Vettel, Kwjat und viel Action: Was Hockenheim zu bieten hatte
Von Florian Plavec
Ein völlig verpatzter Start, ein Dreher bei Höchstgeschwindigkeit, fünf (!) Boxenstopps. Bei jedem normalen Rennen ist man mit dieser Bilanz chancenlos. Doch der Grand Prix von Deutschland war alles andere als ein normales Rennen.
Also holte Max Verstappen den Sieg in Hockenheim, in einem Rennen, das geprägt war von Wetterchaos, Fahrfehlern, Safety-Car-Phasen und Überholmanövern. „Das war eine große Aufgabe“, sagte Verstappen, dem in der Weltmeisterschaft nur noch 22 Punkte auf den WM-Zweiten Valtteri Bottas fehlen. „Ich bin immer fokussiert geblieben.“ Motorsportberater Helmut Marko war voll des Lobes: „Wir waren nahe dran, die Übersicht zu verlieren. Aber wir haben sensationell gearbeitet. Eine Demonstration der Zusammenarbeit von Team, Max und Motor. Es ist darum gegangen, nicht zu viele Fehler zu machen.“
Denn Fehler machte am Sonntag jeder. Manche mehr, manche weniger.
Der Deutsche schien bei seinem Heimrennen chancenlos zu sein: Letzter Startplatz. Doch Vettel pflügte durch das Feld und wurde im Regen noch auf Rang zwei geschwemmt, den er wie einen Sieg feierte. „Ich habe schon geglaubt, das Rennen hört gar nicht mehr auf“, sagte der 32-Jährige. „Es ist so viel passiert. Ich weiß gar nicht, welche Fahrer ich alle überholt habe.“
- Daniil Kwjat
Was für ein Tag für den Russen! In der Nacht zuvor wurde der 25-Jährige Vater, am Sonntag holte er den zweiten Podestplatz seiner Karriere und damit auch den zweiten für Toro Rosso nach Vettels Premierensieg 2008: „Ich war schon so weit hinten, das ist einfach unglaublich.“ Der österreichische Teamchef Franz Tost zeigte wie immer kaum Emotionen: „Ich hoffe, dass das sein Selbstvertrauen für die Zukunft heben wird.“
- Wetter
Nach Spielberg und Silverstone erlebte die Formel 1 das dritte spektakuläre Rennen in Folge. Was so ein bisschen Regen ausmachen kann ...
- Action
Es gab Überholmanöver, Ausrutscher, Dreher und keinen Moment Fadesse. Besonders chaotisch wurde es, als Hamilton mit Slicks von der Strecke rutschte, sein Auto in die Box schleppte und als dort dann völlige Verwirrung herrschte. Es war kein Ersatz für den zerstörten Frontflügel da, niemand wusste, welche Reifen aufgezogen werden. Mehr als 50 Sekunden stand Hamilton an der Box.
- Kurve 17
Ja, es gibt eine Auslaufzone in Kurve 17, doch die ist extrem rutschig. Für Hülkenberg und Leclerc war dort der Arbeitstag zu Ende. Auch Hamilton und Räikkönen rutschten raus, blieben aber im Rennen.
- Rennleitung
Es war richtig, zuerst hinter dem Safety Car zu fahren, und dann mit einem stehenden Start auf nasser Fahrbahn zu beginnen. Eine neue Regel machte diese Premiere in der Formel 1 möglich.
- Rennleitung
Nur eine Geldstrafe für Ferrari für einen „unsicheren“ Boxenstopp. Nur eine 5-Sekunden-Zeitstrafe für Hamilton, der falsch in die Boxengasse eingebogen ist. Zudem nachträglich eine 30-Sekunden-Strafe für Alfa Romeo, Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi. Hat man sich vor den großen Teams verneigt?
Poleposition und Startplatz drei. Am Ende nur zwei Punkte. Und das auch nur, weil es die Strafe für Alfa Romeo gab. Mercedes schlitterte beim Heimrennen (siehe unten) auf nasser Straße in ein Debakel. Valtteri Bottas rutschte raus. Lewis Hamilton kam nach Eigenfehlern und Fehlern der Boxencrew erst nachträglich in die Punkteränge. Teamchef Toto Wolff: „Bei uns ist diesmal alles in die Hose gegangen.“
- Renault
Doppel-Aus für das Werksteam. Daniel Ricciardo schied mit einem technischen Defekt aus, Nico Hülkenberg lag in aussichtsreicher Position und rutschte in Kurve 17 von der Strecke.