Sport/Wintersport

Die Leiden von Skisprung-Star Stefan Kraft

Corona hat den Sommer-Fahrplan der Skispringer ordentlich durcheinander gewirbelt. Normalerweise würden die Adler quer durch Europa tingeln und ihre Sommer-Grand-Prix-Bewerbe durchführen, doch ein Wettkampf nach dem anderen, darunter auch jener im oberösterreichischen Hinzenbach, musste abgesagt werden.

Übrig geblieben ist nur eine Station: Im polnischen Wisla finden am 22. und 23. August die einzigen Springen in diesem Sommer statt. Vor 999 Zusehern, mehr sind nicht zugelassen.

Verständlich, dass die Trainer und Athleten diesem Wettkampf-Wochenende eine große Bedeutung beimessen. Zumal ja auch einige Materialänderungen (Anzug, Keile im Schuh) im Ernstfall getestet werden müssen, die gegenüber der vergangenen Saison vorgenommen wurden. "Ich bin froh, dass wir springen. Wenn man immer nur trainiert, dann merkt man es den Springern an, dass ihnen die Ziele fehlen", sagt der neue österreichische Chefcoach Andreas Widhölzl.

Sonnen statt Springen

Und obwohl der Wettkampf eine willkommene Abwechslung ist und das Kräftemessen mit der internationalen Konkurrenz aufschlussreich ist, verzichtet der erfolgreichste Springer der Gegenwart auf die Teilnahme am Sommer-Grand-Prix in Wisla. Stefan Kraft wird die Reise nach Polen nicht mitmachen. "Er wird wahrscheinlich auf Urlaub gehen", erklärt Widhölzl. "Und er darf das machen."

Der Gesamtweltcupsieger der Vorsaison wird schon seit geraumer Zeit von Rückenproblemen geplagt. In den letzten Wochen konnte der 27-Jährige bei weitem nicht das gewohnte Trainingsprogramm abspulen und musste immer wieder Pausen einlegen oder zur Therapie.  Kraft hat auch viel weniger Sprünge in den Beinen als seine Mannschaftskollegen. "Am Können scheitert's nicht. Er springt gut, aber er muss auf seinen Körper schauen."

 

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Stefan Kraft ist nicht der einzige Skispringer, der ein Kreuz mit dem Kreuz hat. Die Wucht bei der Landung ist eine extreme Belastung für den Körper. Der immer dichter werdende Terminkalender mit den vielen langen Reisen macht die Sache auch nicht einfacher. In der kommenden Saison wartet auf Stefan Kraft und seine Kollegen eine zusätzliche Belastung. Denn bereits im Dezember soll in Planica die Skiflug-WM nachgeholt werden, die wegen der Corona-Pandemie im März abgesagt werden musste.

ÖSV-Chefcoach Andreas Widhölzl hat so seine Bedenken. Denn nicht nur er fragt sich: "Wer weiß, wie viele Schneesprünge wir bis dahin überhaupt gemacht haben. Und dann geht's gleich zum Skifliegen."