Hundertstel-Krimi in Imola: Hamilton holt Pole vor Red-Bull-Duo
Lewis Hamilton hat Red Bull zumindest im Qualifying für den Grand Prix der Emilia Romagna in Schach gehalten. Der siebenfache Weltmeister holte sich am Samstag in Imola die 99. Pole Position seiner Formel-1-Karriere. Neben dem Engländer steht nicht dar favorisierte Max Verstappen, sondern dessen neuer Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez in der ersten Startreihe. Verstappen, zum Auftakt vor drei Wochen in Bahrain auf Pole, musste sich mit Rang drei begnügen.
Das Autodromo Enzo e Dino Ferrari erlebte den erwarteten Hundertstelkrimi. Hamilton landete am Ende 0,035 Sekunden vor Perez und 0,087 vor Verstappen. Der Niederländer erwischte im Finale aber keine fehlerfreie Runde. Im zweiten WM-Lauf am Sonntag (15.00 Uhr/live ORF 1, RTL und Sky) will das Red-Bull-Duo Auftaktsieger Hamilton unter Druck setzen. Dessen Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas, im Vorjahr in Imola auf Pole und auch im Freitag-Training noch der Schnellste, kam in einer verpatzten Quali nicht über Platz acht hinaus.
"Ein toller Tag"
Hamilton dagegen überraschte sogar sich selbst. "Ein toller Tag. Ich habe es nicht erwartet, gleich vor beiden Red Bulls zu sein. Sie waren so schnell dieses Wochenende", sagte der 36-jährige Brite. Auf einer Runde war Mercedes den Bullen in Bahrain noch nicht gewachsen gewesen. Die Rennpace macht Hamilton zwar Hoffnungen, er wird um seinen zweiten Saisonsieg aber wie schon beim Auftakt in der Wüste kämpfen müssen. "Jetzt haben wir zwei Bullen, die uns das Leben schwer machen können. Das wird eine Herausforderung."
In den prognostizierten Zweikampf zwischen Hamilton, der auf der 30. unterschiedlichen Formel-1-Strecke eine Pole eroberte, und Verstappen mischte sich Perez ein. Der 31-Jährige schaffte es vor dem 193. Grand-Prix-Start seiner Karriere erstmals in die erste Startreihe. Bereits in seinem zweiten Qualifying für Red Bull verwies der Mexikaner seinen hoch gehandelten Teamkollegen in die Schranken.
Red Bull in Lauerstellung
Verstappen musste sich erstmals seit mehr als zwei Jahren im Qualifying einem Stallrivalen beugen. Zuletzt war ihm das 2018 gegen Daniel Ricciardo passiert. "Kurve drei war schlampig, es war keine gute Runde", meinte der Niederländer. "Es kann nicht jedes Mal so gut laufen. Aber wir haben zwei Autos auf unterschiedlichen Reifen. Mal schauen, wie wir das nützen können. Wir werden es Mercedes schwer machen."
Perez muss das Rennen auf den Soft-Reifen in Angriff nehmen, weil er diese bereits im zweiten Quali-Abschnitt verwendet hat. Er muss daher wohl früher an die Box kommen als die Konkurrenten mit Medium-Pneus. Das dürfte strategische Auswirkungen haben. "Es ist unheimlich knapp mit den Ergebnissen", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im ORF. Im Vorjahr sei man in Imola noch sechs Zehntelsekunden vorne gewesen. "Diese Marge ist weg." Ohne den Fehler hätte der Pole-Setter wohl Verstappen geheißen, vermutete der Wiener.
Beinahe hätte es mit Lando Norris auch einen Überraschungsmann auf Platz drei gegeben. Die schnellste Runde des 21-jährigen McLaren-Piloten wurde wegen eines Überfahrens der Streckenbegrenzung aber gestrichen. Der Engländer musste sich hinter seinem Teamkollegen Ricciardo mit Platz sieben begnügen. Davor klassierten sich noch Charles Leclerc im Ferrari als Vierter und Pierre Gasly im AlphaTauri als Fünfter.
Für eine Schrecksekunde sorgte in der ersten Quali-Phase Yuki Tsunoda im zweiten AlphaTauri. Der japanische Rookie verlor seinen Boliden und krachte mit dem Heck in die Streckenbegrenzung, blieb aber unverletzt. Die Session, vor deren Start es bereits eine Schweigeminute für Großbritanniens verstorbenen Prinz Philip gegeben hatte, war danach kurz unterbrochen. Die Ex-Weltmeister Sebastian Vettel (Aston Martin) und Fernando Alonso (Alpine) verpassten als 13. bzw. 15. das Finale der besten zehn. Mick Schumacher, der Sohn von Siebenfach-Weltmeister Michael Schumacher, fuhr im unterlegenen Haas-Boliden auf Rang 18.