Schwimmerin Lena Kreundl tritt zurück: "Kenne mein Leben ohne Sport nicht"
103 ist eine Zahl, auf die Lena Kreundl in ihrem Leben wohl noch öfter zurückblicken wird. Es gibt vieles, das die lange Schwimmkarriere der 27-jährigen Oberösterreicherin symbolisiert. Doch die 103 Staatsmeistertitel bezeugen, wie lange sie in Österreich das Feld der Top-Schwimmerinnen angeführt hat.
Dabei hatte es für Lena Kreundl während ihrer Karriere mehrere Rückschläge gegeben, die andere vielleicht dazu gebracht hätten, das Handtuch zu werfen. Als die Schwimmerin nach einer Coronavirus-Erkrankung im Jahr 2020 monatelang mit Long Covid zu kämpfen hatte, sah es so aus, als führe kein Weg zurück an die Spitze.
Nach den aus ihrer Sicht verpatzten Olympischen Spielen 2016 in Rio verpasste sie jene in Tokio 2021.
Ein Jahr danach erlitt sie nach einem Schleudertrauma, ausgelöst durch einen Autounfall, einen Bandscheibenvorfall im Nacken. Mittlerweile macht das Knie gehörige Probleme.
Doch die Polizeisportlerin kämpfte sich immer wieder zurück. „Rückschläge gehören im Sport dazu. Ich habe aus der Zeit extrem viel lernen dürfen.“ Ohne Tiefen würde man die Höhen auch weniger schätzen.
„Es ist nie alles optimal, man muss schauen, dass man immer das Bestmögliche macht und den Glauben an sich selbst nicht verliert“, fasst sie zusammen.
Die Höhen teilte die Oberösterreicherin stets sympathisch mit dem Publikum. Bei ihren herzlichen Interviews freuten sich viele Sportfans mit ihr. Als sie vor einem Jahr bei der Kurzbahn-EM in Otopeni mit der Bronzemedaille über 200 m Lagen ihre Karriere „krönte“, wie sie es selbst nannte, wurde die Idee vom Rücktritt immer konkreter. „Ich bin mit 15 von zu Hause weggegangen, habe fünf Jahre in Linz im Internat gewohnt, bin 2017 in die Schweiz gezogen. Als Leistungssportlerin lebt man schon sehr viel aus dem Koffer, gerade mit dem Pendeln. Man gibt viel auf“, sagte Kreundl damals im KURIER-Gespräch. „Die Medaille fühlt sich ein bisschen wie ein Abschluss an“, gab sie zu.
Bei ihren zweiten Olympischen Spielen, im Sommer in Paris, schloss sich ein Kreis für sie: 2012 in Frankreich nahm Kreundl erstmals an einem internationalen Bewerb teil. „Es fühlt sich komplett an. Ich glaube, es ist einfach der richtige Zeitpunkt.“ Heute, Samstag, startet sie bei der Kurzbahn-WM in Budapest über 50 m Kraul in ihr letztes internationales Rennen.
Am Dienstag ist sie gleich wieder bei der Polizei im Einsatz. „Ich bin stolz auf mich, dass ich mir da ein zweites Standbein aufgebaut habe. Ich bin einfach bereit für einen geregelten Tagesablauf“, sagt die Schwimmerin, die mittlerweile zurück nach Oberösterreich gezogen ist und seit September voll im Dienst ist.
Jetzt gelte es „mich zurechtzufinden in einem ganz neuen Leben.“ Ein Leben, das sich nicht rund um den Sport aufbaut, das kenne sie gar nicht.