Comedian Walid Azak: "Wien ist in Sachen Liebe ein Entwicklungsland"
Von Lisa Trompisch
Vom Banker zum Kabarettisten – Walid Azak hat diesen Schritt gewagt. Der gebürtige Tunesier, der in Paris und Frankfurt aufgewachsen ist, kam 2007 nach Wien. Humor hat ihn immer schon begleitet, Freunde haben gemeint, er sei witzig und solle doch etwas draus machen.
„In der Bank habe ich eigentlich die Grundlagen des Kabaretts gelernt, weil es dort immer sehr viele lustige Anekdoten gibt. Aber dann, da ich schon mit all meinen Kolleginnen geschlafen hatte, dachte ich, ich brauche neue Herausforderungen. Und wie kann ich am besten Frauen kennenlernen? Durch die Bühne“, erzählt er augenzwinkernd im KURIER-Gespräch.
In seinem dritten Programm „Schmäh d’Amour“ (feiert heute, Mittwoch, Premiere in der Kulisse) widmet sich der smarte Comedian mit dem französischen Akzent der Liebe.
„ Etwas, das in Österreich ein wenig fehlt, glaube ich und deshalb kann es nicht schaden, dem Land ein bisschen französische Liebe zu bringen“, so Azak, der meint, dass Wien da echt Nachholbedarf hat und ein Entwicklungsland ist.
„Weil Wiener nicht flirten können. Das hat, glaube ich auch, etwas mit der Sprache zu tun, die nicht fürs Flirten geeignet ist. Wenn man zu einer Frau sagt, „Du bist a fesche Kotz“, mit diesem Spruch kann man sie nicht verführen. Ich habe noch nie einen Kotzfleck gesehen und mir gedacht, der ist schön. Wenn man ein bisschen französische Wörter und französischen Charme reinbringt, dann kann man aus einem Entwicklungsland ein hoch entwickeltes Land machen.“
Aber auch bei ihm kann beim Flirten ab und zu mal was daneben gehen. „Manchmal versuche ich, mit arabischem Akzent zu flirten. Das kann manchmal ein bisschen aggressiv wirken“, grinst er.
„Aber ansonsten habe ich nur schöne Erfahrungen mit dem Flirten gemacht. Da der französische Akzent hier so beliebt ist und man eigentlich sonst nichts mehr machen muss außer ein bisschen Französisch zu reden – und schon hat man eine Telefonnummer.“
Die Corona-Krise hat auch vor ihm nicht halt gemacht, alle Auftritte wurden gecancelt. Azak hat aber die Zeit genützt und sein musikalisches Talent eingesetzt. Schließlich hat er schon 2015 mit seiner Band „Mizgebonez“ beim ESC-Vorentscheid mitgemacht.
Mit lustigen Coversongs sorgt der Comedian jetzt in den sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und Co. für Furore. Sein Video zum Cover von „Aicha“ hat via Youtube über 97.000 Aufrufe.
„Und du fragst dich sicher, wie viel Geld man macht, wenn man so viele Millionen Views auf Facebook hat? Null, gar nichts“, lacht er. „Wenn ein zweiter Lockdown kommt, werden noch heftigere Videos kommen“, meint er grinsend.
Und wenn man schon mal einen ehemaligen Banker zum Interview hat, dann dürfen natürlich die ultimativen Anlagetipps nicht fehlen.
„Gold. Ich würde nicht in den Aktienmarkt investieren oder doch, vielleicht wäre es genau jetzt die Zeit in den Aktienmarkt zu investieren. Aber erstmal sein Vermögen schützen und sich im Bunker verstecken, mit seinem Cash unter dem Bett und warten, bis es vorbei ist.“ Wer sich jetzt nicht Geld- sondern Liebestipps von ihm holen möchte, hat dazu auch am 1. Oktober im Wiener Spektakel Gelegenheit dazu.