Nach der nächsten Glanztat: Schwarz sagt Odermatt den Kampf an
Von Christoph Geiler
Jetzt ist es also schon so weit gekommen, dass Marco Schwarz nach einem vierten Platz im Riesentorlauf fuchsteufelswild durch den Zielraum stapft. Vor einem Jahr hätte der Kärntner an dieser Stelle noch ausgelassen gejubelt und sich feiern lassen. Nach dem vierten Platz am Sonntag beim Klassiker in Alta Badia trieb es Schwarz die Zornesröte ins Gesicht. „Heute zipfts mich richtig an!“
Die harsche Reaktion auf dieses Resultat, das im Übrigen sein fünftbestes Ergebnis in einem Weltcup-Riesentorlauf war, sagt einiges über die Wandlung und Entwicklung von Schwarz aus. Der Allrounder befindet sich gerade in der erfolgreichsten Phase seiner Karriere, was nicht zuletzt die zwei WM-Medaillen in Courchevel-Meribel sowie sechs Podestplätze im Kalenderjahr 2023 belegen. Nicht von ungefähr spricht ÖSV-Chef Marko Pfeifer „vom stärksten Blacky, den ich gesehen habe“.
➤ Lesen Sie, was sich Schwarz für diese Saison vorgenommen hat
RTL von Alta Badia
1. Marco Odermatt (SUI)2:29,231:14,83 1:14,40
2. Filip Zubcic (CRO)2:29,42 +0,19 1:15,14 1:14,28
3. Zan Kranjec (SLO)2:31,49 +2,26 1:15,71 1:15,78
4. Marco Schwarz (AUT)2:31,77 +2,54 1:15,19 1:16,58
5. Joan Verdu (AND)2:31,90 +2,67 1:16,53 1:15,37
6. Alexis Pinturault (FRA)2:32,04 +2,81 1:16,37 1:15,67
7. Henrik Kristoffersen (NOR)2:32,33 +3,10 1:16,74 1:15,59
8. Stefan Brennsteiner (AUT)2:32,65 +3,42 1:16,61 1:16,04
9. Tommy Ford (USA)2:32,75 +3,52 1:17,18 1:15,57
10. Gino Caviezel (SUI)2:32,89 +3,66 1:16,98 1:15,91
Ausgeschieden im 2. Durchgang: Manuel Feller (AUT)
Gesamt
1. Marco Odermatt (SUI)356
2. Marco Schwarz (AUT)284
3. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 180
4. Bryce Bennett (USA)178
5. Filip Zubcic (CRO)148
6. James Crawford (CAN)136
7. Vincent Kriechmayr (AUT)132
8. Manuel Feller (AUT)124
Dominik Paris (ITA)124
10. Joan Verdu (AND)105
RTL
1. Marco Odermatt (SUI)200
2. Filip Zubcic (CRO)130
Marco Schwarz (AUT)130
4. Joan Verdu (AND)105
5. Zan Kranjec (SLO)96
Marco Schwarz selbst hat seine Ansprüche in den vergangenen Monaten immer weiter nach oben geschraubt. Einerseits weil er gemerkt hat, dass er inzwischen in der Lage ist, in allen Disziplinen um die Podestplätze mitzufahren – der Alleskönner war 2023 in allen Disziplinen in den Top 6 – andererseits wittert Schwarz auch die Chance, dem Schweizer Marco Odermatt im Kampf um die große Kristallkugel das Leben schwer zu machen.
Fehlerhafter 2. Durchgang
Der vierte Platz von Alta Badia ärgerte den Kärntner auch deshalb so sehr, weil er nach dem ersten Durchgang als Dritter noch auf Schlagdistanz zu Odermatt war und nur 36 Hundertstelsekunden hinter dem Seriensieger lag. Im zweiten Durchgang riss er dann mit einer fehlerhaften Fahrt zweieinhalb (!) Sekunden Rückstand auf. „Mir ist schon klar, dass das Jammern auf hohem Niveau ist, wenn man Vierter wird. Aber das ist eben eine saubere Schleife und schon bedenklich.“
Diese Selbstkritik zeigt zugleich auch den Ehrgeiz des 28-Jährigen. Offiziell redet Schwarz nicht gerne über den Gesamtweltcup, aber er hat natürlich mitgekriegt, dass Odermatt in ihm den größten Rivalen sieht. Der 26-jährige Schweizer liegt nach seinem 16. Weltcupsieg im Riesentorlauf – einer mehr als Alberto Tomba und Hermann Maier – inzwischen 72 Zähler vor dem Österreicher. Und wenn Odermatt seine Erfolgsserie im Riesentorlauf fortsetzt, dann wird der Vorsprung am Montag im zweiten Rennen in Alta Badia (Montag, 10.00/13.30 Uhr, live ORF1) weiter anwachsen. In den letzten 21 Riesentorläufen war der Schweizer immer auf dem Podest.
Schwarz sieht die Sache noch gelassen. Er weiß ohnehin, dass er vor allem in den Slaloms Punkte sammeln muss, um den Schweizer in Zugzwang und zu Fehlern zu zwingen. Aber wie meinte er doch gleich: „Auch ein Odermatt ist zu erwischen.“