Sport/Wintersport

Das Salzburger Eishockey-Desaster

Es war im Sommer 2007, als im Salzburger Eishockey eine neue Ära eingeläutet wurde: Der Kanadier Pierre Pagé wurde unter dem Titel „Director of Hockey Operations“ installiert und mit allen Vollmachten ausgestattet. Die Vita des Kanadiers, der 13 Jahre lang als Coach in der NHL gewerkt und mit Berlin zwei Mal die deutsche Meisterschaft gewonnen hatte, ließ ihn unter einer Art Heiligenschein erstrahlen.

Fünf Jahre später ist der Schein des Kanadiers längst verblasst: Salzburg ist nach 19 Runden nur Neunter. Und dass Pagé in Salzburg Spieler für die NHL ausbilden würde, war nur eines jener Märchen, die er immer wieder erzählte. Für sein Vorhaben hatte Pagé keine finanziellen Grenzen, so umgab er sich mit großen Namen. Da war der Schwede Anders Melinder, der im 30.000-Einwohner-Nest Örnsköldsvik etliche NHL-Stars ausgebildet hatte und aus Salzburg die beste Nachwuchs-Akademie Europas machen sollte. Der zweifache finnische Stanley-Cup-Sieger Reijo Ruotsalainen fungierte jahrelang als Co-Trainer hinter Pagé. Sogar den russischen Startrainer, dreifachen Olympiasieger und sieben­fachen Weltmeister Wladimir Jursinow konnte der Kanadier für seinen Trainerstab gewinnen. Derzeit fungiert der ehemalige kanadische Teamchef George Kingston als Assistant Coach. Was sie – inklusive Pagé – gemeinsam haben? Sie haben in Salzburg keinen einzigen Spieler für die NHL ausgebildet. Nicht einmal im aktuellen Teamkader ist ein Spieler zu finden, der unter Pagé Profi geworden ist.

Was die Ära Pagé vor allem prägt, ist die Personalfluktuation. Nach Ryan Kinasewich und Nick Ross haben jetzt auch die beiden NHL-Stars Tobias Enström (Winnipeg) und David Clarkson (New Jersey), die auf die Red-Bull-Millionen nicht angewiesen sind, das Weite gesucht. Ein Salzburger Insider glaubt, die Gründe zu kennen: "Die kommen nach Salzburg, um in einen Spielrhythmus zu kommen, und dann bekommen sie vom Trainer keine Eiszeit." Viele Spieler seien in Salzburg wegen Pagé nicht mehr glücklich. Allerdings gebe es unter den Spielern ein, zwei vom Trainer installierte Spitzel. Auch die Bevorzugung junger Legionäre ist umstritten. 18-jährige Kanadier bekämen mehr Eiszeit als junge oder sogar routinierte Österreicher. Bei so wenig Eiszeit sei es für die Spieler schwieriger, ihr ganzes Potenzial abzurufen.

Ausraster

Darüber hinaus leistete sich Pagé in den letzten Jahren auch verbale Fehltritte. 2009 warf er nach einer Niederlage in Villach der Liga Korruption vor, musste deshalb 7000 Euro Strafe zahlen und wurde für einen Monat gesperrt. 2011 waren es 5000 Euro, nachdem er Laibach vorgeworfen hatte, vorsätzlich keine Sicherheitskräfte in die Halle gelassen zu haben.