 25 Jahren hatte er bereits ähnlichen Zustände: "Deshalb habe ich gewusst, dass es jetzt Zeit ist, die Reißleine zu ziehen."
Durch zu viel Arbeit und Erschöpfung sei es jetzt nach 13 Jahren wieder zu einem Rückfall gekommen.
"Wenn man mit Angst und Panik zu tun hat, ist es in den meisten Fällen etwas, das einen ein Leben lang begleitet. Ich habe zu viel gearbeitet, ein Erschöpfungszustand ist auch ein guter Humus, auf dem sich die Panikattacke einnisten und wachsen kann. Und ich habe den Fehler gemacht, mich nicht gut abzugrenzen von Menschen beruflicher Natur, die mir nicht gut tun und dann hat es so schleichend begonnen."
"Gegipfelt hat es dann im Juli bei einer Vorstellung im ‚Theater im Park‘. Zuerst ging alles gut. In der zweiten Hälfte der Vorstellung ist der Boden unter meinen Füßen plötzlich weich geworden und dann kam eine Panikattacke daher, wie vor 13 Jahren das letzte Mal. Dann hatte ich kurz den Gedanken es rennen alle Leute auf die Bühne und trampeln mich tot. Zum Glück hat das niemand gemerkt. Es war ein furchtbarer Zustand, Gott sei Dank hatte ihn niemand bemerkt. Ich wurde heimgebracht, hatte dort den vollkommenen Zusammenbruch mit Weinkrämpfen und war völlig fertig"
Im Griechenland-Urlaub wurde ihm dann klar, dass er Vorstellungen absagen muss.
Ein kompletter Rückzug, sechs Wochen lang im Rehabilitationszentrum für psychische Gesundheit, hätten ihm besonders geholfen.
"Das war die Idee meiner Frau. Sie sagte: ,Geh doch wohin, wo du dich ganz mit deiner Heilung beschäftigen kannst.' Was man dort lernt ist ein sehr strukturierter Tagesablauf, man kommt drauf wie wichtig das ist. Ich habe dort die unterschiedlichsten Therapieformen gemacht, auch Psychotherapie in der Gruppe. Davor hatte ich am Anfang Respekt, weil natürlich kennen mich die Leute. Aber das ist schnell verschwunden, nach ein paar Tage haben sich alle beruhigt: ‚Ja, er ist es wirklich.‘ Man zieht ja an einem Strang. Natur war auch ganz wichtig. Dann habe ich auch getöpfert, das hatte ich am Anfang belächelt, war aber eines meiner Favoriten. Dieses konzentrierte Arbeiten an einer Sache hat mir geholfen. Es geht darum, dass man wieder im Hier und Jetzt ankommt. Dass man sich selber wieder spürt."
Im neuen Jahr wurden Spieltermine reduziert, Ende Februar erscheint der neue Stinatz-Krimi "Eierkratz-Komplott", den der Bestseller-Autor während seiner Bühnen Pause geschrieben hat.
Mit der Auftritts-Angst könne Thomas Stipsits mittlerweile gut umgehen: "Die Angst hat bei mir einen Namen, das ist der Herr Huber, und ich sage ihm einfach vor jedem Auftritt: ‚Huber, du bist jetzt nicht eingeladen‘", erzählt er Claudia Stöckl.
2022 blickt der Bühnen-Star also positiv entgegen: "Weil ich die Dinge, die ich gelernt habe, mitnehmen werde. Ich werde mich abgrenzen. Ich werde Nein sagen und ich werde Menschen meiden, die mir nicht guttun. Auf das freue ich mich. Wenn man etwas umsetzt, das man gelernt hat, sind das kleine persönliche Erfolgserlebnisse."