Sport/Wintersport

Chaotische Kitz-Abfahrt: Zwei schlimme Stürze, Feuz vor Mayer

Auf einmal wurde es still im Zielraum der Streif. Noch gespenstisch stiller als es ohnehin schon war bei diesem Geisterrennen in Kitzbühel. Bei einer normalen Hahnenkammabfahrt wäre jetzt von den voll besetzten Tribünen ein entsetztes Raunen zu vernehmen gewesen, aber als nun Urs Kryenbühl mit wild verdrehtem Körper regungslos über die Ziellinie rutschte, war kein Mucks zu hören.

Reflexartig drehten sich die Läufer und Trainer im Ziel weg, so wie sie es immer machen, wenn einer von ihnen stürzt. Für einige Sekunden, die einem wie eine Ewigkeit vorkamen, schienen alle in Schockstarre, bis eine Stimme zu vernehmen war. "Jetzt helft’s ihm doch!"

Das Rennen in Bildern: 

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Böse Erinnerungen

Fast 30 Minuten musste der Schweizer versorgt werden, nachdem er beim heuer so tückischen Zielsprung bei Tempo 140 fürchterlich zu Sturz gekommen war. Sein heftiger Aufprall auf der harten Piste ließ unweigerlich Erinnerungen an die Unfälle von Scott Macartney (USA/2008) und Daniel Albrecht (SUI/2009) wach werden, die nach Stürzen beim Zielsprung tagelang im Koma lagen.

Kryenbühl, der eine Gehirnerschütterung, ein gebrochenes Schlüsselbein sowie Risse von Kreuz- und Innenband im rechten Knie erlitt, war der zweite Läufer, der mit dem Rettungshubschrauber von der Streif geborgen werden musste. Bereits vor ihm war der Helikopter wegen Ryan Cochran-Siegle (USA) aufgestiegen, der in der Traverse ins Fangnetz gekracht war und danach über Schulterschmerzen klagte.

Es war wie so oft in Kitzbühel, dass nach einer Abfahrt fast mehr über die Stürze gesprochen wurde als über den Ausgang des Rennens. Und wieder einmal bewahrheitete sich, dass die Streif die brutalste Abfahrt der Welt ist, selbst wenn sie viele Läufer im Training „angenehm“ fanden.

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Banges Warten

Die beiden Stürze und die langen Unterbrechungen hätten beinahe dafür gesorgt, dass die Ersatzabfahrt von Wengen nicht in die Wertung gekommen wäre. Weil immer mehr Wind aufkam und die Läufer beim Zielsprung immer unkontrollierter durch die Luft flogen, wurde die Abfahrt immer wieder unterbrochen. Beat Feuz musste mehr als zweieinhalb Stunden lang zittern, ehe die für eine offizielle Wertung vorgeschriebenen 30 Läufer endlich im Ziel waren und sein erster Sieg auf der Streif feststand.

"Dieses Rennen war für mich eine emotionale Achterbahnfahrt“", gestand Feuz. Der Sturz des Teamkollegen, das lange bange Warten im Ziel, die Angst vor einem Abbruch vor der Startnummer 30 - all das ließ den Schweizer nicht unbeeindruckt. "Das war ein brutal schwieriges Rennen", meinte der 33-Jährige, der nun bis auf Gröden alle klassischen Weltcup-Abfahrten gewinnen konnte.

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Fehlende Emotionen

All die Begleiterscheinungen trübten freilich ein wenig die Freude des Siegers. An kaum einem anderen Ort ist die Siegerzeremonie normalerweise so stimmungsvoll wie in Kitzbühel, wo am Abend traditionell 20.000 Fans die Streif-Helden hochleben lassen. „Die Zuschauer haben extrem gefehlt“, gestand Feuz.

Auch Matthias Mayer vermisste nach dem Abschwingen im Ziel den tosenden Applaus der Fans, der ihm für seine Fahrt auf den zweiten Rang sicher gewesen wäre. Dass er Beat Feuz den Vortritt lassen musste, nahm der Vorjahressieger mit Humor. „Erstens hat sich Beat diesen Sieg verdient. Und das war ja auch die Wengen-Abfahrt. Da lassen wir gerne einen Schweizer gewinnen.“

In der klassischen Hahnenkammabfahrt am Sonntag (11.30 / KURIER.at-Liveticker) kann Matthias Mayer dann ja den Spieß umdrehen.

Endstand:

1.

Beat Feuz (SUI)

1:53,77

 

2.

Matthias Mayer (AUT)

1:53,93

+0,16

3.

Dominik Paris (ITA)

1:54,33

+0,56

4.

Johan Clarey (FRA)

1:54,66

+0,89

5.

Andreas Sander (GER)

1:54,72

+0,95

6.

Carlo Janka (SUI)

1:55,14

+1,37

7.

Matthieu Bailet (FRA)

1:55,27

+1,50

8.

Romed Baumann (GER)

1:55,28

+1,51

9.

Vincent Kriechmayr (AUT)

1:55,39

+1,62

10.

