Arabella Kiesbauer: "Bin ein bisschen zu 'Mama Starmania' geworden"
Am Freitagabend startet nach über zehnjähriger Pause eine neue Staffel "Starmania" auf ORF 1. Wie schon bei den ersten vier Ausgaben ist Arabella Kiesbauer als Moderatorin an Bord. Im APA-Interview erklärt die 51-Jährige, warum man die Show niemals absetzen hätte sollen, was den Reiz an Castingshows ausmacht und warum sie "Starmania 21" gegenüber "The Masked Singer Austria" den Vorzug gegeben hat.
APA: Sie haben bereits die ersten vier Staffeln "Starmania" von 2002 bis 2009 moderiert. Sind sie Ihnen in guter Erinnerung?
Kiesbauer: In sehr guter Erinnerung sogar. "Starmania" hat damals, als es aus der Taufe gehoben wurde, meine Rückkehr nach Österreich besiegelt. Es war von der Konzeption bis zur ersten Show ein wahnsinnig spannender Prozess. Wir waren hinter den Kulissen zwar alle vom Format begeistert, aber natürlich weiß man bei einer komplett neuen Sendung nie, ob das Publikum das dann genauso sieht. Nie vergessen werde ich die Finalshow der ersten Staffel, als ein Klavierflügel bei Michael Tschuggnalls Auftritt von der Decke schwebte. Er hat dann eine Eigenkomposition, ein Liebeslied für seine Freundin, gespielt. Selbst viele Christina-Stürmer-Fans konnten in dem Moment nicht anders als für Tschuggnall zu voten. Er hat dann ja auch gewonnen.
APA: Denken Sie, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Comeback der Show ist?
Kiesbauer: "Starmania" hätte ruhig weiterlaufen sollen. Der Erfolg anderer Castingformate in Deutschland hat gezeigt, dass sie ein ganz wichtiges, um nicht zu sagen essenzielles Genre des Fernsehens sind. Eine Marke wie "Starmania" gehört gehegt und gepflegt.
APA: 64 Kandidaten singen bei "Starmania 21" um den Sieg und damit so viele wie noch nie. Behalten Sie da noch den Überblick? Können Sie jedem Gesicht einen Namen zuordnen?
Kiesbauer: Ich werde es so halten wie die Zuschauer: Mich von Sendung zu Sendung näher mit den Kandidaten befassen. Es geht ja nicht nur um Gesichter und Namen. Letztendlich wollen wir die Persönlichkeit und das Eigenständige eines jeden Kandidaten in relativ kurzer Zeit auch mithilfe von Einspielungen erfassen.
APA: Manchmal setzt es harte Kritik für Kandidaten. Geht Ihnen das persönlich zu Herzen?
Kiesbauer: Das geht mir sehr zu Herzen, weil ich einen starken Beschützerinstinkt habe. Die meisten Kandidaten sind doch sehr unbedarft, was ihre Bühnenerfahrung und ihren Umgang mit Kritik anbelangt. Ich bin ein bisschen zu "Mama Starmania" geworden, weil ich gemerkt habe, ich muss ihnen Rückendeckung geben, damit sie lernen und hineinwachsen können.
APA: Neu ist, dass sie diesmal vor keinem Livepublikum moderieren, sondern ausschließlich für Zuseher vor den Bildschirmen. Müssen Sie sich dadurch umstellen?
Kiesbauer: Es ist schon seltsam, weil derartige Shows im Großen und Ganzen von der Energie des Publikums leben und diese den Menschen auf der Bühne die Performance auch unglaublich erleichtert. Letztes Jahr hatte ich als Moderatorin bei "The Masked Singer Austria" Bedenken, ob es auch ohne Publikum funktioniert. Es ist dann aber sehr gut gelaufen. Wir haben uns die Energie der Zuschauer vorgestellt.
APA: Apropos "The Masked Singer": Sie moderierten die Show vergangenes Jahr für Puls4. Vor kurzem startete eine neue Staffel. Standen Sie vor der Situation, sich für eine Show entscheiden zu müssen?
Kiesbauer: Ja. Ich musste schon schauen, dass "The Masked Singer Austria", was die Moderation betrifft, gut aufgehoben und versorgt ist. Erst dann habe ich guten Gewissens bei "Starmania" zusagen können. Zum Glück war das mithilfe aller Beteiligten möglich.
APA: Kann man also sagen, dass Ihnen "Starmania" ein größeres Anliegen ist?
Kiesbauer: Das kann man so nicht sagen. "The Masked Singer Austria" ist auch mein Baby, aber natürlich gehört "Starmania" schon länger zur Familie.
APA: Das Publikum wird erst ab Show 8 von 10 per Televoting in die Entscheidungsfindung einbezogen. Finden Sie das gut?
Kiesbauer: Ich begrüße es sehr, dass die Entscheidung, wer weiterkommt, in den ersten Sendungen der Jury obliegt. Dafür haben wir drei sehr kompetente, mehrfach ausgezeichnete Songwriter und Sängerinnen engagiert. Aber natürlich ist das Publikum das Salz in der Suppe. Letztendlich entscheidet es dann in der Finalshow auch alleine, welchen Star sie akzeptieren.
APA: Sie haben schon verschiedenste Events und Sendungen moderiert. Was macht für Sie den Reiz von Castingshows aus?
Kiesbauer: Die Tatsache, dass man ganz nahe an der Entwicklung eines oder einer talentierten Sängers oder Sängerin dran ist. Über Wochen hinweg kann man ganz genau mitverfolgen, wie sie mehr Professionalität entwickeln, wie sich ihre Bühnenpersönlichkeit und ihre Bindung zum Publikum entfaltet. Das war bei Christina Stürmer sehr gut zu sehen. Was sich da entwickelt hat, sobald sie auf der Bühne war, wie die Fangemeinde von Woche zu Woche gewachsen ist, wie viel aus ihr herausgekommen ist: Das zu beobachten, ist das eigentliche Wunder.
Arabella Kiesbauer wurde am 8. April 1969 in Wien geboren. Sie begann ihre Karriere als Moderatorin bei der ORF-Jugendsendung "X-Large". Von 1994 bis 2004 hatte sie eine eigene Talkshow beim deutschen Sender ProSieben. Sie moderierte unter anderem 2015 den Eurovision Song Contest in der Wiener Stadthalle und ab der elften Staffel die ATV-Show "Bauer sucht Frau". 2003 erhielt sie die goldene Romy als Spezialpreis der Jury für ihre Moderation bei "Starmania".