Ö-Tour: Schweizer Frank ist Glocknerkönig
Von Stefan Sigwarth
Das Schweizer Warten hatte ein Ende an diesem Mittwochmittag: Mathias Frank vom Team BMC sicherte sich den Titel des Glocknerkönigs auf der vierten Etappe der Österreich-Rundfahrt – 30 Jahre, nachdem Niki Rüttimann 1983 letztmals einen eidgenössischen Erfolg feiern konnte. Ob deswegen der Nationalfeiertag vom 1. August auf den 3. Juli vorverlegt wird, ließ sich nicht verifizieren, ist aber unwahrscheinlich. Tatsache ist aber, dass mit Frank, 26, der Gesamtfünfte der Tour de Suisse die Auffahrt von Heiligenblut zum 2504 Meter hoch gelegenen Hochtor am schnellsten bewältigte.
Tatsache ist freilich auch, dass Frank im Juni die Tour de Suisse im abschließenden Zeitfahren verloren hat. Sechs Etappen lang hatte der Luzerner das Trikot des Führenden getragen, am letzten Tag musste er es an den Portugiesen Rui Costa abgeben. Dass er dann auch noch von seinem Team nicht für die Tour de France nominiert wurde und bei den Schweizer Straßenmeisterschaften vor eineinhalb Wochen stürzte, das verhagelte dem 26-Jährigen endgültig die Laune.
Der Crash rundete das Bild ab: Frank musste am rechten Unterarm und an der rechten Hand genäht werden – auch gestern war die Hand noch bandagiert, da wie dort sind die Wunden noch nicht restlos verheilt.
Aufstieg
Nun gab es immerhin doppelten Balsam: 2504 Euro Prämie für den Glocknerkönig aus den Händen von Jung-Ehemann Andreas Goldberger, dazu eine sechs Kilo schwere Wurst – und zum Drüberstreuen auch noch den Tagessieg am Ende der 146 Kilometer von Matrei nach St. Johann/Alpendorf.
Bis gestern war Frank nur an 24. Stelle des Gesamtklassements geführt, Magenprobleme hatten ihn gebremst. „Aber dann habe ich mich auf diese Etappe konzentriert, ich wusste ja, dass die Form passt“, und was für die Tour de France gepasst hätte, das passt auch für die Tour d’Autriche.
Kurz vor dem Hochtor setzte sich Mathias Frank von den Konkurrenten ab und wollte schon seine Regenjacke für die Abfahrt anziehen, als er merkte, dass da irgendetwas nicht passt. Und siehe da: Von hinten stürmten Chris Anker Sörensen und Rafal Majka heran, „ich konnte gerade noch reagieren.“
Sein Plan für den letzten Anstieg ins Ziel ging leichter auf: Frank siegte solo, acht Sekunden vor Sörensen und dem Kroaten Matija Kvasina.
Auch zwei Österreicher prägten die Königsetappe: Der Steirer Markus Eibegger konnte sich nach Problemen mit überhitzten Bremsen in der Abfahrt vom Glockner („bei 100, 105 km/h kann das fatale Folgen haben“) bis kurz vor dem Ende in der Spitzengruppe halten. „Aber 20 Kilometer vor dem Ziel waren die letzten Körner verbraucht.“ So wurde der Gourmetfein-Wels-Profi Elfter. Und sein Teamkollege Riccardo Zoidl machte als Tages-16. im Gesamtklassement einen Sprung nach vorne vom dritten auf den zweiten Platz, weil der Kasache Diatschenko dem Oberösterreicher nicht folgen konnte und 21 Sekunden auf den 26-Jährigen verlor. Zoidls Freude war entsprechend groß: „Das war heute meine Bammel-Etappe“, gestand Zoidl. „Dass es gelaufen ist, wie es gelaufen ist, ist ein gutes Zeichen für die Psyche.“
Der längste Tag
Heute, Donnerstag, geht es auf der mit 228,3 Kilometern längsten Etappe der 65. Österreich-Rundfahrt von St. Johann/Alpendorf nach und auf den Sonntagberg in Niederösterreich. Zwar sind „nur“ 1539 Meter Höhendifferenz zu bewältigen (gestern waren es 2960), doch die letzten drei Kilometer haben es in sich: Bis zu 14 Prozent steil geht es den Berg hinauf.
„Der Sonntagberg liegt mir sehr gut“, sagte Riccardo Zoidl, „und letztes Jahr war die Stimmung schon gigantisch, ein Wahnsinn. Aber es ist eine lange Etappe, und da kann viel passieren.“