„Laufen ist Teil des Lebens, es ist Teil dieser Welt“
Von Florian Plavec
Haile Gebrselassie betritt nicht den Raum, er erscheint. Groß ist der Respekt vor dem kleinen, außergewöhnlich freundlichen 39-Jährigen. 27 Weltrekorde hat der Äthiopier in seiner Karriere aufgestellt, unter anderem auch im Marathon (2:03:59 im Jahr 2008 in Berlin). Gebrselassie ist zweifacher Olympiasieger, achtfacher Weltmeister und einer der erfolgreichsten Leichtathleten der Geschichte. Am Sonntag läuft der Vater von vier Kindern zum dritten Mal in Serie den Halbmarathon in Wien. Vor dem Rennen gefiel sich die lebende Lauf-Legende als Botschafter seines Sports und sprach über ...
... Wien: Es ist eine Freude, wieder hier anzutreten. Ich bin wirklich fit. Dabei werde ich ja demnächst 20 (lacht).
... sein Ziel für Sonntag: Ich laufe nicht gegen meine Gegner, sondern nur für mich selbst. Ich will eine gute Zeit erreichen, sage aber sicher nicht, dass ich es unter einer Stunde schaffen kann.
... Motivation: Viele sagen, ich laufe wegen des Geldes. Aber glauben Sie mir, das stimmt nicht. Für mich ist ein Tag ohne Laufen nicht komplett. Ich habe noch Ziele, ich will die Rekorde der Klasse über 40, 45, 50 brechen. Ich will wissen, wo ich stehe. Und das gibt mir die Motivation, weiter hart zu trainieren. Ich werde nicht aufhören zu laufen.
... Training:Ich trainiere noch immer die gleichen Umfänge wie früher. Das ist auch der Grund, weshalb ich nie ein guter Trainer wäre. Ich würde von meinen Läufern viel zu viel fordern.
... Laufen: Der Körper muss schwitzen, die Menschen wollen laufen. Das Laufen ist Teil des Lebens, es ist Teil dieser Welt.
... Bewegungsmangel: Wir sind unersättlich, wir wollen immer mehr haben. Fernseher, Handys, Computer. Aber je mehr wir von Elektronik umgeben sind, desto weniger haben wir Zeit für uns. Das ist ein großes Problem in Europa, eine Zeitbombe. Werfen wir diese Zeitbombe weg!
... seine Firmen: Laufen ist für mich die Nummer eins im Leben, aber ich gebe 600 Menschen in Äthiopien Arbeit und sehe das als meine Verantwortung.
... Kaffee: Ich habe begonnen, im Südwesten von Äthiopien biologisch produzierten Kaffee anzubauen. In drei Jahren will ich exportieren.
... seinen Besuch bei Präsident Heinz Fischer: Der Präsident schaut wirklich fit aus. Und der Kaffee bei ihm war hervorragend. Ich bin sicher, der war aus Äthiopien.