Angelina Jolie ließ sich Brüste entfernen
US-Schauspielerin Angelina Jolie hat sich aus Angst vor Krebs vorsorglich beide Brüste abnehmen lassen. "Meine Mutter kämpfte fast ein Jahrzehnt gegen Krebs und starb mit 56. Sie hielt gerade lang genug durch, um ihre ersten Enkelkinder zu treffen und sie im Arm zu halten. Aber meine anderen Kinder werden nie die Chance haben, sie zu kennen und zu erleben, wie liebevoll und gnädig sie war", eröffnete die Schauspielerin ihren offenen Brief mit dem Titel "My Medical Choice" in der New York Times.
Auch Jolie trägt das Gen BRCA1 in sich, das das Risiko an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken stark erhöht. Die Ärzte rechneten ihr aus, dass sie ein Risiko von 87 Prozent hätte an Brustkrebs sowie 50 Prozent an Eierstockkrebs zu erkranken.
"Sobald ich wusste, dass dies meine Realität war, beschloss ich, proaktiv zu sein und das Risiko so gut es ging, zu minimieren."
Jolie traf die Entscheidung, sich zunächst einer präventiven, doppelten Brustamputation zu unterziehen: "Ich begann mit den Brüsten, da mein Risiko hier größer und die Operation viel komplexer ist".
Ende April beendete sie die dreimonatige Prozedur mit dem Wiederaufbau der Brust mit Implantaten. Obwohl sie diese Angelegenheit privat halten konnte, wende sie sich nun doch an die Öffentlichkeit, damit andere Frauen von ihrer Erfahrung profitieren könnten.
"Krebs ist nach wie vor ein Wort, das Angst in die Herzen der Menschen schlägt, wodurch ein tiefes Gefühl der Ohnmacht entsteht. Aber heute ist es möglich, durch einen Bluttest herauszufinden, ob man anfällig für Brust- und Eierstockkrebs ist, und dann entsprechend reagieren kann", motivierte die Schauspielerin betroffene Frauen.
Pitt sei während allen Operationen an ihrer Seite gewesen und hätte sie unterstützt: "Wir wussten, dass es das Richtige für unsere Familie ist und, dass es uns näher bringt. Und das hat es", und weiter "Wir haben es sogar geschafft in diesen schweren Momenten gemeinsam zu lachen".
Bereuen würde die Schauspielerin ihre Entscheidung nicht, denn nun kann sie ihren Kindern ehrlich sagen, sie müssen sich keine Sorgen um ihre Mutter machen. "Ich wollte dies hier schreiben, um anderen Frauen zu sagen, dass die Entscheidung, eine Mastektomie machen zu lassen, nicht leicht war. Aber ist bin sehr glücklich, dass ich es gemacht habe. Meine Chancen der Erkrankung an Brustkrebs sind von 87 auf unter 5 Prozent gesunken." Klarstellen wolle sie noch: "Ich fühle mich nicht weniger als Frau. Ich fühle mich ermächtigt, dass ich eine gute Wahl getroffen habe, die in keiner Weise meine Weiblichkeit mindert".
Der Chirurg und Brustkrebs-Experte Univ.-Prof. Michael Gnant, MedUni Wien, kommentiert Angelina Jolies präventive Brustabnahme: "Bei einer genetischen Vorbelastung mit hoher Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs ist das eine der möglichen Maßnahmen. Das ist zu respektieren, ob das jetzt Angelina Jolie oder die Frau Maier aus Wampersdorf ist. Weil es eine zutiefst persönliche Entscheidung ist, die die Frau selbst treffen muss. Aber es ist natürlich nicht die einzig mögliche Maßnahme." Eine Alternative sei eine ganz engmaschige Betreuung und regelmäßige Untersuchungen.
In Österreich passiere das in den Beratungsstellen der Brustkrebszentren - sowohl mit genetischer als auch psychologischer Beratung. Hierzulande gibt es ein paar 100 Genträgerinnen, die meisten davon sind erfasst und in sehr regelmäßiger, dichter Betreuung - etwa mit einer Magnetresonanztomografie alle drei Monate, bereits in jungen Jahren.
Auch in Österreich durchgeführt
Gnant: "Wir haben ein Vierteljahrhundert darum gekämpft, die Brust zu erhalten - als Standard. Und in den USA ist in den vergangenen Jahren ein Anstieg der Amputationen um zehn Prozent zu beobachten. Das ist verrückt und das Ergebnis eines Hypes der absoluten Risikovermeidung, sicherlich auch gestützt durch ein angebotsgetriebenes Gesundheitswesen." Man müsse weiters bedenken, dass nur etwa 5 % der Brustkrebspatienten die Krankheit aufgrund der genetischen Disposition entwickelt. Da wiederum wäre eigentlich die Entfernung der Eierstöcke die viel wichtigere Maßnahme, weil Eierstockkrebs schwieriger zu diagnostizieren sei.