Kombinierer: Angstschweiß trifft Glücksgefühle
Von Christoph Geiler
Bernhard Gruber wird plötzlich ganz ruhig. Eben hatte er noch Witze gerissen und von oben herab die Bungeesprünge seiner Kombinierer-Kollegen mit einem begeisterten Boaaah und Uiiiiii kommentiert, aber jetzt, wo er an die Reihe kommt, macht er keinen Mucks mehr. Das Lächeln ist längst aus seinem Gesicht gewichen, aus Grubers Augen spricht nur noch eines: nackte Panik.
Gruber fühlt sich sichtlich nicht wohl in seiner Haut. Vor allem aber fühlt er sich nicht wohl an diesem Ort: Der 31-Jährige kauert auf einer engen Plattform unterhalb der Europabrücke bei Innsbruck. Touristen lieben den wunderbaren Ausblick von der höchsten Balkenbrücke Europas. Doch dafür hat Gruber keine Augen, das, was er in diesem Augenblick sieht, macht ihm einfach nur Angst. Der Salzburger taumelt am Abgrund, vor ihm geht es 192 Meter in die Tiefe, das mehrere Zentimeter dicke Bungeeseil, an dem das Leben des Kombinierers hängt, sollte ihm eigentlich Sicherheit geben – aber bei Gruber sorgt es nur für Unbehagen. „Ich kann das nicht.“
Er macht einige Schritte zurück, sammelt sich, unternimmt einen neuen Anlauf. Aber die Angst ist längst größer als die Neugier. Er bricht den Bungeesprung wieder ab, probiert es noch einmal, um nach dem dritten Versuch endgültig den Absprung von der Plattform zu machen. In die andere Richtung, zurück auf die sichere Europabrücke. „Ich bin ein zu großer Hosenscheißer“, gesteht Gruber, „wie ich beim Herfahren die Brücke gesehen habe, da hat’s mir schon einen Stich gegeben.“
Höhenflug
Gruber kann auf solche Glücksgefühle gut und gerne verzichten. Zumal er nach dem Gewinn des Sommer-Grand-Prix derzeit sportlich auf Wolke sieben schwebt. „Ich weiß, dass der Fahrplan Richtung Olympia stimmt.“
Am coolsten blieb Christoph Bieler. Aber der Routinier hatte auch schon zwei Bungee-Sprünge hinter sich. Mit der Angst bekam es der Tiroler nur zu tun, nachdem er zuletzt einen Langlaufsturz fabriziert hatte und ein folgenschwerer Milzriss befürchtet worden war. „Solche Schmerzen hatte ich noch nie. Ich habe mir ernsthafte Sorgen gemacht“, berichtet der 35-Jährige. „Ein Milzriss wäre das Ende der Karriere gewesen.“