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Ricciardo Nutznießer des Mercedes-Kriegs

Inakzeptabel“, nannte es Niki Lauda, der Aufsichtsratschef des Formel-1-Teams von Mercedes. „Überflüssig“ sagte Toto Wolff, der Motorsportchef des Autoherstellers, dazu. Die beiden österreichischen Chefs des deutschen Werkteams versuchten gar nicht erst gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

​„Das lässt und alle hier ziemlich dämlich aussehen“, sagte dann noch Wolff, ehe er eilig zur Krisensitzung im Fahrerlager von Spa-Francorchamps aufbrach.

​Krisensitzung bei Mercedes? Das klingt auf den ersten Blick eigenartig. Immerhin führen die Silberpfeile nach zwölf von 19 Saisonrennen überlegen die Konstrukteurswertung an, der Titelgewinn ist nur noch eine Frage der Zeit, auch in der Fahrerwertung belegen Nico Rosberg, der am Sonntag in Belgien Zweiter wurde, und Lewis Hamilton die Plätze eins und zwei. Enteilt sind sie den Konkurrenten von Red Bull, Ferrari oder Williams.

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Genau darin liegt das Problem. Zwei Teamkollegen, ein WM-Pokal, keine Konkurrenten. Diese Konstellation hat es in der mittlerweile 64-jährigen Geschichte der Rennserie zuletzt 1988 gegeben, als Alain Prost und Ayrton Senna im McLaren 15 von 16 Saisonrennen gewinnen konnten.

Rosberg und Hamilton haben die vielleicht einmalige Chance längst erkannt und die Fährte aufgenommen. „Wir wussten, dass es früher oder später eng werden wird. Heute war es so weit“, sagte daher auch Nico Rosberg nach dem Großen Preis von Belgien.

Ungestümer Rosberg

Bereits in der zweiten von 44 Runden in Spa flogen die Fetzen zwischen den WM-Rivalen. Poleposition-Mann Rosberg, der den Start gegen Hamilton verloren hatte, setzte zur Gegenattacke an. Dabei kam es zur folgenschweren Berührung, die Hamilton den Hinterreifen aufschlitzte und Rosberg den Frontflügel ramponierte.

„Die Berührung hat uns beiden wehgetan“, sagte Rosberg im Anschluss. Der Deutsche kam allerdings besser über die Runden: Während sich Rosberg noch auf Platz zwei zurückkämpfen konnte, flehte Hamilton zur Rennmitte über den Boxenfunk: „Nehmt mich bitte aus dem Rennen!“ Der Engländer wurde erhört und wenig später erlöst, er durfte seinen Boliden in aussichtsloser Position in der Garage abstellen. „Das ist nicht leicht runterzuschlucken“, gestand Hamilton später und fügte an: „Nico führt in der WM. Ich glaube, er wird zufrieden sein.“

29 Punkte sind es wieder, die Hamilton von Rosberg trennen – mehr als es für einen Rennsieg zu ernten gibt (25). „Das gesamte Rennen war keine Glanzleistung von uns“, sagte Motorsportchef Toto Wolff, der gemeinsam mit Niki Lauda in einer ersten Reaktion die Schuld für den Unfall beim ungestümen Rosberg sahen.

Fehlerfreier Ricciardo

Nutznießer war Daniel Ricciardo. Der Red-Bull-Pilot fuhr einmal mehr ein fehlerfreies Rennen und feierte seinen dritten Saisonsieg. Noch vor dem Rennen hatte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko die Devise ausgegeben: „Wir wollen Mercedes unter Druck setzen, dann machen sie Fehler.“

Wie recht er haben sollte.

GP von Belgien in Spa, Endstand nach 44 Runden:
1. Daniel Ricciardo AUS Red Bull
2. Nico Rosberg GER Mercedes + 3,3
3. Valtteri Bottas FIN Williams 28,0
4. Kimi Räikkönen FIN Ferrari 36,8
5. Sebastian Vettel GER Red Bull 52,1
6. Kevin Magnussen DEN McLaren 54,2
7. Jenson Button GBR McLaren 54,5
8. Fernando Alonso ESP Ferrari 1:01,1
9. Sergio Perez MEX Force India 1:04,2
10. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 1:05,3
11. Nico Hülkenberg GER Force India 1:05,6
12. Jean-Eric Vergne FRA Toro Rosso 1:11,9
13. Felipe Massa BRA Williams 1:15,9
14. Adrian Sutil GER Sauber 1:22,4
15. Esteban Gutierrez MEX Sauber 1:30,8
16. Max Chilton GBR Marussia 1 Runde
17. Marcus Ericsson SWE Caterham 1 Runde

Out: Lewis Hamilton (GBR/Mercedes), Romain Grosjean (FRA/Lotus), Pastor Maldonado (VEN/Lotus), Jules Bianchi (FRA/Marussia), Andre Lotterer (GER/Caterham)