Vanek: "Ich war überrascht, dass es so früh war"
Thomas Vanek hat am Dienstag sein Debüt für die New York Islanders gegeben und dabei eine Niederlage kassiert. Der österreichische Eishockey-Stürmerstar der National Hockey League (NHL) war am Sonntagabend überraschend von den Buffalo Sabres abgegeben worden und ziemlich überstürzt am Montagfrüh nach Long Island geflogen. Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur beschrieb Vanek am Dienstag die turbulenten Tage, warum er mit einem Transfer in dieser Saison gerechnet hat und wie schwer es für eine junge Eishockey-Familie ist, wenn ohne Vorwarnung ein Umzug kommt.
Sie sind nach acht Jahren in Buffalo nach New York abgegeben worden. Wie ist der Transfer abgelaufen?
Thomas Vanek: Ich bin am Sonntag zu Hause mit Ashley (Anm.: seine Frau) gesessen und habe Football geschaut. Ich habe um 20:15 einen Anruf bekommen, dass ich zu den Islanders getradet worden bin. Ein paar Minuten später ist der Anruf vom Islanders-Manager gekommen, der mich willkommen geheißen hat. Dann war ich eine Stunde am Handy und habe mit verschiedenen Leuten gesprochen. Ashley hat noch Wäsche gewaschen, ich habe dann schnell alles zusammengepackt, bin um 2.00 Uhr ins Bett und um 4:30 wieder auf und zum Flughafen.
Haben Sie vom grundsätzlichen Interesse der Islanders gewusst?
Nein, ich habe null gehört. Ich habe wie jeder andere die Gerüchte gehört, dass ich irgendwo hingehe, habe aber null Ahnung gehabt.
Sind Sie davon ausgegangen, dass Sie in dieser Saison abgegeben werden?
Ich habe gehofft, dass wir heuer in Buffalo ein paar ältere Spieler holen und, obwohl es ein Neuaufbau ist, dass wir mitspielen können. Sie setzen voll auf Junge, da wollte ich nicht mitmachen. Ich habe gewusst, da ist eine große Möglichkeit, vor allem nach dem Start, den wir hatten, dass ich weggetradet werde. Aber ich war überrascht, dass es so früh war.
Hat es mit Buffalo Gespräche gegeben, ihren im Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern?
Null. Ich hatte wie jedes Jahr nach der Saison ein Gespräch mit Buffalo. Sie haben gesagt dass sie den Weg mit den Jungen gehen wollen. Ich habe ihnen gesagt, das ist nicht ideal für mich. Ich habe gehofft, dass wir Junge einbauen können, aber dass wir auch gute Spieler holen. Aber im Sommer ist nichts passiert – und der nächste Anruf war, dass ich weg bin.
Und das nur rund vier Wochen, nachdem Sie in Buffalo zum Kapitän gemacht worden sind?
Natürlich war es nicht ideal. Ich bin auch nicht stolz auf unseren Start. Aber sie sind gute Burschen, gute Spieler. Aber wenn du so viele junge Spieler hast wie wir - am Schluss waren es vier 18- oder 19-Jährige – dann geht das heutzutage nicht mehr. Bevor man nicht zwei, drei Saisonen spielt und das Spiel erst richtig kennenlernt, ist es schwer. Natürlich war es frustrierend, aber man darf nicht enttäuscht sein, weil sie versuchen ihr Bestes jeden Tag. Wenn man aber gegen andere Mannschaften spielt, die bessere Spieler haben, dann kann so etwas (Anm.: Tabellenschlusslicht) passieren.
Wie sind Ihre ersten Eindrücke von den Islanders?
Vom Club her ist alles erste Klasse. Sie haben mich gleich nach dem Trade angerufen, gefragt, was ich brauche. Ich bin am nächsten Tag um 7.00 Uhr hergeflogen, abgeholt worden, zum Training, ins Hotel; jeder gefragt, ob ich was brauche, auch von den Teamkollegen ist jeder hilfsbereit. Das macht alles ein bisschen einfacher. Sie haben eine gute junge Mannschaft mit sehr viel Speed.
Die Islanders haben viel für Sie investiert. Hat es da schon Gespräche betreffend Zukunft gegeben?
Nein. Die Islanders wollen ihre Mannschaft besser machen, gewinnen und das Play-off schaffen. Aber über so etwas haben wir überhaupt noch nicht geredet. Ich konzentriere mich darauf, das Spiel mit Tavares zu finden. Er ist einer der besten Mittelstürmer der Welt. Wir haben gegen die Rangers okay gespielt, aber ich muss noch lernen, wie er sich genau auf dem Eis bewegt. Aber es wird sicher sehr gut für mich werden.
Wie bereitet man sich auf die neue Mannschaft und die neuen Sturmpartner vor?
Ich bin erst am Montag gekommen und am Spieltag wollten sie noch nicht zu viel machen. Natürlich haben wir über einiges geredet. Aber wir werden in den nächsten Tagen gut trainieren und viel Video schauen und so besser werden. Tavares spielt mit sehr viel Speed, macht gute Züge, das muss man lernen, damit ich weiß, was er macht und in welches Loch ich hineinfahren muss. So etwas braucht Zeit.
Mit Michael Grabner haben Sie einen Österreicher zum Teamkollegen. Haben Sie gleich mit ihm Kontakt aufgenommen?
Ich habe ihn gleich nach dem Trade angerufen. Wir waren beide ein bisschen überrascht. Er kann mir verschiedene Fragen, die ich habe, beantworten. Es ist super und sehr hilfreich, einen anderen Österreicher da zu haben.
Ihre Familie (Frau Ashley, und die Söhne Blake/6 Jahre und die dreijährigen Zwillinge Luka Robert und Kade Ashton) sind noch nicht mitgekommen?
Nein. Blake ist in der Schule, jetzt ist es nicht mehr so einfach. Mit den drei Burschen geht es in einem Hotel nicht, jetzt muss ich in den nächsten Wochen schauen, dass ich ein Haus finde, dass wir mieten können und dann den Umzug packen.
Ist der Transfer schwierig für die Familie?
Vor allem für Blake ist es schwer. Wir wohnen in einer guten Nachbarschaft. Er hat fünf Freunde, die Eishockey spielen, die in die erste Klasse gehen, die im Schulbus mit ihm fahren. Für ihn war es sehr hart. In diesem Geschäft kann so etwas passieren und wir haben gewusst, dass die Chance groß ist, dass es heuer passieren wird. Ashley und ich haben uns mental schon vorbereitet. Mit den Kindern ist es aber das schwierigste.