Sport/Wintersport

Historische Blamage: So schlecht war der ÖSV noch nie

"Ich glaube, bis Mitte der Saison sind wir auch im Riesentorlauf mit einer kompakten Mannschaft vorne dabei."

Als Andreas Puelacher im Oktober diese Prognose wagte, schwang beim Chefcoach der ÖSV-Herren wohl auch eine Portion Zweckoptimismus und Hoffnung mit. Von kompakt konnte keine Rede sein beim Riesentorlauf Mitte der Saison in Garmisch. Von vorne dabei einmal ganz zu schweigen.

Noch nie zuvor seit Einführung der 30er-Regel war die stolze Skination Österreich nur mit einem einzigen Läufer (Manuel Feller) in einem zweiten Riesentorlauf-Durchgang vertreten. Noch nie zuvor war der beste Österreicher in einem Weltcup-Riesentorlauf am Ende so schlecht klassiert (28.).

1. Alexis Pinturault (FRA)           2:03,10   Min.
 2. Loic Meillard (SUI)               2:03,26 +00,16
 3. Leif Kristian Nestvold-Haugen (NOR)    2:03,34 +00,24
 4. Filip Zubcic (CRO)                2:03,45 +00,35
 5. Zan Kranjec (SLO)                 2:03,62 +00,52
 6. Aleksander Aamodt Kilde (NOR)     2:03,64 +00,54
 7. Henrik Kristoffersen (NOR)        2:03,89 +00,79
 8. Victor Muffat-Jeandet (FRA)       2:03,90 +00,80
 9. Stefan Luitz (GER)                2:04,10 +01,00
10. Gino Caviezel (SUI)               2:04,16 +01,06
11. Tommy Ford (USA)                  2:04,47 +01,37
12. Mathieu Faivre (FRA)              2:04,57 +01,47
13. Alexander Schmid (GER)            2:04,59 +01,49
14. Ted Ligety (USA)                  2:04,75 +01,65
15. Marco Odermatt (SUI)              2:04,78 +01,68
  . Simon Maurberger (ITA)            2:04,78 +01,68
17. Erik Read (CAN)                   2:04,85 +01,75
18. Luca de Aliprandini (ITA)         2:04,87 +01,77
19. Lucas Braathen (NOR)              2:04,89 +01,79
20. Trevor Philp (CAN)                2:04,90 +01,80
21. Remy Falgoux (FRA)                2:05,04 +01,94
22. Ryan Cochran-Siegle (USA)         2:05,05 +01,95
23. Adam Zampa (SVK)                  2:05,14 +02,04
24. Riccardo Tonetti (ITA)            2:05,16 +02,06
25. Stefan Hadalin (SLO)              2:05,23 +02,13
26. Fabian Wilkens Solheim (NOR)      2:05,35 +02,25
27. Giovanni Borsotti (ITA)           2:05,43 +02,33
28. Manuel Feller (AUT)               2:05,45 +02,35
29. Justin Murisier (SUI)             2:05,51 +02,41
30. Daniele Sorio (ITA)               2:05,71 +02,61

Bescheiden

Fellers Teamkollegen kamen entweder nicht ins Ziel (Roland Leitinger, Stefan Brennsteiner), oder sie konnten ihre Leistung nicht abrufen. Marco Schwarz (33.) stand exemplarisch für die schwache Performance der ÖSV-Riesentorläufer, die zwar in den letzten Wochen im Europacup einen Sieg nach dem anderen einfuhren, im Weltcup dann aber oft nur Mitläufer sind. "Unsere Ausgangslage war vor der Saison schon sehr bescheiden", weiß ÖSV-Sportchef Anton Giger, "es ist nicht gut, wenn man in einer Basisdisziplin so dasteht."

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Es wäre freilich zu billig, nur die durchwegs höheren Startnummern – der ÖSV hat im Riesentorlauf keinen Athleten in den Top 15 – als Ursache für die akute Riesentorlaufkrise heran zu ziehen. Immerhin schafften es auch in Garmisch wieder drei Läufer mit Nummern jenseits der 50 in den zweiten Durchgang. Österreicher war keiner dabei. "Wir müssen uns im Riesentorlauf dahinterklemmen", weiß denn auch Anton Giger, der sich mittelfristig Impulse von der Zusammenarbeit mit Hirscher-Papa Ferdinand erhofft.

Feller war zufrieden

Als in Garmisch-Partenkirchen der Sieger gekürt wurde, waren die meisten ÖSV-Läufer bereits abgereist. Sie verpassten den vierten Saisonsieg des Franzosen Alexis Pinturault, der im Gesamtweltcup wieder Boden auf den norwegischen Leader Henrik Kristoffersen (7.) gut machte.

Feller war nach Platz 28 "in persönlicher Hinsicht" sogar zufrieden. "Ich weiß, manche sehen das ein wenig anders. Aber mit zwei Tagen Riesentorlauf-Training ist es akzeptabel, würde ich sagen", erklärte er nach seinem ersten Lauf auf Platz 16. Er hatte zuletzt deftige Worte an so manchen "Möchtegern-Trainer auf der Couch" gerichtet und sich später dafür entschuldigt. Der zweite Lauf mit der langsamsten Zeit im 30er-Feld kam ihm sogar besser vor. "Ich war überrascht, als ich im Ziel als 13. abgeschwungen habe."