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August Schmölzer: "Habe mich immer für Schuld und das Böse interessiert"

Einnehmende Ausstrahlung, eine wunderbare Stimme und ein Lächeln, das sehr an Jack Nicholson erinnert– Schauspieler und Schriftsteller August Schmölzer (65) hat seinen Weg vom Bauernbub aus der Weststeiermark auf die Bühnen und vor die Film- und TV-Kameras gemacht.

Nach einer Kochlehre wohlgemerkt.

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„Das war ein Zufall. Ich wollte raus aus dieser Welt, habe Musik gemacht und schon sehr früh geschrieben und hab mich dann umgesehen, wie dieser Sprung funktionieren könnte. Ich hatte ja keine Matura, und Schauspielerei konnte man in Graz ohne Matura studieren, und dann ging es einfach los“, erzählt er in der Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“.

Die ganze Sendung:

 

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Viele gute Ratschläge hat er von Josefstadt-Doyen Otto Schenk (93) mit auf den Weg bekommen, einer blieb besonders in Erinnerung: ",Burli, das machst du schon.’ Und das ist, glaube ich, das Schönste, was man kriegen kann. Dieses Vertrauen – und darin steckt ja schon: Mach es, so wie du es kannst. Und diesen Ratschlag habe ich befolgt.“

Schuld und das Böse

Schmölzer gilt als Charakterdarsteller, besonders die vielschichtigen, eher böseren Rollen scheinen ihm zu liegen.

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„Ich habe mich immer für Schuld und das Böse interessiert, weil es das Spannendste ist, was es gibt. Wie wird ein Mensch so? Warum kommen wir plötzlich in eine Situation, wo wir andere Dinge tun, Menschen verletzen, umbringen. Wir haben jetzt ja schon 23 Femizide dieses Jahr. Wir regen uns über andere Kulturen auf, und selber führen wir uns auf wie im Busch.“

Diesen Fragen ist der passionierte Schriftsteller auch in seinem neu adaptierten Roman „Am Ende wird alles sichtbar“ (ursprünglich 2014 unter dem Titel „Der Totengräber im Buchsbaum“ erschienen) nachgegangen, welcher jetzt auch verfilmt wurde und ab 17. November in die Kinos kommt.

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Fotograf Josef kommt nach Jahrzehnten in sein Heimatdorf zurück, um nach seiner Jugendliebe Ragusa zu suchen. Er beginnt dort als Totengräber zu arbeiten und muss die Leichen ermordeter Burschen bestatten.

Schmölzer selbst hat die Rolle des Polizeikommandanten übernommen, obwohl er ursprünglich gar nicht mitspielen wollte.

„Die Gefahr ist sehr groß, dass man dann sagt, ich habe es mir anders gedacht, und der Regisseur sieht das aber anders. Das ist Gott sei Dank nicht passiert. Peter Keglevic ist ein ganz außergewöhnlicher Regisseur. Wir haben viel Spaß gehabt, obwohl das auch wieder so eine tiefe Figur ist. Und ich freue mich jetzt, dass ich dabei bin.“

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Als nächstes steht am 4. November die Weltpremiere seines Kindertheaterstücks „Tusnelda Nieselbrimm“ an, er arbeitet an einem Gesellschaftsroman „über die Südweststeiermark, der das Thema ,Schilcher’ als Überschrift hat“ und es steht ein Sechsteiler an. Auch seiner gemeinnützigen Stiftung „Stieglerhaus“ widmet er sich voll Herzblut.

„Aber, ich möchte kürzertreten, weniger machen, vielleicht noch genauer sein in vielen Bereichen. Meine Frau ist ja auch bildende Künstlerin, und ich möchte ihr beistehen und leben. Das ist das Wichtigste überhaupt: Leben und Lieben!“

Warum er ein ambivalentes Verhältnis zur Kirche hat, was Steven Spielberg einst zu ihm gesagt hat und warum er glaubt, dass das Theater nie sterben wird, sehen Sie im Video oben.