Die Formel 1 eröffnet den teuersten Laufsteg der Welt
Es ist noch keine Runde gefahren im Formel-1-Jahr 2020, da herrscht bei Ferrari schon Theater. Der Rennstall stellte am Dienstagabend seinen neuen Boliden im Schauspielhaus Romolo Valli vor. Zumindest bei der Präsentation war die Scuderia der Konkurrenz voraus. Am 15. März wird in Melbourne die Saison eröffnet. Das gilt es zu wissen.
Wie sieht der Rennkalender aus?
Geplant ist mit 22 Rennen die längste Saison der Geschichte – sofern der Grand Prix von China stattfindet. Über dem für 19. April geplanten Rennen schwebt aufgrund des Coronavirus’ ein Fragezeichen. Neben einer Absage steht auch eine Verlegung in den Herbst im Raum. Neu sind zwei Schauplätze: Am 5. April werden erstmals in Vietnam WM-Punkte vergeben, Zandvoort (NED) feiert ein Comeback. Der Grand Prix in Spielberg findet am 5. Juli statt. Das Rennen in Deutschland ist Geschichte.
Wer sind die Favoriten?
Seriensieger Mercedes startet auch in das neue Rennjahr als Topfavorit, wenngleich sich Ferrari (wie immer) und Red Bull siegeshungrig präsentieren. Für die Herausforderer spricht, dass sie ihre Zukunftsaktien (Charles Leclerc bei Ferrari, Max Verstappen bei Red Bull) langfristig gebunden haben, während Mercedes mit Superstar Lewis Hamilton noch verhandeln muss.
Welche Fahrer und Teams sind neu?
Mit Nicholas Latifi gibt heuer nur ein Pilot sein Debüt. Der 24 Jahre alte Kanadier ersetzt bei Williams Robert Kubica. Ein Comeback nach einjähriger Stehzeit feiert der Franzose Esteban Ocon. Der Fahrer aus dem Nachwuchsprogramm von Mercedes hat das Cockpit von Nico Hülkenberg bei Renault übernommen. Bei den Rennställen gibt es kleine Änderungen: Toro Rosso, das Zweitteam von Red Bull, fährt unter dem Namen Alpha Tauri. Aston Martin hat sich als Titelsponsor von Red Bull verabschiedet, wird aber 2021 als Werksteam zurückkehren.
Warum ist die Saison so wichtig?
Es ist das letzte Jahr vor der größten Reglementreform in der 70-jährigen Geschichte. Dementsprechend groß ist der Aufwand, den die Teams treiben müssen. Wer zu spät mit der Entwicklung des Rennwagens für 2021 beginnt, startet mit einem Rückstand in die neue Ära. Gleichzeitig kann die Vorarbeit von der Weiterentwicklung des aktuellen Wagens ablenken. Die Vergangenheit hat bewiesen: Im Jahr vor einer großen Regeländerung schiebt sich das Feld zusammen. Dennoch haben die großen Teams (Ferrari, Mercedes, Red Bull und mit Abstrichen McLaren) die meisten Ressourcen, um beide Aufgaben zu stemmen.
Wie sind die Ausstiegsgerüchte von Mercedes zu bewerten?
Die angespannte Lage beim Mutterkonzern Daimler (siehe Seite 11) hatte zuletzt Gerüchte befeuert, wonach auch das Formel-1-Engagement vom Sparkurs betroffen sein könnte. Danach sieht es nicht aus. Am Montag präsentierte Mercedes, gemeinsam mit dem aktuellen Silberpfeil-Design, einen neuen Hauptsponsor. Der Vertrag ist auf fünf Jahre ausgelegt und soll jährlich rund 23 Millionen Euro in die Kassen spülen. Obendrein stellt der sechsfache Weltmeister eines der wenigen Teams, das aktuell mit der Formel 1 sogar einen (kleinen) Gewinn macht.