Sport/Motorsport

Streckenposten nach Bergungsunfall gestorben

Als die Nachricht bekannt wurde, war es sofort vorbei mit der großartigen Stimmung von Sebastian Vettel und seinem Red-Bull-Team. Ein Arbeiter des Automobilklubs Île de Notre Dame wurde beim Grand Prix von Kanada von einem Bergefahrzeug erfasst und starb danach im Krankenhaus.

Die Tragödie ereignete sich kurz vor dem Rennende nach dem Unfall des Sauber-Piloten Esteban Gutiérrez. Der Arbeiter lief zum Unfallfahrzeug, als er sein Funkgerät verlor. Er bückte sich, kam dabei zu Sturz und wurde vom tonnenschweren Fahrzeug überrollt.

Zwar wurde der 38-jährige Kanadier sofort vom medizinischen Team der Formel 1 erstversorgt, doch die Ärzte im Hôpital du Sacré-Coeur in Montréal verloren den Kampf um sein Leben.

Die letzten tödlichen Unfälle in der Formel 1 gab es zuletzt vor 12 Jahren in Melbourne und vor 13 Jahren in Monza. Damals wurden Streckenposten von Reifen erschlagen, die sich von den Rennwagen gelöst hatten. Mittlerweile sind die Reifen an den Autos gesichert.

Fahrer-Trauer

Unmittelbar nach seinem eindrucksvollen Sieg in Kanada feierte Vettel bei einem Konzert der Rolling Stones im Bell Center von Montréal. Dann erreichte ihn die Nachricht vom Unfall. „Ich bin sehr, sehr traurig, diese Neuigkeit zu hören. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden“, sagte der dreifache Weltmeister. „Die Arbeit der Streckenposten wird nicht immer gesehen, aber sie ist unverzichtbar für unseren Sport.“ Ferrari-Mann Alonso twitterte: „Heute gibt es nichts zu feiern.“ Der Spanier hatte mit furiosen Manövern in der Schlussphase des Rennens noch Rang zwei vor Lewis Hamilton gerettet und ist in der WM nun mit 36 Punkten Rückstand erster Verfolger von Vettel.

Massa soll bleiben

Alonsos Teamkollege in der kommenden Saison wird wohl Felipe Massa bleiben. Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali sprach sich „auf jeden Fall“ für einen Verbleib des 32-jährigen Brasilianers bei der Scuderia aus.

Wäre da nicht die 52. Runde gewesen, müsste man von einem perfekten Rennen von Sebastian Vettel reden. Der Deutsche startete bei schönem Wetter in Kanada aus der Poleposition, fuhr auf und davon und der Konkurrenz um die Ohren. Runde für Runde baute er seinen Vorsprung aus, seinen Kontrahenten um die WM-Führung Kimi Räikkönen überholte er zur Halbzeit des Rennens – allerdings bei einem Überrundungsmanöver.

In keiner Phase war der überlegene Sieg des Deutschen im Red Bull gefährdet. Außer in besagter Runde 52. Da verpasste der überlegen führende Vettel den Bremspunkt und rutschte aus der Kurve über die Wiese. Doch das Manöver ging gut, der Red Bull blieb heil und Vettel baute mit dem Sieg seine WM-Führung aus. 36 Punkte liegt er mittlerweile vor Fernando Alonso, der am Sonntag Zweiter wurde.

Nur Austin-Sieg fehlt noch

Mit dem Sieg in Kanada hat Red Bull nun auf 18 von 19 Strecken des WM-Kalenders gewonnen, lediglich die Strecke in Austin fehlt noch in der Sammlung. Vettel fehlen nur noch Siege in Deutschland, Ungarn und in den USA. Vettels Überlegenheit nahm etwas Spannung aus dem Rennen. Lewis Hamilton klagte über Probleme mit dem DRS, Kimi Räikkönen musste mit seinem Lotus Benzin sparen, und der finnische Überraschungsmann aus dem Qualifying (Startplatz drei), Valtteri Bottas, wurde im Rennen gnadenlos durchgereicht.

