Sport/Wintersport

WKÖ und Sportministerium steigen aus dem Austria Ski Pool aus

Drei Jahrzehnte lang war die Wiederwahl des ÖSV-Präsidenten ein in der Öffentlichkeit wenig beachteter Durchlaufposten. Weil der seit 1990 im Amt befindliche Peter Schröcksnadel (79) nach 31 Jahren aber nicht mehr kandidiert, ist ein Kampf um die Nachfolge entbrannt. Im Skiverband sind schon seit längerem personelle Änderungen im Gange, strukturelle folgen. Bekannt wurde nun, dass Republik und Wirtschaftskammer ihre Verträge mit dem Austria Ski Pool kündigen.

Und zwar mit Wirksamkeit April 2022, man hat also noch Zeit für eine Neuordnung. Der seit 1971 bestehende Verein Austria Ski Pool versorgt über Sportartikel-Ausrüsterfirmen über 270 Alpine und Nordische mit rennsportspezifischem Material. Bund und WKÖ stehen für jeweils 500.000 Euro, das Geld soll künftig aber in andere Projekte fließen. Der Pool wiederum könnte in anderer Form Teil eines "ÖSV neu" werden, der wie eine Holding organisiert ist.

Skipool-Chef Reinhold Zitz sieht es gelassen: "Es gibt Gespräche, dass das Geld möglicherweise für andere Projekte im Rahmen des Skisports verwendet wird. Es stehen grundsätzlich in diesen Zeiten Umbrüche an."

Weiterhin Fördergeber für den Skiverband

"Wirtschaftskammer und Sportministerium haben sich zu einem gemeinsamen Ausstieg aus dem Austria Ski Pool entschlossen", wurde am Mittwoch auf Anfrage der APA bestätigt. Die WKÖ begründete dies mit einer "Neuausrichtung der Förderung". Insbesondere dem Wunsch, die Nachwuchsförderung zu stärken und neue Zielgruppen für den Skisport anzusprechen. Damit solle der für den Tourismusstandort so wichtige Wintersport als Breitensport und Freizeitangebot weiter gestärkt werden. Man stehe dem ÖSV aber weiterhin als Ansprechpartner für Wintersportprojekte zur Verfügung,.

Das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport zieht sich aus strategischen und prinzipiellen Erwägungen zurück. Die Mitgliedschaft einer Gebietskörperschaft in einer Sportorganisation im Sinne der Autonomie des Sports und im Hinblick auf Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Unterstützungsleistungen erscheine als nicht mehr zeitgemäß, hieß es. Auch das Sportministerium will den Skiverband als Fördergeber aber weiterhin begleiten sowie grundsätzlich als Förderer des Wintersports erhalten bleiben. Man werde mit dem ÖSV ausloten, wie die bisherige Unterstützung künftig in projektbezogene, nachwuchs- und breitensportfördernde Maßnahmen übergeführt werden könne, hieß es.

Ob die Umstrukturierungen unter Michael Walchhofer, der kürzlich präsentierten Renate Götschl oder womöglich noch einem bisher noch nicht bekannten Präsidentschafts-Bewerber erfolgt, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Schon diesen Freitag kommen die Präsidenten der Ski-Landesverbände zusammen, um die Situation zu besprechen.

ÖSV will Kampfabstimmung vermeiden

Das aktuelle Geschehen auf ein Funktionärs-Duell zwischen zwei 45-jährigen, ehemaligen Schulkollegen und Abfahrtsweltmeistern zu reduzieren, reicht aber nicht aus. Fasst man die aktuellen Kommentare österreichischer Medien zusammen, steht der Salzburger Hotelier Walchhofer für einen eher radikalen Neubeginn. Das tut die Steirerin Götschl auch, geschehen soll dies offenbar aber mehr im Sinne und mit Unterstützung des im Sommer 80 Jahre alt werdenden Schröcksnadel. Dieser kandidiert zwar nicht mehr, hat aber stets betont, sein wirtschaftliches Know-how weiter für den Skiverband einbringen zu wollen.

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Neben Walchhofer waren einige Zeit der Tiroler Kitzbühel-Präsident Michael Huber, Ex-Rennläufer Thomas Sykora aus Niederösterreich sowie zuletzt vor allem der wirtschaftserfahrene Kärntner Klaus Pekarek (Uniqa) im Gespräch als Kandidaten für die Schröcksnadel-Nachfolge gewesen. Nach den Absagen der Genannten war Walchhofer, Absolvent der KMU-Akademie, kurz einziger Kandidat. Dass diese Woche Ex-Rennläuferin Götschl ins Rennen ging und vom Steirischen Skiverband nominiert wurde, soll die Situation aber auf den Kopf gestellt haben. Denn damit würde bei einer an die Mitgliederzahlen gekoppelten Abstimmung durch die Landesverbände die Mehrheit bei Götschl liegen, heißt es.

Traditionell versucht man beim Skiverband eine Kampfabstimmung aber zu vermeiden. Stattdessen soll die Nachfolgefrage (und die des Vizepräsidenten) schon im Mai im Wahlausschuss geklärt werden, um bei der Länderkonferenz am 19. Juni in Villach einen verbliebenen Kandidaten bzw. eine Kandidatin präsentieren zu können. Im Vorjahr war die Länderkonferenz corona-bedingt auf 2021 verschoben worden.

Wer auch immer das Rennen um die Nachfolge Schröcksnadels macht, bekommt viel zu tun. Unter dem Tiroler ist der ÖSV mit seinen aktuell 1.116 Vereinen und fast 140.000 Mitgliedern zum erfolgreichsten Sport-Fachverband Österreichs geworden. Sowie zu einem Riesenunternehmen mit mehreren Veranstaltungs-Gesellschaften und einem Gesamtumsatz zwischen 60 und 90 Mio. Euro, je nachdem, ob man gerade eine Heim-WM abzuwickeln hat oder nicht. Der Austria Ski Pool ist mit zuletzt 3,7 Mio. Euro Jahresumsatz ein Teil des Ganzen.