Letzte Chance auf das WM-Ticket
Der Nebel über dem Hahnenkamm hat sich in Luft aufgelöst, und über Nacht ist auch der kollektive Ärger der Abfahrtsstars verraucht. FIS-Renndirektor Günter Hujara entschuldigte sich bei Klaus Kröll, weil er im ersten Training am Dienstag im dichten Nebel über die Piste gelassen wurde, Kröll wiederum lobte nach dem zweiten Trainingslauf demonstrativ die Pistenarbeiter. "Kitzbühel hat wirklich super Arbeit geleistet."
Der Steirer ist der einzige österreichische Speed-Pilot, der in Kitzbühel bereits eine eigene Lift-Gondel besitzt, mit der jeder Hahnenkammsieger belohnt wird. Kröll hat 2009 auf der Streif den Super-G gewonnen, es war der letzte österreichische Erfolg in Kitzbühel überhaupt. Den letzten Abfahrtssieg holte für den ÖSV Michael Walchhofer anno 2006.
Dominanter Norweger
Im Training am Mittwoch dominierte zwar abermals Aksel Lund Svindal, doch hinter dem Norweger landeten mit Reichelt (2.), Kröll (5.), Scheiber (6.), Streitberger (7.) und Mayer (10.) fünf Österreicher in den Top Ten. Und das, obwohl die Streif auch heuer wieder ihre Krallen zeigt. "Bei der Steilhangausfahrt und am Hausberg haut’s dir die Ski um die Ohrwaschl’n", sagt Reichelt.
Für ihn und seine Teamkollegen geht’s diesmal in Kitzbühel nicht nur um Prestige, Weltcuppunkte und das größte Preisgeld des Winters (70.000 Euro), der Streifzug ist auch die letzte Standortbestimmung vor der Heim-WM in Schladming. Wer fährt bei der WM-Abfahrt mit, wer steht noch am Ticketschalter an, wer darf sich Hoffnungen machen, ins vierköpfige Team zu rutschen?
Die Kandidaten für die WM-Abfahrt
Drei Fragen an ÖSV-Herren-Cheftrainer Mathias Berthold vor den alpinen Hahnenkammrennen 2013. Freitag steht ein Super-G auf dem Programm, Samstag die Abfahrt und Sonntag der Slalom, gewertet wird letztmals auch die klassische Kombination. Es ist das Highlight vor den am 4. Februar beginnen Ski-Weltmeisterschaften in Schladming.
Kitzbühel ist das Highlight vor dem Highlight. Müssen Sie Athleten, für die es teilweise auch noch um die WM-Qualifikation geht, in Ihrer Motivation bremsen?
Berthold: "Die letzten Ergebnisse waren gut, im Training hier gab es gute Teilleistungen. Die Mannschaft ist extrem ruhig und fokussiert. Es gefällt mir gut, wie sich die Jungs momentan hier präsentieren. Kitzbühel ist eine schwierige Abfahrt, man hofft immer, dass nichts passiert, aber im Endeffekt muss man attackieren und Gas geben. Ich denke, dass wir ganz gut aufgestellt sind für den Berg."
Wie froh sind Sie, dass der erste Speed-Sieg noch vor Kitzbühel passiert ist und der größte Druck aus der Mannschaft genommen wurde?
Es war nie so ein besonderer Druck des Siegen-Müssens da. Klar waren wir mit den Speedbewerben in Gröden nicht zufrieden. Es waren aber auch äußere Bedingungen, die einen Einfluss gehabt haben, aber das würden wir nie als Ausrede hernehmen. Wenn wir weiter hinten sind, war es einfach zu wenig gut. Seitdem haben wir ordentliche Ergebnisse eingefahren, aber ich glaube, dass wir mannschaftlich sicher noch stärker dastehen müssten und könnten. Wir haben in Wengen ein bisserl Pech mit den Startnummern gehabt, ich hoffe, dass wir hier mehr Glück haben. Aber die Pistenverhältnisse sind so gut, dass die Nummer nicht so viel ausmacht."
In den vergangenen Jahren war Didier Cuche das Maß aller Dinge auf der Streif. Er ist nicht mehr am Start, ist der Weg nun frei zum Sieg in der Abfahrt?
"Wenn Cuche vergangenes Jahr schon nicht da gewesen wäre, wären wir Erster, Zweiter und Dritter gewesen. Aber das ist egal, der Cuche ist weg und andere sind da. Und auch unsere Leute. Wenn einer abtritt, dann kommen neue. Über die, die nicht mehr da sind, wird nicht mehr geredet, die vermisst niemand. Es war super, was der Cuche hier gemacht hat, aber jetzt sind andere da, die vorne reinfahren und den Sieg holen werden. Ich hoffe, dass es vielleicht jemand von uns ist."