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Ein belgischer Bergspezialist fährt davon

Der Fluchtinstinkt ist bei Radfahrern ganz besonders ausgeprägt. Kaum fällt der Startschuss, dann kennen einige auch schon kein Halten mehr und nehmen schnurstracks Reißaus. Ohne Rücksicht auf spätere Verluste, müde Beine und ein bitteres Ende, das fast allen Ausreißern sicher ist.

Warum es dann trotzdem immer wieder einige Fahrer probieren?

Weil die Hoffnung auf eine erfolgreiche Flucht meist größer ist als die Vernunft. Und weil einem zumindest so ein wenig Aufmerksamkeit sicher ist – zumindest dann, wenn das Rennen live übertragen wird.

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Daran kann es dann also nicht gelegen haben, dass Harald Totschnig bei der Königsetappe der Österreich-Rundfahrt (ohne den abgereisten, kranken Ex-Weltmeister Tom Boonen) auf das Kitzbüheler Horn sein Heil in der Flucht gesucht hat – derORFbringt heuer nur Zusammenfassungen. Trotzdem fuhr der Lokalmatador und jüngere Bruder von Georg Totschnig bereits nach wenigen Kilometern mit zwei Kumpanen auf und davon. Neun Minuten lag das Trio bereits vor dem Hauptfeld, fast 150 Kilometer lang dominierten sie das Geschehen, aber am Ende kam es, wie es kommen musste: Die drei wurden eingeholt, die Hauptdarsteller auf dem Horn waren andere, und Harald Totschnig, der sich am längsten gewehrt hatte und erst vier Kilometer vor dem Ziel die Führung verlor, kann sich nur mit dem Titel „Sieger der Herzen“ und dem vielen Szenenapplaus der Tausenden Fans am Straßenrand trösten.

Zu groß war der Kräfteverschleiß beim Fluchtversuch und zu stark und professionell präsentierte sich vor allem die Mannschaft von Astana, die auf den letzten, steilen Kilometern eine One-Team-Show abzog.

Wiederholung

Die drei Stallkollegen Diatschenko (Kas), Aru (It) und Seeldraeyers, der belgische Sieger der Auftaktetappe, degradierten auf den letzten selektiven Kilometern – bis zu 22,4 Prozent Steigung – die Konkurrenz zu Statisten. Am Ende durfte wie schon am Sonntag Teamkapitän Seeldraeyers die Vorfahrt haben und nach 157 Kilometern als Erster über die Ziellinie rollen. Das Gesamtklassement führt er bereits mit 43 Sekunden Vorsprung an.

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Zum größten Mitstreiter, der nicht aus seinem eigenen Team kommt, avanciert derweil Riccardo Zoidl. Der Oberösterreicher hielt auch am Montag lange mit und wurde mit 37 Sekunden Rückstand Fünfter. An den Gesamtsieg verschwendet der 25-Jährige keine Gedanken. „Ich lasse mich jetzt nicht unter Druck setzen. Außerdem: Was sollen wir als kleines Team auch tun gegen Astana?“ Schon in der nächsten Saison soll er einer Spitzenmannschaft angehören. Ihm winkt ein Vertrag bei Sky.

Und Harald Totschnig? Der bezahlte seine Flucht mit Schmerzen und Krämpfen. Auf den letzten Kilometern musste er zwei Mal vom Rad steigen. Die Etappe beendete er aber: mit mehr als sieben Minuten Rückstand.

2. Etappe (Innsbruck - Kitzbüheler Horn/Bergankunft, 157 km):
1. Kevin Seeldraeyers BEL Astana 4:17:15 Std.
2. Alexander Djatschenko KAZ Astana + 5 Sek.
3. Fabio Aru ITA Astana 14
4. Dries Devenyns BEL Omega-QuickStep 26
5. Riccardo Zoidl AUT Gourmetfein 37
Weiter:
14. Stefan Denifl IAM 1:44
20. Paul Lang WSA 3:00
25. Hans-Jörg Leopold WSA 3:46
36. Dominik Hrinkow Vorarlberg 5:00
38. David Wöhrer Tirol 5:06
56. Harald Totschnig alle AUT Tirol 7:19
Gesamtwertung:
1. Seeldraeyers 8:22:57 Std.
2. Djatschenko + 0:43 Min.
3. Zoidl 0:59
Weiter:
10. Denifl 3:05
22. Leopold 6:31
25. Lang 7:30
31. Daniel Paulus Gourmetfein 10:16
39. Totschnig 13:04