Nils Allegre (FRA)

1:55,41

+1,64

11.

Travis Ganong (USA)

1:55,52

+1,75

12.

Dominik Schwaiger (GER)

1:55,58

+1,81

13.

Josef Ferstl (GER)

1:55,65

+1,88

 

Otmar Striedinger (AUT)

1:55,65

+1,88

15.

Maxence Muzaton (FRA)

1:55,82

+2,05

16.

Hannes Reichelt (AUT)

1:56,01

+2,24

17.

Daniel Danklmaier (AUT)

1:56,24

+2,47

18.

Kjetil Jansrud (NOR)

1:56,28

+2,51

19.

Jared Goldberg (USA)

1:56,34

+2,57

20.

Matteo Marsaglia (ITA)

1:56,40

+2,63

21.

Brice Roger (FRA)

1:56,80

+3,03

22.

Christof Innerhofer (ITA)

1:56,81

+3,04

23.

Nicolas Raffort (FRA)

1:56,84

+3,07

24.

Bryce Bennett (USA)

1:56,87

+3,10

25.

Urs Kryenbühl (SUI)

1:57,17

+3,40

26.

Martin Cater (SLO)

1:57,89

+4,12

27.

Adrien Theaux (FRA)

1:58,10

+4,33

28.

Ralph Weber (SUI)

1:58,70

+4,93

Ausgeschieden: Max Franz (AUT), Ryan Cochran-Siegle (USA)

Das Rennen wurde wegen Wind und schlechter Sicht nach 30 von 55 Läufern abgebrochen.

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Gesamtwertung (nach 20 Rennen):

1.

Alexis Pinturault (FRA)

778

2.

Aleksander Aamodt Kilde (NOR)

560

3.

Marco Odermatt (SUI)

501

4.

Marco Schwarz (AUT)

466

5.

Filip Zubcic (CRO)

462

6.

Loic Meillard (SUI)

428

7.

Henrik Kristoffersen (NOR)

420

8.

Manuel Feller (AUT)

348

9.

Matthias Mayer (AUT)

344

10.

Sebastian Foss-Solevaag (NOR)

308

11.

Mauro Caviezel (SUI)

307

 

Ryan Cochran-Siegle (USA)

307

13.

Linus Straßer (GER)

280

14.

Beat Feuz (SUI)

278

15.

Vincent Kriechmayr (AUT)

277

 

weiter:

27.

Michael Matt (AUT)

169

37.

Adrian Pertl (AUT)

139

 

Fabio Gstrein (AUT)

139

46.

Max Franz (AUT)

110

48.

Otmar Striedinger (AUT)

108

51.

Christian Hirschbühl (AUT)

98

54.

Roland Leitinger (AUT)

95

58.

Christian Walder (AUT)

80

71.

Stefan Brennsteiner (AUT)

51

79.

Hannes Reichelt (AUT)

34

85.

Dominik Raschner (AUT)

29

88.

Johannes Strolz (AUT)

27

104.

Daniel Hemetsberger (AUT)

16

106.

Marc Digruber (AUT)

15

110.

Daniel Danklmaier (AUT)

14

113.

Christian Borgnaes (AUT)

13

116.

Magnus Walch (AUT)

10

120.

Raphael Haaser (AUT)

8

130.

Stefan Babinsky (AUT)

4

133.

Christopher Neumayer (AUT)

3

137.

Christoph Krenn (AUT)

2

Abfahrt Herren (4):

1.

Matthias Mayer (AUT)

238

2.

Beat Feuz (SUI)

226

3.

Aleksander Aamodt Kilde (NOR)

190

4.

Dominik Paris (ITA)

152

5.

Johan Clarey (FRA)

137

6.

Ryan Cochran-Siegle (USA)

136

7.

Urs Kryenbühl (SUI)

133

8.

Vincent Kriechmayr (AUT)

129

9.

Martin Cater (SLO)

111

10.

Romed Baumann (GER)

111

11.

Otmar Striedinger (AUT)

108

12.

Andreas Sander (GER)

108

13.

Carlo Janka (SUI)

89

14.

Matthieu Bailet (FRA)

87

15.

Mauro Caviezel (SUI)

82

 

weiter:

18.

Max Franz (AUT)

71

35.

Daniel Hemetsberger (AUT)

16

36.

Hannes Reichelt (AUT)

15

37.

Daniel Danklmaier (AUT)

14

44.

Christopher Neumayer (AUT)

3

Mannschaft Herren (20):

1.

Schweiz

2941

2.

Österreich

2599

3.

Norwegen

2260

4.

Frankreich

2065

5.

Deutschland

1083

6.

Italien

856

7.

USA

830

8.

Kroatien

508

9.

Slowenien

426

10.

Kanada

219

11.

Großbritannien

158

12.

Schweden

135

13.

Russland

93

14.

Slowakei

90

15.

Bulgarien

31

16.

Griechenland

24

17.

Belgien

13

18.

Niederlande

5

19.

Finnland

4