Sport/Wintersport

Stefan Kraft: Der Sieger, der mit dem Sessellift zu Tal fuhr

Ganz so hatte sich Stefan Kraft seinen ersten Heimsieg im Weltcup nicht vorgestellt. Am Ende fuhr der 26-Jährige mit dem Sessellift am Hang hinunter, anstatt über die gigantische Sprunganlage am Kulm zu fliegen. Zu wechselhaft waren die Windverhältnisse im zweiten Durchgang, die letzten drei Athleten wurden nicht mehr abgelassen.

Dem Reglement entsprechend wurde somit der Stand nach dem ersten Durchgang als Endergebnis gewertet – und da lag Kraft 0,7 Punkte vor dem Japaner Ryoyu Kobayashi und 2,5 vor dem Slowenen Timi Zajc. Mit den zusätzlichen 100 Punkten für den Sieg, seinen dritten in dieser Saison, baute Kraft auch seine Führung in der Gesamtwertung auf Karl Geiger (GER) aus, der gestern Rang sechs belegte.

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Dauergrinser

„Ein Sieg in Österreich ist einfach etwas ganz Besonderes, wenn du vor der Familie und so vielen Fans gewinnst“, schwärmte Kraft. „Ich habe mich das ganze Wochenende sehr gut gefühlt. Es hat für mich einfach alles zusammengepasst, es war ein perfekter Tag.“ Nur das lange Warten vor einem möglichen zweiten Sprung habe an den Nerven gezerrt: „Natürlich wäre ich gerne noch einmal geflogen. Da oben kriegt man wenig mit. Ich habe nur ein Raunen im Stadion gehört und so gemerkt, dass die Leute vor mir nicht weit gesprungen sind.“

Nach Rang drei am Samstag sprach Kraft davon, noch Kraftreserven zu haben. Und er ging auch ein Risiko ein: Auf Empfehlung seiner Betreuer und nach Videostudium nahm er neben einem neuen Anzug auch den extra für ihn entwickelten Skiflug-Ski her, auf den er am Samstag noch verzichtet hatte. Dabei sei ihm schon etwas mulmig gewesen: „Ja, so viel umstellen, da habe ich mir schon gedacht: ,Muss das sein?‘ Aber ich habe voll riskiert, und alles ist aufgegangen.“

In den Kampf um den Gesamtweltcup geht Kraft nun voller Zuversicht, 138 Punkte liegt er bereits vor Verfolger Geiger: „Ich bin gerne vorne, das ist schön. Und das Programm, das noch kommt, habe ich gerne – und ich fühle mich körperlich sehr gut.“ Und abschließend sagte er etwas, das Skispringer normalerweise nicht sagen: „Ich muss am Boden bleiben.“

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Von den weiteren Österreichern war Daniel Huber als 15. der Beste. Michael Hayböck wurde 23., Stefan Huber 24. und Philipp Aschenwald 26. Gregor Schlierenzauer verpasste nach einem Fast-Sturz die Qualifikation.

Ein gutes Zeugnis konnte nicht nur Stefan Kraft ausgestellt werden. Auch das neue Organisationskomitee auf dem Kulm zog zufrieden Bilanz. 11.500 Fans kamen am Samstag, rund 6.800 am Sonntag. „Wir versuchen, das, was wir können, ehrlich und transparent zu machen“, sagte OK-Chef Christoph Prüller. „Wir haben von allen Seiten ein sehr gutes Zeugnis bekommen. Jetzt geht es langsam einen Schritt nach dem anderen. Wir möchten gern in die Infrastruktur investieren.“

So gebe es etwa Gespräche mit der ÖBB. Bereits ab 2022 könnte es eine Bahnüberführung geben. Und die nächste Skiflug-WM in der Steiermark ist für 2026 „definitiv ein Ziel“.

Endstand (nur 1 Durchgang gewertet):

1.

Stefan Kraft (AUT)

232,6

(230,0 m)

2.

Ryoyu Kobayashi (JPN)

231,9

(242,5)

3.

Timi Zajc (SLO)

230,1

(228,5)

4.

Kamil Stoch (POL)

229,4

(232,0)

5.

Domen Prevc (SLO)

229,1

(232,5)

6.

Karl Geiger (GER)

227,3

(225,0)

7.

Johann Andre Forfang (NOR)

225,9

(227,0)

8.

Robert Johansson (NOR)

224,3

(233,5)

9.

Piotr Zyla (POL)

220,1

(223,5)

10.

Stephan Leyhe (GER)

219,5

(222,5)

11.

Antti Aalto (FIN)

219,1

(222,5)

12.

Anze Semenic (SLO)

218,3

(230,0)

13.

Marius Lindvik (NOR)

215,7

(242,0)

14.

Ziga Jelar (SLO)

215,1

(223,5)

15.

Daniel Huber (AUT)

212,9

(220,0)

16.

Markus Eisenbichler (GER)

210,2

(215,0)

17.

Daniel-Andre Tande (NOR)

209,6

(217,0)

.

Pius Paschke (GER)

209,6

(220,5)

19.

Junshiro Kobayashi (JPN)

208,2

(223,0)

20.

Peter Prevc (SLO)

201,7

(228,0)

21.

Jakub Wolny (POL)

201,3

(215,0)

.

Jurij Tepes (SLO)

201,3

(215,0)

23.

Michael Hayböck (AUT)

200,9

(215,5)

24.

Stefan Huber (AUT)

200,7

(228,0)

25.

Roman Koudelka (CZE)

200,5

(222,0)

26.

Philipp Aschenwald (AUT)

199,1

(211,0)

27.

Wladimir Zografski (BUL)

191,9

(213,5)

28.

Aleksander Zniszczol (POL)

190,8

(206,0)

29.

Robin Pedersen (NOR)

189,0

(207,0)

30.

Taku Takeuchi (JPN)

183,6

(201,5)

40.

Clemens Leitner (AUT)

148,5

(186,0)

disqualifiziert: Yukiya Sato (JPN/Anzug)

nicht qualifiziert für den Bewerb u.a.: Gregor Schlierenzauer (AUT)