Sport/Wintersport

Starke Österreicher verloren gegen Kanada

Von Bodyguards abgeschirmt saß der prominenteste Gast des Abends in einer VIP-Loge der Albert-Schultz-Halle: Sidney Crosby, der Mann mit dem 104-Millionen-Dollar-Vertrag in der NHL, kam im Testspiel gegen Österreich nicht zum Einsatz. "Er hat am vergangenen Freitag noch mit Pittsburgh gespielt und ist voll im Rhythmus. Wir schauen, dass die anderen spielen können", begründete Coach Todd McLellan.

Ungleich

135:7955 - Zwei Zahlen sagen alles über das Duell am Mittwoch. Fast 8000 Partien in der National Hockey League, der besten Eishockey-Liga der Welt, haben die Kanadier in den Beinen. Die 135 Spiele der Österreicher verantwortet alleine Michael Raffl, der seit zwei Saisonen bei den Philadelphia Flyers spielt. Es war aber dennoch nicht so, dass die Kanadier um 60-mal besser waren. Denn Österreich überraschte den 24-maligen Weltmeister im ersten Drittel und führte nicht unverdient mit 2:1.

Die zwei Freunde aus Philadelphia drückten dem Spiel ihre Stempel auf: Michael Raffl und Claude Giroux. Der Villacher traf nach einem schlimmen Fehler der Kanadier zum 1:0 (7.). Keine drei Minuten später zirkelte Giroux den Puck ins kurze Kreuzeck zum 1:1 (10.). Der WM-Favorit musste sich überrumpelt fühlen. Denn Österreich spielte hart, nahm Checks an und teilte aus. Nach einem Doppelpass mit Michael Raffl traf Raphael Herburger im Powerplay zum 2:1 (12.). Eine Führung nach einem Drittel gegen einen solchen Gegner war mehr als die 7022 Fans verlangen konnten.

Es sollte auch nicht mehr werden: Im zweiten Drittel erhöhten die Kanadier das Tempo, als wären sie aus einem Käfer aus- und in einen Ferrari eingestiegen. Das Tempo, mit dem sie in das Angriffsdrittel stürmten, würde auch Top-Nationen in Verlegenheit bringen. Bei einem solchen Angriff traf Buffalo-Stürmer Tyler Ennis zum 2:2 (24.). Und beim 3:2 für Kanada kam Jubel beim Wiener Publikum auf: Ausgerechnet Vienna-Capitals-Verteidiger Jamie Fraser schloss eine Drangperiode seiner Kollegen mit einem platzierten Schuss zum 3:2 ab (26.). Der österreichische Vizemeister und Trainingsgast der Kanadier lächelte verlegen, als er mit den NHL-Millionären abklatschte. Das 4:2 durch Matt Duchene fiel, als Österreich ohne Tormann auf den Ausgleich drängte (59.).

Der WM-Kader

Am Donnerstagvormittag wird Österreichs Teamchef Daniel Ratushny den Kader um drei Spieler auf 25 Mann reduzieren. Zu Mittag ist Abfahrt nach Prag, wo am Abend in der WM-Arena das erste Training absolviert wird.

Wien, 7.000 Zuschauer

Tore: M. Raffl (7.), Herburger (12./PP) bzw. Giroux (10.), Ennis (24.), Fraser (27.), Duchene (59./empty net)

Strafminuten: 8 plus 10 Disziplinar Peter bzw. 8

Österreich: Starkbaum - Schumnig, Mitterdorfer; Pallestrang, Heinrich; Peter, F. Iberer; Lembacher, Mühlstein - Latusa, Komarek, Th. Raffl; Herburger, M. Raffl, Lebler; Rotter, Hundertpfund, M. Geier; Woger, Fischer, Kristler; N. Petrik

Kanada: Smith - Muzzin, Burns; Barrie, Ekblad; Fraser, Savard - Ennis, Giroux, Seguin; O'Reilly, B. Schenn, Spezza; Hall, Duchene, Eberle; Eakin, Couturier, Toffoli; MacKinnon

Daniel Ratushny (ÖEHV-Teamchef): "Ich bin nie zufrieden. Aber wie die Mannschaft das letzte Drittel gespielt hat, hat mich sehr beeindruckt. Mit Fortdauer der Partie haben wir immer mehr Selbstvertrauen bekommen, haben gelernt mit dem Druck umzugehen und selbst Druck auszuüben. Ich nehme sehr guten und positiven Spirit mit aus dieser Partie."

Bernhard Starkbaum (Tormann): "Das war eine gute Partie gegen einen richtig starken Gegner. Einen besseren gibt es derzeit nicht. Wir haben gesehen, wir können auch gegen solche Mannschaften mithalten und auch gegen die besten Tore schießen. Wir haben viele Kleinigkeiten besser gemacht als gegen die USA."

Claude Giroux (Torschütze für Kanada): "Österreich hat ein konkurrenzfähiges Team. Es war sehr nützlich, so einen Test zu machen. Österreich hat sehr gute Spieler, es war aufregend, gegen sie zu spielen. Es war ein Irrtum zu glauben, dass man auf einer größeren Eisfläche mehr Zeit hat."