Vor Herren-RTL: "Die großen Favoriten sind wir natürlich nicht"
Von Christoph Geiler
Vincent Kriechmayr ist sich womöglich gar nicht darüber bewusst, welch großen Dienst er seinen Kollegen erwiesen hat. Mit seiner Goldmedaille im Super-G war er verantwortlich für die gelöste und positive Stimmung im heimischen Herren-Team.
Die zwei weiteren WM-Titel durch Vincent Kriechmayr und Marco Schwarz trugen das Ihre dazu bei, dass diese Titelkämpfe für die ÖSV-Herren schon vor den letzten beiden Bewerben als Erfolg verbucht werden können. „Man merkt von der Führungsetage bis ganz runter, dass alles um einiges lockerer ist“, sagt Roland Leitinger vor dem heutigen Riesentorlauf (10 bzw. 13.30 Uhr).
Nicht auszudenken, alles wäre so gekommen wie so oft bei den letzten Ski-Weltmeisterschaften, als es fast immer an den Technikern, oder gar den Slalomläufern lag, den Medaillenspiegel der ÖSV-Herren golden aufzupolieren.
2007 in Åre sorgte Mario Matt am Schlusstag im Slalom für das erste Herrengold.
2009 in Val d’Isère rettete Manfred Pranger ebenfalls im abschließenden Slalom die Ehre der Skination.
2013 in Schladming lastete die Verantwortung der gesamten Skination auf Marcel Hirscher, der mit seinem Slalom-Gold am letzten Tag die Fans zufriedenstellte.
2017 in St. Moritz verhalf Hirscher im Riesentorlauf der Herren-Truppe zum ersten WM-Gold.
Und auch 2019 in Åre durfte erst am Schlusstag im Slalom der erste WM-Titel bejubelt werden – Marcel Hirscher sei Dank.
Gelöste Atmosphäre
In Cortina ist die Ausgangslage nun dank der drei Goldmedaillen eine ganz andere. „Es läuft doch viel entspannter“, erklärt Stefan Brennsteiner. „Wenn es umgekehrt wäre und wir bis heute noch keine Medaillen hätten, dann würde uns das schon runterdrücken“, glaubt der Pinzgauer. „So helfen uns die Medaillen schon.“
Ob die rundum gelöste Atmosphäre im Team aber ausreicht, um in der schwächsten Disziplin - dem Riesenslalom - den Erfolgslauf fortzusetzen, erscheint aber fraglich. „Die großen Favoriten sind wir natürlich nicht“, sagt Manuel Feller.