Sport/Motorsport

Tribut an Lauda: Hamilton zittert sich zu Monaco-Sieg

Im Gedenken an Niki Lauda hat Lewis Hamilton den Formel-1-Thriller von Monte Carlo gewonnen und seinen deutschen WM-Herausforderer Sebastian Vettel auf den zweiten Platz verwiesen. Trotz größter Sorgen um seine Reifen wehrte Hamilton in einer packenden Schlussphase alle Angriffe von Verfolger Max Verstappen ab und schleppte sich beim Großen Preis von Monaco zu seinem 77. Karrieresieg.

In einem der spannendsten Rennen seit vielen Jahren im Fürstentum fiel der Niederländer in seinem Red Bull wegen einer Fünf-Sekundenstrafe aber hinter Vettel und auch Valtteri Bottas im zweiten Mercedes zurück. „Das ist für Niki“, funkte die Mercedes-Crew. „Niemand außer dir hätte das zustande gebracht.“

Von Lokalmatador Charles Leclerc war nur zu Beginn etwas zu sehen: Nach einer taktisch völlig missratenen Qualifikation endete seine Vollrisiko-Aufholjagd infolge einer Karambolage mit dem deutschen Renault-Fahrer Nico Hülkenberg vorzeitig. Im sechsten Grand Prix des Jahres verpasste Mercedes zwar den sechsten Doppelerfolg, Hamilton baute seine WM-Führung mit dem dritten Saisonsieg aber auf Bottas sogar aus.

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NIKI

Um 14.53 Uhr wurde es still im Fürstentum. Mit einer Schweigeminute nahm die Formel 1 Abschied von Lauda. Die Piloten versammelten sich auf der Start-Ziel-Geraden in einem Kreis um einen früheren Rennhelm des Österreichers und trugen dabei rote Mützen mit der weißen Aufschrift „NIKI“. Mercedes lackierte zu Ehren seines langjährigen Teamaufsichtsrats unter anderem den Cockpitschutz der Silberpfeile rot - es war die Farbe der legendären Kappe von Lauda. Als die Schweigeminute vorbei war, ertönten die Hupen der Jachten im Hafen.

„Diese ist für Niki“, hatte Hamilton nach der 85. Poleposition seiner Karriere gesagt. An die Fabelrunde des Engländers in Streckenrekordzeit reichten weder Bottas im zweiten Mercedes noch Red-Bull-Pilot Max Verstappen heran.

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Strategie-Desaster

Nachdem Vettel im Abschlusstraining die Front seines Ferrari demoliert hatte, musste er nach Verbremser und Leitplankenberührung von Platz vier starten. Sein Teamkollege Leclerc ging nach einem Strategie-Desaster, als ihn die Kommandobrücke nicht nochmals auf die Strecke schickte, nur von Position 15 in den Klassiker an der Côte d'Azur. „Du musst dein Rennen fahren und jede Gelegenheit nutzen“, sagte Scuderia-Teamchef Mattia Binotto zu den Aussichten seines Duos.

Hamilton, der wie auch Vettel mit einer Speziallackierung seines Helms im Gedenken an Lauda antrat, kam beim Start bestens weg. Dahinter musste Bottas gleich eine frühe Attacke von Verstappen abwehren, der sich in der ersten Kurve innen aber nicht vorbeischieben konnte.

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Brenzlig

Nach sechs Runden hatte Daniel Ricciardo als Fünfter im Renault schon fast 20 Sekunden Rückstand auf Hamilton aus dem Führungsquartett. Leclerc fuhr sich bei einer Kollision mit Hülkenberg einen Platten und demolierte den Unterboden. Die Fetzen des Reifens verteilten sich auf dem 3,337 Kilometer kurzen Kurs, das Safety Car kam in Umlauf elf raus. In der Boxengasse wurde es richtig brenzlig: Verstappen überholte Bottas nach dem Reifenwechsel, dahinter lauerte Vettel. „Er hat mich in die Mauer gedrückt“, beschwerte sich der Finne über das riskante Manöver des Niederländers.

Bottas holte sich dabei einen Platten am rechten Vorderreifen, Verstappens Aktion wurde mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden geahndet. Leclerc musste seinen Ferrari in Runde 18 nach einem völlig missratenen Wochenende enttäuscht in der Garage abstellen. Hamilton sorgte sich derweil an der Spitze um die Haltbarkeit seiner Medium-Pneus, vor allem der linke Vorderreifen machte ihm Kummer. Gerade einmal 2,5 Sekunden lagen zwischen dem Spitzenreiter und den auf den harten Mischungen fahrenden Verstappen, Vettel und Bottas.

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Zittern

Mit seiner Fünf-Sekunden-Hypothek machte Verstappen weiter Druck auf den fünfmaligen Weltmeister. „Ich könnte den falschen Reifentyp haben“, monierte Hamilton, der sich immer mehr in „großen Problemen“ wähnte. Sein Renningenieur Peter Bonnington versicherte ihm aber, dass er auf der richtigen Strategie unterwegs war. Verstappen hoffte nun, dass sich ihm beim Überrunden ab der 48. Runde eine Chance bieten würde, an Hamilton vorbeizuziehen.

Der 34-Jährige blieb aber in diesem packenden Zweikampf vorne. „Ich weiß nicht, worauf ihr gehofft habt, als ihr diese Reifen aufgezogen habt. Man muss auf ein Wunder hoffen“, zeterte Hamilton dennoch. „Lewis, du kannst es schaffen, wenn du uns vertraust“, gab der Kommandostand zurück. Zwei Runden vor Schluss berührten sich die beiden Rivalen sogar, Hamilton musste die Schikane sogar auslassen. Er rettete sich aber als Erster ins Ziel.

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