Aufregung gab’s in der sechsten Runde, als sich Adrian Sutil mit seinem Force India auf der Strecke mitten im Verkehr drehte, doch alle Autos kamen vorbei. Packend war das Duell um den zweiten Platz, den sich sechs Runden vor Schluss Fernando Alonso nach einem harten aber fairen Zweikampf mit Lewis Hamilton sicherte. Der Spanier ist in der WM nun erster Verfolger von Vettel.

Heißes Thema Reifenstreit

Neben Vettels Sieg war ein Thema in Montreal allgegenwärtig. „Tyregate“, der Streit um die Reifentests, die Mercedes vor knapp einem Monat für Pirelli durchgeführt hatte. Der Weltverband (FIA) verwies den Fall zur Klärung an sein Internationales Tribunal. Wegen der künftigen Regeln für Testfahrten laufen bereits seit einiger Zeit Diskussionen zwischen den Teams, Chefvermarkter Bernie Ecclestone und der FIA.

Ferrari plädiert nun für eine Lockerung des Verbots von Testfahrten. Technikdirektor Pat Fry nannte die vierwöchige Sommerpause als idealen Termin für Tests: „Es wäre gut, darüber nachzudenken, für alle Teams in dieser langen Pause vielleicht einen Test durchzuführen, der dann allen weiterhilft.“

Endstand des Grand Prix von Kanada:

1. Sebastian Vettel GER Red Bull
2. Fernando Alonso ESP Ferrari 14,4
3. Lewis Hamilton GBR Mercedes 15,9
4. Mark Webber AUS Red Bull 25,7
5. Nico Rosberg GER Mercedes 69,7
6. Jean-Eric Vergne FRA Toro Rosso 1 Runde
7. Paul di Resta GBR Force India 1 Runde
8. Felipe Massa BRA Ferrari 1 Runde
9. Kimi Räikkönen FIN Lotus 1 Runde
10. Adrian Sutil GER Force India 1 Runde
11. Sergio Perez MEX McLaren 1 Runde
12. Jenson Button GBR McLaren 1 Runde
13. Romain Grosjean FRA Lotus 1 Runde
14. Valtteri Bottas FIN Williams 1 Runde
15. Daniel Ricciardo AUS Toro Rosso 2 Runden
16. Pastor Maldonado VEN Williams 2 Runden
17. Jules Bianchi FRA Marussia 2 Runden
18. Charles Pic FRA Caterham 3 Runden
19. Max Chilton GBR Marussia 3 Runden
20. Esteban Gutierrez MEX Sauber

7 Runden

Out: Nico Hülkenberg (GER/Sauber), Giedo van der Garde (NED/Caterham)

Fahrerwertung:

1. Sebastian Vettel GER Red Bull 132
2. Fernando Alonso ESP Ferrari 96
3. Kimi Räikkönen FIN Lotus 88
4. Lewis Hamilton GBR Mercedes 77
5. Mark Webber AUS Red Bull 69
6. Nico Rosberg GER Mercedes 57
7. Felipe Massa BRA Ferrari 49
8. Paul di Resta GBR Force India 34
9. Romain Grosjean FRA Lotus 26
10. Jenson Button GBR McLaren 25
11. Adrian Sutil GER Force India 17
12. Jean-Eric Vergne FRA Toro Rosso 13
13. Sergio Perez MEX McLaren 12
14. Daniel Ricciardo AUS Toro Rosso 7
15. Nico Hülkenberg GER Sauber 5

Konstrukteurswertung:

1. Red Bull 201
2. Ferrari 145
3. Mercedes 134
4. Lotus 114
5. Force India 51
6. McLaren 37
7. Toro Rosso 20
8. Sauber 5
Alle Inhalte anzeigen