Sport/Wintersport

Vonn: First Lady von Lake Louise

Lindsey Vonn würde auch in Hollywood eine gute Figur machen. Rein optisch sowieso, aber auch das schauspielerische Talent scheint der US-Amerikanerin in die Wiege gelegt. Was hatte sie vor der Abfahrt in Lake Louise nicht  gehadert und gejammert: Die Energie würde ihr fehlen, ein flaues Gefühl hätte sie im Magen, die Nervosität mache ihr zu schaffen, die Ski-Wahl bereite ihr noch Sorgen, und überhaupt: „Ich weiß nicht, ob ich schnell bin.“

Lindsey Vonn und nicht schnell? Ausgerechnet in Lake Louise? Papperlapapp! 24 Stunden später sah die Welt schon wieder ganz anders aus und die ach so energielose und langsame Miss Vonn war wieder ganz die Alte. 1,74 Sekunden Vorsprung  auf die zweitplatzierte Teamkollegin Stacey Cook – in bewährter Lake-Louise-Manier fuhr Lindsey Vonn auf ihrer Lieblingsstrecke den Konkurrentinnen auf und davon. Wieder ein Sieg, wieder ein Rekord-Vorsprung, „auf dieser Strecke ist alles perfekt für mich“, gestand denn auch die 28-Jährige.

Liebesgeschichte

Lindsey Vonn und Lake Louise – das  ist eine Liebesgeschichte der besonders innigen Art. An keinem anderen Weltcup-Ort  fühlt sich die Amerikanerin so daheim wie in der kanadischen Einsamkeit, auf keiner anderen Piste der Welt findet Vonn so zielsicher die Erfolgsspur wie auf der Gleiterstrecke in Alberta. Allein mit ihren bisherigen Weltcupsiegen in Lake Louise wäre die 28-Jährige bereits die Nummer 31 in der ewigen Bestenliste, noch vor bekannten Damen wie Rosi Mittermaier (D) oder Tanja Poutiainen (Fin). „Lake Louise ist einfach mein Heimrennen“, lächelte Lindsey Vonn, nachdem sie nun schon zum zwölften (!) Mal  ebendort gewonnen hatte. In der Abfahrt war es für die US-Amerikanerin überhaupt bereits der zehnte Sieg auf kanadischem Schnee.

Natürlich hatte Vonn bei der Nebellotterie in der Abfahrt auch ein wenig Glück: Ausgerechnet bei der Fahrt der Miss Lake Louise herrschte gute Sicht – doch die Hilfe von oben hätte die vierfache Weltcup-Gesamtsiegerin auf dieser Piste gar nicht nötig gehabt. „Die fährt hier sowieso in einer eigenen Liga“, meinte etwa die deutsche Dauerrivalin Maria Höfl-Riesch, die auf dem dritten Platz landete.

Insgeheim hatten sich die Konkurrentinnen diesmal ja Hoffnungen auf ein Ende von Vonns Erfolgsserie gemacht. Immerhin hat die US-Amerikanerin erst einen mehrtägigen Spitalsaufenthalt (Darminfektion) hinter sich. Doch nicht einmal dieses Handicap konnte Vonn bremsen. „Es ist oft genug kaum möglich zu gewinnen, weil die Lindsey in den Speed-Disziplinen so dominant ist“, muss sich mittlerweile auch Maria Höfl-Riesch eingestehen, „vielleicht sollten wir sie ja doch gegen die Herren antreten lassen.“

Erfolgsstory

In der Bestenliste ist Lindsey Vonn weiter auf der Überholspur unterwegs. Ein Weltcupsieg noch, dann hat sie schon die Schweizerin Vreni Schneider eingeholt, und auch der Nummer 1, Annemarie Moser-Pröll, kommt Vonn immer dichter an die Fersen. Acht Siege trennen sie nur mehr von der österreichischen Allzeitgröße. Acht weitere Siege? Die sind dieser Lindsey Vonn in den nächsten Jahren sogar allein auf ihrer Hausstrecke in Lake Louise zuzutrauen.

  Name Land Zeit
 1.  Lindsey Vonn  (USA)                  1:52,61
 2.  Stacey Cook  (USA)                    1,73
 3.  Tina Weirather  (LIE)                 1,74
  .  Maria Höfl-Riesch  (GER)              1,74
 5.  Stefanie Moser  (AUT)                 1,87
 6.  Nadja Kamer  (SUI)                    1,88
 7.  Daniela Merighetti  (ITA)             1,90
 8.  Julia Mancuso  (USA)                  1,94
 9.  Dominique Gisin  (SUI)                2,01
10.  Marion Rolland  (FRA)                 2,06
11.  Laurenne Ross  (USA)                  2,34
12.  Regina Sterz  (AUT)                   2,38
13.  Viktoria Rebensburg  (GER)            2,42
14.  Gina Stechert  (GER)                  2,46
15.  Carolina Ruiz Castillo  (ESP)         2,62
16.  Marie Marchand-Arvier  (FRA)          2,64
17.  Marianne Kaufmann-Abderhalden  (SUI)  2,80
18.  Fabienne Suter  (SUI)                 2,81
19.  Elena Fanchini  (ITA)                 2,94
20.  Tina Maze  (SLO)                      3,26
21.  Elisabeth Görgl  (AUT)                3,33
22.  Lara Gut  (SUI)                       3,5
23.  Ilka Stuhec  (SLO)                    3,56
24.  Francesca Marsaglia  (ITA)            3,57
25.  Chemmy Alcott  (GBR)                  3,59
26.  Verena Stuffer  (ITA)                 3,61
27.  Margot Bailet  (FRA)                  3,63
28.  Veronique Hronek  (GER)               3,69
29.  Anna Fenninger  (AUT)                 3,70
30.  Edit Miklos  (HUN)                    3,75
     Weiter:    
31.  Andrea Fischbacher  (AUT)             3,98
34.  Tamara Tippler  (AUT)                 4,15
35.  Nicole Schmidhofer  (AUT)             4,21
39.  Mariella Voglreiter  (AUT)            4,50

Gesamtweltcup nach fünf Rennen

  Name Land Pkte
 1.  Tina Maze  (SLO)                321
 2.  Kathrin Zettel  (AUT)           260
 3.  Maria Höfl-Riesch  (GER)        234
 4.  Tanja Poutiainen  (FIN)         149
 5.  Mikaela Shiffrin  (USA)         125
 6.  Lindsey Vonn  (USA)             110
 7.  Dominique Gisin  (SUI)          101
 8.  Irene Curtoni  (ITA)            89
 9.  Marie-Michele Gagnon  (CAN)     87
10.  Stacey Cook  (USA)              80
  .  Marlies Schild  (AUT)           80
  .  Viktoria Rebensburg  (GER)      80
13.  Maria Pietilä-Holmner  (SWE)    77
14.  Stefanie Köhle  (AUT)            74
15.  Veronika Velez Zuzulova  (SVK)   69
     Weiter:    
16.  Elisabeth Görgl  (AUT)           64
21.  Michaela Kirchgasser  (AUT)      56
27.  Anna Fenninger  (AUT)            47
28.  Stefanie Moser  (AUT)            45
39.  Alexandra Daum  (AUT)           29
43.  Regina Sterz  (AUT)             22
49.  Eva-Maria Brem  (AUT)           16
  .  Carmen Thalmann  (AUT)          16
52.  Jessica Depauli  (AUT)          15
  .  Bernadette Schild  (AUT)        15
57.  Nicole Hosp  (AUT)              14