Sport/Wintersport

Schladming macht sich schick

Alle Inhalte anzeigen
Am Montag wird in Schladming die 42. alpine Ski-WM eröffnet. Bis dahin wird im Ort des Geschehens noch fleißig gewerkt. Vom Steiermark-Dorf bis zur Riesen-Tribüne – ein Stadtspaziergang.

Es kann nie genug Steiermark in der Steiermark geben. Aus diesem Grund wurde in der Fußgängerzone von Schladming während der alpinen Ski-WM das Steiermark-Dorf errichtet. Grün und Holz-braun sind die Farben der Wahl, bodenständig und naturverbunden soll es aussehen. Und einheitlich.

"Do’ samma jo ned’ im Prater"

Alle Inhalte anzeigen
Kreative Farb-Freiheit ist hier nicht erwünscht. "Ja, wie würd’ denn des ausschauen? Do’ samma jo ned’ im Prater", sagt Alfred Herz-Digruber und zeigt auf drei gelbe A4-Zettel, die an die Wände eines Verkaufspavillons getackert wurden.

"Kürbiscreme" und "Bauernkrapfen" steht da geschrieben. Aber nicht die Speisen selbst sind es, die das Gemüt des Verantwortlichen von Steiermark Tourismus erregen, sondern deren Präsentation. "Das soll ja alles ein Gesicht haben und was gleichschauen", erklärt der Wächter des Corporate Design, während er beobachtet, wie die Zettel des Anstoßes abgenommen werden. Dann marschiert er zum nächsten Stand.

Elf steirische Regionen dürfen sich während der Ski-WM in Schladming präsentieren. Von Hirschbirnleberkäse, über den "Pobmops-Burger" und die Käferbohnensuppe bis zum Weltmeister-Krapfen und vom Stehtisch mit Lederhosen-Beinen bis zur Lebkuchen-Malstation für Kinder – das Gastgeber-Bundesland zeigt sich kreativ.

Public Viewing

Alle Inhalte anzeigen
"Das ist hier die einzige Möglichkeit für die Leute, um ohne Ticket live dabei zu sein", sagt Herz-Digruber und deutet Richtung Steiermark-Bühne am Ende der Fußgängerzone. Wo zwei Tage vor Eröffnung der Ski-WM noch die Lipizzaner über die Leinwand galoppieren, werden in den kommenden zwei WM-Wochen alle Rennen und Siegerehrungen übertragen.

"So, Österreich-Fahnen hamma jetzt einmal schon", sagt eine Dame im rosaroten Ski-Anorak. Die drei Kindergarten-Sprösslinge zu ihren Moonboots lächeln fröhlich ob der Holzstäbchen mit den rot-weiß-roten Fahnen. Jetzt könnte es ihrer Meinung nach schon losgehen. Aber zwei Tage vor der Eröffnung herrscht im Ort des Geschehens noch die Ruhe vor dem Ansturm. Noch lässt es sich unbedrängt durch die Stadt spazieren, noch kommt man ohne die gefühlten Tausenden "Entschuldigung-dürft’-ich-mal-hier-durch" voran.

Alle Inhalte anzeigen
Was nicht bedeutet, dass sich die Menschen nicht für die Verwandlung der WM-Stadt interessieren. In Grüppchen wird dieser Tage beim alpinen Sightseeing durch die Stadt geschlendert und gestaunt. Da macht auch das bisserl Nieselregen nichts. "Schau’, des Rathaus sieht ma’ gar nimma", sagt ein älterer Herr im Lodengewand zu seiner Begleiterin, schüttelt den Kopf und stapft weiter.

Vor dem roten Klinkerhaus mit dem Türmchen ist eine Bühne aus dem Asphalt gewachsen. "Vorsicht Baustelle" steht auf der Absperrung, hinter der noch fleißig gehämmert wird. Aus den riesigen Lautsprecher-Türmen wummert es schon testweise.

Neues Stadtbild

Alle Inhalte anzeigen
Gegenüber ist die Medal Plaza entstanden, wo am Dienstag nach dem Super-G der Damen die erste Weltmeisterin geehrt wird. Nebenan wurde das Österreich-Haus aufgestellt, das nach der WM wieder abgebaut wird. Ob temporär oder bleibend, die meisten Neubauten haben etwas gemeinsam: Sie tragen ein Holzgewand. Ob Schindeln oder Planken, die Neuzugänge passen zusammen – wenn auch zu sonst nichts im bestehenden Stadtkern.

Wo im Vorjahr noch Publikumsparkplatz war, steht heute ein riesiges, weißes Festzelt. Die Gösser-Fan-Arena verspricht "Die größte WM-Party!". Auch wenige Schritte weiter wird nicht mit dem Rufzeichen gespart. "Griaß enk!" steht auf der Tür des zweistöckigen, gläsernen Tirol-Bergs, der bereits am Sonntagabend eine Super-Bowl-Party beherbergt. "Das beginnt um acht, da wer’ ma versuchen, uns reinzuschleichen", sagt ein junger Herr mit Tiroler Akzent, während er beobachtet, wie die Handwerker noch die Holz-Terrasse zurechtzimmern. Sein Begleiter nickt, der Plan scheint perfekt.

Letzte Handgriffe

Alle Inhalte anzeigen
In Schladming riecht es dieser Tage nach Sägespänen. Allerorts wird noch gewerkt, gehämmert und soundgecheckt. Die WM-Stadt hat sich in den vergangenen Monaten verändert. Eng ist es geworden in den Straßen der 4400-Seelen-Gemeinde. Vor allem rund um die Ziel-Arena, wo man sich neben der mehr als 20 Meter hohen Stahlrohr-Tribüne wie ein Zwerg fühlt.

Wer den Kopf in den Nacken legt, kann die Flaggen der teilnehmenden Nationen zählen. 70 sollten es sein, die hier im leichten Wind tanzen. Auch der hält sich zwei Tage vor der WM noch an das Motto: Ruhe vor dem Sturm.