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Formel-1-Finish mit dem gewissen Etwas

Stillstand. Es gibt kaum Dinge, die Sebastian Vettel noch mehr verhasst sind als die Stagnation. Daher wird es auch beim Rennen in Südkorea, der ersten von vier Siegesfahrten des alten und neuen Weltmeisters der Formel 1, keinen Einkehrschwung geben.

"Im Rennauto hatte ich das erste Mal Zeit für mich", hatte der Red-Bull-Pilot im Vorjahr nach seinem ersten Titelgewinn gesagt, als er wenige Tage nach Saisonschluss wieder in seinen Boliden stieg, um Reifen zu testen. Das Leben des Sebastian Vettel ist geprägt vom Vorwärtsdrang, der Ehrgeiz ist sein Antrieb, Erfolge und Rekorde sind seine Sucht.

Die nächsten Meilensteine hat der 24-jährige Deutsche, seit Sonntag der jüngste Doppelweltmeister aller Zeiten, noch heuer im Visier. So kann er etwa den Qualifying-Rekord von Nigel Mansell aus dem Jahr 1992 brechen. Der Brite startete in 16 Rennen 14-mal aus der Poleposition, Vettel hatte heuer in der Startaufstellung bereits 12 Mal nichts außer den grauen Asphalt vor sich.

Turbulente Premiere

Die Bestmarke an Saisonsiegen von Michael Schumacher, der 2004 13-mal vom obersten Treppchen des Podests gelacht hat, kann Vettel zumindest noch einstellen. Und als Nebeneffekt, im Vorbeifahren quasi, würde er den Konkurrenten McLaren und Ferrari ein wenig von jener Zukunftshoffnung nehmen, die am Sonntag in Suzuka mit den Plätzen eins (Button) und zwei (Alonso) wieder aufgekeimt ist.

Doch nicht nur wegen der bevorstehenden Vettel-Show erwartet die Fans beim Rennwochenende in Südkorea ein Spektakel. Sollte das Rennen in Yeongam nur annähernd so turbulent verlaufen, wie die Premiere vor einem Jahr, lohnt sich das frühe Aufstehen. Damals wurden 26 Runden hinter dem Safety-Car gefahren - das sind 146 km oder 47,3 Prozent der gesamten Renndistanz. In dem Regenrennen gab es zahlreiche Ausrutscher, die bei den kurzen Auslaufzonen nicht ohne Folgen blieben.

Selbst der Weltmeister hat mit der Strecke noch eine Rechnung offen: Sebastian Vettel schied 2010 in Führung liegend aus. Was danach folgte, ist mittlerweile Motorsport-Geschichte: 17 Rennen, elf Siege, fünf weitere Podestplätze, ein vierter Platz - und, ach ja, zwei Weltmeistertitel.

Debüt für Indien

Spektakulär dürfte auch der Grand Prix von Indien werden. Zwei Wochen vor dem ersten Rennen im 1,2-Milliarden-Staat am 30. Oktober wird noch immer gearbeitet. Das Debüt der reichsten Rennserie der Welt im Entwicklungsland mit einer großteils bettelarmen Bevölkerung wird einmal mehr zu kontroversen Debatten in der Sportwelt führen.

Enthusiastische Formel-1-Fans werden die Strecke zum Saisonabschluss in Interlagos bei São Paulo säumen. Gleich drei Lokalmatadoren gehen beim Grand Prix von Brasilien an den Start: Felipe Massa (Ferrari), Bruno Senna (Renault) und Rubens Barrichello (Williams). Letzterer, mit bislang 319 Grand-Prix-Starts der Rekordmann in der Formel 1, könnte vor Heimpublikum seine Abschiedsvorstellung geben. Zumindest bei Williams. Beim zuletzt enttäuschenden Traditionsteam könnte 2012 der letzte Ferrari-Weltmeister, Kimi Räikkönen (2007), ein Comeback in der Königsklasse geben.

1,2 Milliarden US-Dollar

Für Spannung ist auch in der Konstrukteurswertung gesorgt. Zwar zweifelt bei 130 Zählern Vorsprung auf den ersten Verfolger niemand mehr am Championat von Red Bull, doch bei den Duellen um die Plätze geht es vorrangig um eines: Geld.

Von den 1,2 Milliarden US-Dollar, die Bernie Ecclestone aus Preisgeldern und Antrittsgagen lukriert, muss der Formel-1-Boss die Hälfte an die Teams ausschütten. Die Verteilung erfolgt nach einem komplizierten Schlüssel, der eigentlich vertraulich behandelt wird. Nur so viel: Rund 90 Millionen Dollar bekommt das Weltmeister-Team, also ziemlich sicher Red Bull. Für den zehnten Platz (derzeit Team Lotus) sind es aber immer noch etwa 40 Millionen.

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