Sieg-Hattrick: ÖSV-Star Kraft springt zum nächsten Triumph
Von Christoph Geiler
Stefan Kraft befindet sich gerade in dieser beneidenswerten Verfassung, nach der sich jeder Skispringer sehnt: Er hat den viel zitierten und berühmten Flow. Das ist dieser Ausnahmezustand, in dem alles so leicht von der Hand geht und die hohe Kunst des Skispringens dann plötzlich so einfach aussieht.
➤ Mehr lesen: Die ungewohnte Leichtigkeit von Skispringer Stefan Kraft
Nämlich genau so wie bei Stefan Kraft, der in dieser Saison mit einer traumwandlerischen Sicherheit und faszinierenden Leichtigkeit von Sieg zu Sieg springt. Den beiden Erfolgen beim Weltcupauftakt auf der Großschanze in Ruka ließ der 30-jährige Pongauer am Samstag einen souveränen Triumph auf der Normalschanze in Lillehammer folgen.
Im Laufe seiner Karriere ist Stefan Kraft schon häufig auf Wolke sieben geschwebt und hat Maßstäbe gesetzt, aber selbst langjährige Weggefährten können sich nicht daran erinnern, dass der Skiflugweltrekordhalter einmal dermaßen dominant aufgetreten wäre. Stefan Kraft gewinnt in diesem Winter die Wettkämpfe nicht einfach nur, er schwebt förmlich in anderen Sphären.
Neue Wege
Beim Bewerb auf der Normalschanze in Lillehammer stellte Kraft seine Dominanz eindrucksvoll unter Beweis und distanzierte mit Sprüngen auf 104 und 92,5 Meter den zweitplatzierten Andreas Wellinger (Deutschland) um fünf Punkte. „Ich muss im Moment beim Skispringen nicht viel nachdenken“, sagte der Seriensieger.
Der dreifache Weltmeister ist im vergangenen Sommer einen anderen Weg gegangen. Nach den intensiven Jahren im Weltcup nahm sich Stefan Kraft eine Auszeit und gönnte sich eine sechswöchige Weltreise. Anfänglich waren nicht alle beim Skiverband darüber erfreut, doch der positive Effekt ist nicht zu übersehen.
Kraft wirkt nicht nur unbeschwert wie selten zuvor, er hat über den Sommer dermaßen viel Energie getankt, dass er die Trainer auch mit seinen körperlichen Werten verblüfft. „Ich war schon lange nicht mehr so gut drauf“, sagt Stefan Kraft.
ÖSV-Chefcoach Andreas Widhölzl gerät regelrecht ins Schwärmen. „Der Krafti hat im Moment gerade ein brutal hohes Niveau.“ Mit dieser Dominanz hatte freilich auch er nicht gerechnet. „Das ist noch einmal ein anderes Level als in der Vorbereitung.“
Starkes Team
Im Windschatten von Seriensieger Stefan Kraft zeigten auch die Teamkollegen auf: Daniel Tschofenig, der in der Vorbereitung teilweise Stefan Kraft um die Ohren gesprungen war, landete erstmals in dieser Weltcupsaison auf dem Podest (3.). Manuel Fettner (5.), Jan Hörl (7.) und Michael Hayböck (13.) komplettierten den mannschaftlichen Erfolg der österreichischen Skispringer, die heute auf der Großschanze nachlegen wollen.