Österreichs NBA-Star Jakob Pöltl: "Ich bleibe gern unterm Radar"
Von Peter Gutmayer
Knapp 30 Grad am Bootssteg an der Alten Donau. Österreichs NBA-Export Jakob Pöltl hat zum Pressegespräch geladen – und die Journalisten kamen aus weiten Teilen des Landes. Vorbeirudernde Kinder versuchten etwas aufzuschnappen, Stand-Up-Paddler riskierten einen Blick. Der 25-Jährige ist mittlerweile eine große Nummer in Österreich. „Es werden jeden Sommer mehr Leute, die mich erkennen“, nickt er. Den Stellenwert seiner Fußball- oder Ski-Kollegen hat er freilich nicht. Was ihn aber so gar nicht stört. „Ich bin sowieso mehr der Typ, der gern unterm Radar bleibt“, erklärt Pöltl und beweist, dass er den Wiener Schmäh auch im fernen Texas nicht verloren hat, „obwohl das gar nicht so leicht ist mit meiner Größe.“
Verantwortung
Der 2,13-Meter große Center blickt auf seine fünfte und beste NBA-Saison zurück. Mit San Antonio hat er die Play-offs zwar knapp verpasst, dafür ist er bei den Spurs zum Stammspieler aufgestiegen, gehört jetzt zu den Team-Leadern. „Ich habe mehr Verantwortung“, beschreibt er seine neue Rolle, „ich bin mehr involviert, auf dem Feld und rundherum. Meine Meinung zählt mehr.“
Hätte er doch nur mit den Vertragsverhandlungen gewartet! „Die würden jetzt wohl anders aussehen“, weiß er, nachdem er im Vorjahr einen mit 22,1 Millionen Euro dotierten Dreijahresvertrag unterschrieben hat. Pöltl wird in der kommenden Saison 7,4 Millionen Euro verdienen. Nicht viel für einen Stammcenter. Aber kein Grund, sich zu ärgern: „Geld ist mir nicht so wichtig, es stört mich nicht, dass ich vergleichsweise vielleicht ein bisschen unterbezahlt bin.“
Fußball-Fan
Den Heimaturlaub genießt er. Was aber nicht heißt, dass er die Füße hochlegt. Trainiert wird jeden Vormittag. In der Halle seines ehemaligen Klubs, den Timberwolves und in enger Absprache mit den Spurs. Am Nachmittag holt ihn dann ein wenig der Freizeit-Stress ein. „Natürlich will man die Familie und die Freunde sehen, manche klarerweise auch öfter. Da geht einem schon einmal die Zeit aus.“ Zumal es ja auch noch die Fußball-EM gibt! Pöltl hat die Österreich-Spiele interessiert verfolgt. „Gegen Italien war das schon eine sehr coole Partie, die hätte auch anders ausgehen können.“ Trotz der Niederlage könne man aber stolz sein auf die gezeigte Leistung.
Traum vom Finale
Bevor er im August in die USA zurückkehrt, will Pöltl am Trainingscamp des Nationalteams teilnehmen. Dafür braucht es jedoch noch die Freigabe. Danach gilt die volle Konzentration der neuen Saison. Die trotz Corona, so hofft er, so normal wie möglich ablaufen soll. „Eine ganz normale Saison wird es aber wohl eher nicht.“
Pöltl selbst will sich vor allem in der Offensive verbessern: „Da muss ich mit mehr Selbstvertrauen reingehen, facettenreicher werden.“ Gefeilt wird derzeit in erster Linie an der Wurftechnik. Was die Zielsetzung betrifft, müsse man noch einige Personalentscheidungen abwarten. Aber eines ist klar: „Wir sind ein junges Team, wollen zurück in die Play-offs.“ Bis ins Finale sei es eine lange Reise. Ein NBA-Titel bleibt sein großes Ziel.