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Weltumsegelung: Elemente sind stärker

Ein gebrochener Mast, ein gebrochener Rumpf, ein gebrochener Fuß - ja, es hat wieder ein Volvo Ocean Race begonnen. Jene Regatta, die sich mit Recht die härteste Weltumseglung nennt, wurde im spanischen Alicante gestartet. Dort steht ein Kontrollzentrum, das genauso als Überwachungsstation einer Mars-Expedition taugen würde.

24 Stunden nach dem Start waren bereits zwei der sechs Boote außer Gefecht. Die Ausläufer jener Wetterzone, die halb Italien verwüstet hat, trafen auch die Flotte: Mit bis zu 60 Knoten Wind und zehn Meter hohen Wellen. "Es war der beängstigendste Moment meines Lebens", berichtete Skipper Ian Walker, nachdem der Mast der Azzam (Abu Dhabi) gebrochen war. Am Freitag gab das Syndikat wegen Sinnlosigkeit auf.

Geldgeber

Mike Sanderson, der die chinesische Sanya kommandiert, musste wegen eines Risses im Rumpf den spanischen Schutzhafen Motril anlaufen. Außerdem klagte Bugmann Andy Meiklejohn über "leichte Schmerzen im Fuß". Später stellte sich heraus, dass der Fuß gebrochen war. Auch die Sanya hat längst aufgegeben.

In Führung lag das spanische Boot Camper , fiel aber bald auf den vierten Platz zurück. Die im America's Cup gestählte Crew von Emirates Team New Zealand wird von einer Schuhfabrik auf Mallorca unterstützt.

An der Spitze lag am Freitagmittag mit rund 240 Seemeilen Vorsprung auf die Verfolger die französische Groupama, die ihr Geld von einem Versicherungskonzern bezieht. Überhaupt, das Geld: Das spanische Telekommunikationsunternehmen Telefónica ist dabei, die Tourismus-Gesellschaft von Abu Dhabi, das Fremdenverkehrsamt der chinesischen Region Sanya - und Sportartikelhersteller Puma.

Ken Read, Skipper von Puma Ocean Racing, sagt, worum es geht: "Wir müssen die Sponsoren zufriedenstellen. Wenn wir gewinnen, verkauft Puma mehr Sportschuhe." Ehrlich, aber in keiner Beziehung mehr zur ursprünglichen romantischen Idee des Rennens: 1973 wurde die Weltumseglung erstmals veranstaltet. Doch schon damals trug sie den Namen eines Sponsors: Whitbread Round the World Race. Eine Brauerei zahlte ein Hundertstel dessen, was Volvo heute investiert.

Wahnsinn

Von Bier kann keine Rede mehr sein: Die Crews trinken entsalztes Meerwasser, essen in dieser Brühe aufgelöste Trockennahrung, schlafen festgebunden in feuchten Kojen, sind praktisch immer nass und auch im Schlafsack ständig im Dienst. Privatsphäre gibt es nicht einmal auf der Toilette. Der ganze Wahnsinn endet erst in einem Dreivierteljahr.

Etwa 20 Meter sind die Boote lang, der Mast ist über 30 Meter hoch. Die Yachten erreichen 40 Knoten (74 km/h), wenn sie vor dem Wind von großen Wellen hinuntersurfen. Der 24-Stunden-Weltrekord des Siegers des vorigen Volvo Ocean Race ( Ericsson 4 - 2008/'09) beträgt 596,6 Seemeilen, das sind 1108 Kilometer. Durchschnittsgeschwindigkeit: 24,9 Knoten (46,2 km/h).

1,5 Milliarden TV-Zuschauer

Teams, Sponsoren und Etappen-Städte investieren rund 300 Mio. Euro, 80 Orte haben sich beworben. Das Interesse am 39.000 Seemeilen (72.000 km) langen Rennens ist gigantisch: Werbewert 200 Mio. Euro, 1,5 Milliarden TV-Zuschauer, 100 Mio. Klicks auf der Internetseite, fünf Mio. Zuschauer in den Häfen, 20.000 Sponsor-Gäste, eine Million Teilnehmer am Online-Simulationsspiel. Die Budgets der Teams schwanken zwischen 12 und 30 Millionen Euro.

Selektiv ist auch die Strecke: Vom ersten Etappenziel Kapstadt geht es Richtung Abu Dhabi und weiter nach China. Piratenangriffe sind nicht ausgeschlossen. Im kritischen Gebiet am Horn von Afrika werden die Yachten auf Frachtschiffe verladen und überstellt. Wobei die Chance für den gemeinen Piraten, eine der superschnellen Rennmaschinen zu erwischen, ohnehin nur bei totaler Flaute realistisch wäre. Die Beute wäre enttäuschend: Trockenfutter und ein paar Ölzeuge.

Volvo Ocean Race: Einmal um die Welt

Die Boote
Länge 21,5 Meter
Breite 4,7 bis 5,7 Meter,
Tiefgang maximal 4,5 Meter
Gesamtgewicht 14 bis 14,5 Tonnen
Kielgewicht 7,4 Tonnen (Finne mindestens 1,9 t, Bleibombe höchstens 5,5 t)
Masthöhe über der Wasserlinie 31,5 m.
Segel: Großsegel 175 m², Genua bis 200 m², Gennaker bis 500 m²
Je Boot sind 17 Segel erlaubt (bisher 24), davon je Etappe acht an Bord.
Crew: Zehn plus ein Mann für die Medienarbeit.
Die Konstrukteure: Marcelino Botín (Camper), Farr Yacht Design (Abu Dhabi, Sanya), Juan Kouyoumdjian (Groupama, Puma, Telefónica).

Die Etappenziele: Alicante (Start), Kapstadt, Abu Dhabi, Sanya (China), Auckland (Neuseeland), Itaja (Brasilien), Miami, Lissabon, Lorient (Frankreich), Galway (Irland).