Neuer Anlauf gegen den Abfahrts-Abwärtstrend
Österreichs Sportlerin des Jahres ist sie bereits, jetzt fehlt noch der Titel Weltcupsiegerin in der Abfahrt. Anders als die jährliche Sportlerwahl hat Anna Fenninger Zweiteres in den eigenen Händen und Beinen.
„Ich liebe Herausforderungen und diese Strecke ist eine“, sagte die 24-jährige Salzburgerin vor dem Auftakt in die Abfahrts-Weltcupsaison heute, Freitag, in Beaver Creek (18.40 Uhr MEZ/live ORFeins). Fenninger lieferte im Training auf der neuen und technisch anspruchsvollen Damen-Abfahrtspiste „Raptor“ überzeugende Leistungen ab. 2015 wird an selber Stelle um WM-Medaillen gefahren.
Tatsächlich werden der vierfachen Weltcupsiegerin (Super-G, Riesentorlauf) im ÖSV-Lager am ehesten Chancen auf einen Sieg beim Speed-Auftakt eingeräumt. Zeitgleich wäre es eine Erlösung für das rot-weiß-rote Damen-Abfahrtsteam. Seit Renate Götschls 24. und letztem Abfahrtstriumph im März 2007 haben die ÖSV-Abfahrerinnen in fünf Weltcup-Saisonen lediglich zwei Erfolge geschafft. 2009 gewann Andrea Fischbacher in Bansko, für den bisher letzten Sieg sorgte Elisabeth Görgl im Jänner 2012 in Bad Kleinkirchheim.
Mehr als zwei Podestplätze waren seitdem nicht drin – auch wegen der Dominanz von Lindsey Vonn. Die Amerikanerin gewann von den vergangenen 47 Weltcup-Abfahrten 24 und damit die Hälfte aller Bewerbe in der Königsdisziplin in den jüngsten sechs Saisonen.
Von Vonn droht in Colorado allerdings keine Gefahr. Nach einer neuerlichen Knieverletzung bangt Vonn gar um einen Start bei den Olympischen Spielen im Februar in Sotschi. Ebenfalls nicht am Start ist die amtierende Weltmeisterin in der Abfahrt: Marion Rolland aus Frankreich.
Anna Fenninger weiß, dass die Latte in Colorado bei ihrem Ersten von drei Auftritten an diesem Wochenende besonders hoch liegt: „Hier einen guten Lauf runterzubringen, wird am Freitag die große Herausforderung. Es ist sehr anspruchsvoll.“ Außerdem fehlen ihr in der noch jungen Saison die Vergleiche in den schnellen Disziplinen.
Lange Liste
Die Liste der Mitfavoritinnen ist lang: Neben Fenninger zählen dazu die Schweizerin Lara Gut sowie Tina Weirather aus Liechtenstein. Doch der Österreicher Alexander Hödlmoser, Trainer der US-Damen, warnt: „Maria Höfl-Riesch oder Tina Maze haben im Rennen ganz sicher noch große Reserven.“
Für Gesamtweltcup-Siegerin Maze lief der Saisonstart in Sölden mit Platz 18 enttäuschend. „Da war ich noch nicht bereit. Aber seit dem Training in Vail habe ich wieder einen guten Rhythmus“, sagt Maze und versucht sich dabei als Philosophin: „Man muss von einem Berg heruntersteigen, um wieder hinaufklettern zu können.“