Frischer Wind für AFBÖ: Sommer will "Geschichte schreiben"
Von Stefan Berndl
Treffen sich die Spitze des österreichischen American-Football-Verbands und eine Handvoll Journalisten zu einem Pressegespräch. So geschehen am Freitag-Vormittag in Wien. Der Grund: Österreichs Verband (AFBÖ) präsentierte Maximilian Sommer als neuen Headcoach des Nationalteams. Der 31-jährige Grazer folgt Shuan Fatah, der in seine deutsche Heimat zurückgekehrt ist. Sommer ist bereits seit 2008 (Assistent Coach der Graz Giants) als Trainer tätig. Seit 2009 profitiert Österreichs Verband AFBÖ von seinem Know-how.
Sommer verstärkte zuerst das Herren-Nationalteam als Position-Coach der Running Backs, so auch bei der äußerst erfolgreichen Heim-EM 2014 (Vize-Europameister). Später eroberte er als Offensive Coordinator bei der WM der Junioren 2014 mit dem AFBÖ-Team den vierten Platz sowie 2013 (Position Coach Running Backs), 2015 (Offensive Coordinator) und 2019 (Position Coach Quarterbacks) jeweils Junioren-EM-Gold.
Dass er nun der richtige Mann ist, um die Nachfolge Fatahs anzutreten, davon sind sowohl AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck als auch Karl Wurm, der ab sofort als Verbands-Vorstand für das Nationalteam zuständig ist, überzeugt. Der junge Neo-Teamchef gibt sich enthusiastisch und angriffslustig. Eschlböck, der an seiner Seite sitzt, lauscht den Ausführungen Sommers gebannt und lächelt in sich hinein.
"Haben uns zu sehr in Sicherheit gewogen"
Der "Neustart", der nun mit Sommer eingeläutet werden soll, begann eigentlich bereits am 6. Oktober. Da verlor das Nationalteam überraschend gegen Italien und verpasste den Einzug in das EM-Halbfinale. "Wir standen am Ende vor den Trümmern unserer Ambitionen", sagt Eschlböck und gibt sich selbstkritisch: "Wir haben uns zu sehr in Sicherheit gewogen."
"Nichts ist schwerer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen", gibt sich Wurm philosophisch. Der Rückschlag hat jedenfalls dazu geführt, dass die Verantwortlichen sämtliche Strukturen im Verband hinterfragt haben. Mit Sommer hat man nun den "Wunschkandidaten" für die sportliche Zukunft gefunden, wie auch Wurm sagt. Die Ziele des neuen Headchoaches sind ambitioniert. "Gemeinsam Geschichte schreiben", heißt es von Sommer.
Großes Ziel ist der EM-Titel
Konkret heißt das, dass der EM-Titel kurz- oder mittelfristig nach Österreich geholt werden soll. "Wann das passieren kann ist nebensächlich. Wichtig ist, dass es passiert", meint Sommer. Zudem soll mit dem Grazer auch eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Junioren- und dem Herrennationalteam forciert werden. "Meine Vision ist, dass unser Nationalteam wieder ein fixer und erfolgreicher Bestandteil der österreichischen Football- und Sportlandschaft wird. Wir wollen eine Kultur etablieren, in der jeder Footballspieler in Österreich das Nationalteam mit Stolz in seinem Herzen trägt und in der das 'Wir' vor dem 'Ich' steht", betonte Sommer.
Sein Debüt als Teamchef wird Sommer aber erst in einigen Monaten geben. Anfang August 2020 gegen Serbien ist ein Sieg Pflicht, um die laufende Europameisterschaft noch auf Rang fünf beenden zu können. Das ist eines der kurzfristigen Ziele Sommers. Klar ist, nach der folgenschweren Niederlage gegen Italien, eines: "Auf die leichte Schulter werden wir in den nächsten Jahren niemanden mehr nehmen."