Sport/Wintersport

Eishockey-WM: Bruderduell im Halbfinale

Russland will den 26. Titel, Finnlands Matchwinner lebt seinen Traum, und der slowakische Coach verpasst wegen des "Bruder-Duells" die eigene Geburtstagsparty: Bei der Eishockey-WM in Helsinki steht der Showdown um die Medaillen an.

Die beiden Partien am Samstag bergen reichlich Brisanz: Die Russen wollen sich gegen Gastgeber Finnland (13.30 Uhr) für das Vorjahres-Aus im Halbfinale revanchieren und setzen auf die geballte Kraft des NHL-Sturms um die Superstars Alexander Owetschkin und Jewgeni Malkin. "Im Halbfinale wird alles besser", kündigte Owetschkin forsch an.

Bei den Auftritten in der Vorrunde und im Viertelfinale gegen starke Norweger (5:2) unterstrich die "Sbornaja" ihre Titelambitionen. Und das soll es für den Rekordchampion noch nicht gewesen sein. Die Finnen dürften vor heimischer Kulisse aber der größte Prüfstein werden. "Ein ernstzunehmender Gegner, Weltmeister", erinnerte Malkin: "Sie haben eine gute Mannschaft, und wir wissen, was uns erwartet."

Bei den Finnen herrschte nach dem ganz späten Siegtor im Viertelfinale gegen die USA pure Euphorie. Jesse Jönsuu erzählte nach seinem 3:2 neun Sekunden vor der Schlusssirene: "Ich habe die Weltmeisterschaften 18 Jahre lang im Fernsehen angeguckt, und jetzt hier zu sein, ist fantastisch. Daran will ich aber nicht zu sehr denken, sondern mich auf meine Aufgabe fokussieren."

Finnlands Kapitän Mikko Koivu weiß, wie man Russland richtig wehtut: Vor fünf Jahren hatte der NHL-Profi im WM-Halbfinale in Moskau gegen die Russen das entscheidende Siegtor in der Verlängerung erzielt und ein ganzes Land in tiefe Eishockey-Trauer gestürzt.

Alte Bekannte

Für Tristesse in Stockholm hatten am Donnerstag auch die Tschechen gesorgt, die Co-Gastgeber Schweden dank Milan Michaleks Tor zum 4:3 29 Sekunden vor Schluss aus dem Turnier warfen. Dabei legte der Olympiasieger von 1998 einen regelrechten Fluch ab, wie Trainer Alois Hadamczik unterstrich: "Wir hatten schon so oft gegen die Schweden verloren und echt die Schnauze voll."

Dass es in der Vorschlussrunde nun zum brisanten Match gegen die Slowaken kommt (17.30 Uhr), ist eine Extra-Belohnung. "Nach dem Spiel hatte ich 184 Glückwunsch-SMS aus Prag auf dem Mobiltelefon", sagte Hadamczik.

Slowaken-Coach Vladimir Vujtek ist kein Unbekannter, im Gegenteil: Die beiden Trainer kennen sich gut aus Ostrau und treffen sich gelegentlich sogar zum Bier. Nach der völlig verpatzten Heim-WM 2011 soll Vujtek die Slowaken um Stanley-Cup-Sieger und Abwehrriese Zdeno Chara erstmals nach dem Gold-Coup 2002 wieder ins Endspiel führen.

Dafür lässt der Coach sogar seine Geburtstagsparty sausen. Vujtek wurde am Donnerstag 65 Jahre alt. "Ein schöneres Geschenk habe ich noch nicht bekommen. Ich wollte an diesem Samstag eigentlich in Prag mit vielen Gästen meinen 65. Geburtstag feiern. Das muss jetzt ohne mich stattfinden."