Sport/Motorsport

Berger: "Die Formel 1 kann viel von uns lernen"

Gerhard Berger hat einen Etappensieg erreicht: Kurz vor den Rennen in Spielberg (siehe unten) wurden die von ihm stets kritisierten Zusatzgewichte abgeschafft, die die schnelleren Autos mit an Bord nehmen mussten. "Man darf die Besten nicht bestrafen", sagt der 58-jährige Tiroler, der seit diesem Jahr Chef der DTM ist. "Jetzt läuft das wieder sportlich fair ab."

Die Ausgangslage im Saisonfinish könnte kaum spannender sein, die Top Ten trennen nur 39 Punkte. Angeführt wird die Wertung von Mattias Ekström (SWE) im Audi vor Mercedes-Mann Lucas Auer, dem Neffen von Gerhard Berger.

Läuft also alles nach Plan für den ehemaligen Formel-1-Piloten Berger? Nicht ganz. Im Juli gab Mercedes den Ausstieg aus der DTM per Ende 2018 bekannt. Das Team wird stattdessen in der elektrischen Formel E starten. Vor dem Heimrennen in Spielberg sprach Berger über ...

den Mercedes-Ausstieg
Natürlich war das ein Rückschlag, aber das ist der Sport. Oft sind die Hersteller gefordert, ihre Richtung kurzfristig zu ändern, wenn sie auf dem Markt neue Tendenzen spüren. Es tut mir wahnsinnig leid, weil Mercedes ein super Partner war. Aber jetzt geht es darum, jemand anderen zu holen. Jeder, der innerhalb des Reglements in der Lage ist, ein Auto zu bauen, soll einsteigen.

Formel E
Für mich ist die Formel E nach wie vor kein Motorsport, da werden die Autos im Rennen getauscht! Ich verstehe aber, dass Hersteller mit der Formel E ihre Entwicklungsvorgänge beschleunigen wollen. Dort haben sie eine Plattform, wo sie ihre Elektromodelle gut platzieren können. Und sie drängen mit dieser Technologie in die Metropolen, wohin das Elektro-Thema auch passt. Aber emotionaler Motorsport ist das nicht. Noch nicht. Vielleicht einmal nach meiner Zeit.

den Umwelt-Gedanken
Wenn jemand eine CO2-Bilanz von einem Formel-E-Rennen machen würde, wäre das nicht mehr so sauber. Mit all den Dieselgeneratoren, die die Batterien laden, mit den Batterien selbst, der Herstellung und der Entsorgung ... da sind noch viele Sachen unstimmig.

das Ende des klassischen Motorsports
Das sehe ich nicht. Unlängst hat mir ein Freund erzählt: Früher hat es als Fortbewegungsmittel das Pferd gegeben, und es hat Pferderennen gegeben. Das Pferd ist ersetzt worden durch das Automobil, aber die Pferderennen gibt es noch. Sie sind immer noch emotional und spannend. Mit Autorennen wird das ähnlich sein.

die Stärken der DTM
Hier gibt es harten Rennsport mit hoher Fahrerdichte. Die Autos schauen aggressiv aus und sind am Limit schwer zu bewegen. Dazu kommt eine gewachsene Historie, die vor allem in Deutschland einen starken Kern an Fans hat. Es gibt außer der MotoGP keine spannenderen Rennen. Wir haben pro Woche zwei Millionen Fernsehzuschauer in Deutschland, an den Strecken sind im Schnitt 30.000 bis 40.000 Leute. Bei den anderen Serien ist ja niemand.

die Formel 1
Die Formel 1 kann viel von uns lernen. Wir haben keine vorgewärmten Reifen und den Indy-Re-Start. Diese Re-Starts sind ein Hammer. Die kosten zwar immer recht viele Teile, aber das ist es wert.

seinen Neffen Lucas Auer
Es ist unberechenbar, wie die Meisterschaft ausgeht. Wenn er weiter mit Leistung auf sich aufmerksam macht, dann ist er Formel-1-Kandidat. Im Moment sehe ich aber bei keinem Formel-1-Team eine Chance. Allerdings gehen Türen schnell auf.

seine Kontakte in die Formel 1
Die habe ich noch. Aber Lucas kommt nur über Leistung in die Formel 1, nicht über mich.