Sport/Wintersport

Herren-Abfahrt: Thomas Dreßen schreibt ein deutsches Märchen

Am Wollen lag es nicht, doch die großen österreichischen Hoffnungen nach dem ersten Training von Lake Louise wurden in der ersten Weltcup-Abfahrt dann eben doch nicht bestätigt. Nach vier Podestplätzen en suite blieb das ÖSV-Team erstmals seit dem 2018er-Rennen in Bormio wieder dem Stockerl fern.

Bei Temperaturen um minus 19 Grad (immerhin ein paar mehr Richtung null als an den Trainingstagen) präsentierte sich Lake Louise am Samstag abermals wie aus dem Bilderbuch, windstill dazu, das half den Abfahrern trotzdem nur bedingt – bei Geschwindigkeiten jenseits der 100 km/h nähert sich die gefühlte Temperatur minus 40 Grad.

Eiskalt präsentierte sich auch Beat Feuz: Der Schweizer, der sich im Training nicht in die Karten blicken ließ (Ränge 48 und 23), raste mit Startnummer 5 zur Bestzeit – und wurde postwendend von Carlo Janka eingeholt. Sein Landsmann, der jahrelang mit Herz- und Rückenproblemen zu kämpfen hatte, scheint wieder an alte Hochzeiten anknüpfen zu können: Er war ja schon 2009 Weltmeister im Riesenslalom und WM-Dritter in der Abfahrt, 2010 Olympiasieger im Riesenslalom und Gesamtweltcupsieger. Nun lag er ex aequo mit Feuz voran.

Der Südtiroler Dominik Paris, Sieger der letzten drei Abfahrten und Gewinner der kleinen Kristallkugel, machte mit Startnummer 7 dort weiter, wo er im März in Soldeu aufgehört hatte – und schob die Eidgenossen auf Platz zwei. Doch damit war der Sieger noch immer nicht fix.

Märchenstunde

Denn Thomas Dreßen aus Mittenwald, 2018 Sieger in Kitzbühel und Kvitfjell, schrieb 365 Tage nach seinem schweren Sturz in Beaver Creek (Kreuzbandriss, Schulterluxation) mit Nummer 13 sein persönliches Märchen. Zwei Hundertstelsekunden nahm er Paris ab, setzte sich an die erste Stelle – und behielt sie. „Dass es so läuft, hätte ich nicht gedacht, die letzten Tage war ich ja auch noch verkühlt. Wahnsinn. Danke an alle, die mir geholfen haben.“

Rätselraten

Bester Österreicher war Olympiasieger Matthias Mayer als Fünfter. „Zwei Mal hat’s mich aus der Hocke rausgerissen“, resümierte der Kärntner, „schade.“ Vincent Kriechmayr war mit dem siebenten Rang auch nicht besonders zufrieden: „Ich bin ein bissl ratlos, es ist heute alles irgendwie ein bissl zu leicht gegangen.“

Vorjahressieger Max Franz hatte Glück, dass er nicht von der Strecke flog (Platz 28). „Ich hab’ mir gedacht, es würde schon gehen, bin dann aber noch in in den weichen Schnee reingekommen – das ist halt ein Fehler, den du nicht machen darfst.“

Am Sonntag gibt’s die Chance zur Revanche: im Super-G von Lake Louise (20.15 Uhr/live auf ORF 1). Wie sagte doch Hannes Reichelt? „Ich hab’ hier schon öfter die Abfahrt verhaut und war dann im Super-G gut.“

1. Thomas Dreßen (GER)              1:46,81      
2. Dominik Paris (ITA)                        +0,02
3. Carlo Janka (SUI)                           +0,26
 . Beat Feuz (SUI)                               +0,26
5. Matthias Mayer (AUT)                     +0,42
6. Mauro Caviezel (SUI)                      +0,47
7. Vincent Kriechmayr (AUT)              +0,66
8. Kjetil Jansrud (NOR)                       +0,80
9. Adrien Theaux (FRA)                      +1,12
10. Travis Ganong (USA)                    +1,31
  . Steven Nyman (USA)                      +1,31
12. Aleksander Aamodt Kilde (NOR)  +1,36
13. Johan Clarey (FRA)                      +1,37
14. Josef Ferstl (GER)                        +1,43
15. Romed Baumann (AUT)               +1,46
16. Maxence Muzaton (FRA)               +1,52
17. Marco Odermatt (SUI)                   +1,57
18. Daniel Danklmaier (AUT)               +1,59
19. Emanuele Buzzi (ITA)                    +1,63
20. Klemen Kosi (SLO)                        +1,71
21. Matthieu Bailet (FRA)                     +1,74
22. Nils Allegre (FRA)                           +1,76
23. Bryce Bennett (USA)                      +1,84
  . Otmar Striedinger (AUT)                  +1,84
  . Niels Hintermann (SUI)                     +1,84
26. Martin Cater (SLO)                         +1,86
27. Christian Walder (AUT)                  +1,88
28. Max Franz (AUT)                            +1,90
29. Hannes Reichelt (AUT)                  +1,94
30. Benjamin Thomsen (CAN)             +1,97
  . Jared Goldberg (USA)                      +1,97
  . Ryan Cochran-Siegle (USA)            +1,97
    Weiters:                                    
49. Johannes Kröll (AUT)                     +2,63