ÖSV-Star Anna Gasser: "Da höre ich dann lieber vorher auf"
Von Christoph Geiler
Wo immer Anna Gasser auftaucht, da steht sie im Mittelpunkt. Auch bei der berühmten Interalpin, der Weltleitmesse für alpine Technologien in Innsbruck, zieht die Doppel-Olympiasiegerin im Snowboard-Big Air die Blicke fast mehr auf sich, als die riesigen Liftgondeln und Pistenraupen.
Anna Gasser ist neben Nina Ortlieb der Stargast am Stand der Firma Doppelmayr. Der Weltmarktführer im Bereich Seilbahnbau aus Vorarlberg verständigte sich mit dem Österreichischen Olympischen Comité auf eine Fortsetzung der jahrelangen und bewährten Kooperation.
KURIER: Es fällt auf, dass Sie von sehr vielen asiatischen Besuchern angesprochen werden.
Anna Gasser: Die letzten beiden Olympischen Winterspiele waren in Südkorea und in China. Generell sind diese beiden Länder sehr snowboardbegeistert. Vor allem in China gibt es mehr Snowboarder als Skifahrer. Das kann man sich bei uns in Österreich gar nicht vorstellen. Die lieben dort Freestyle, das ist richtig cool. In Peking erst gemerkt, wie groß der Hype ist. Und dass die Chinesen gerne Selfies machen, das wissen wir auch.
In den letzten Tagen ist der Winter in den Bergen zurückgekehrt. Nützen Sie die Gelegenheit zum Trainieren?
Bei uns ist die Saison ein wenig anders aufgeteilt als bei den Skifahrern. Wir haben tatsächlich jetzt noch einige wichtige Events und Video-Shootings. Ich fliege nächste Woche in die USA zu einem Event, später weiter nach Kalifornien. Bei uns geht die Saison bis Mitte/Ende Mai.
Wie lange dauert dann die Sommerpause?
Ein Monat dauert es schon, um runter zu kommen. In unserem Sport hat sich in den letzten Jahren sehr viel verändert durch diese Airbag-Anlagen, auf denen wir fast durchgehend trainieren. Die gibt es auf der ganzen Welt und seither ist es ein Ganzjahressport geworden. Man weiß, dass alle trainieren, deshalb darf man nicht auf der faulen Haut liegen.
Und deshalb entstehen auch immer neue Tricks.
Genau. Deshalb ist der Fortschritt so enorm.
Studieren Sie denn schon neue Tricks ein?
Jetzt ist eine gute Zeit zum Üben und Probieren, weil der Schnee weich ist. Ich muss mit der Energie haushalten, ein bisschen müde bin ich schon nach dieser langen Saison. Ob es wirklich ein neuer Trick wird, weiß ich nicht. Kann auch sein, dass ich einfach einen bewährten Trick perfektioniere.
Fühlen Sie Sich als 31-Jährige schon ein wenig alt in der Szene?
Es stimmt auf alle Fälle. Bei den Bewerben sind die Konkurrenten immer jünger. Ich bin eine der älteren Boarderinnen, die noch dabei sind. Aber ich fühle mich immer noch fit und konkurrenzfähig.
Viele bewundern die Leichtigkeit, wie Sie ihre Kunststücke aufführen. Verstehen Sie, dass der eine oder andere sagt: Die ist verrückt.
Das ist Ansichtssache. Für mich ist das kalkuliertes Risiko. Ich finde es verrückt, wenn jemand die Streif hinunterrast. Das ist viel wilder, als das, was ich mache. Ich mach ja nichts Gefährliches aus dem Stegreif, das ist alles wohl überlegt, man arbeitet daran und tastet sich hin.
2026 wären die Winterspiele in Italien, 2027 die Heim-WM in Montafon und Kühtai. Reizt Sie das?
Im Sport kann eine Verletzung alles ändern. Es ist leicht zu reden, wenn man fit ist. Ich kenne aber die andere Seite auch. Man muss schauen, wo man steht und wie sich der Sport entwickelt. Ich muss ja auch mithalten können. Ich bin zu ehrgeizig, ich mag nicht zu Olympia fahren, wenn ich nicht um die Medaille mitkämpfen kann. Da höre ich dann lieber vorher auf.