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Österreichs Showdown bei der Handball-EM wird zur Zerreißprobe

Olympiasieger Frankreich, Weltmeister Dänemark und Europameister Schweden. Drei der vier Halbfinalisten stehen bei der Handball-EM in Deutschland erwartungsgemäß bereits fest. Dass vor dem letzten Spieltag der Hauptrunde am Mittwoch das kleine Österreich noch in der Ziehung ist um einen Platz unter den Giganten, gleicht bereits einer Sportsensation.

„Wir gehen ‚All in‘“, kündigte Teamchef Ales Pajovic vor dem Spiel gegen Island an (15.30 Uhr/live ORF 1). Soll heißen: mit kühlem Kopf, aber heißem Herz.

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„Wir sind alle am Limit, aber das ist was fast Einmaliges, für so ein Turnier zerreißt man sich“, sagt Lukas Hutecek vor dem siebenten Spiel binnen 13 Tagen. Der wurfgewaltige Deutschland-Profi ist jener Spieler mit der größten Laufleistung der bisherigen EM. Die fast 27 zurückgelegten Kilometer sind eine Menge im Handball. Insgesamt finden sich in dieser Statistik vier Österreicher in den Top acht.

Die mannschaftliche Geschlossenheit ist es, mit der das Nationalteam seit Beginn des Turniers beeindruckt, und die den Halbfinaltraum des Außenseiters überhaupt erst möglich gemacht hat.

Was ist nötig, damit Österreich ins Halbfinale einzieht?

Aber was ist für das Semifinale überhaupt nötig? Erste Bedingung ist ein Sieg gegen Island. Gelingt dieser, ist Österreich als Gruppendritter fix im Spiel um Platz fünf (Gegner wäre Slowenien) – eine historische Platzierung.

Um das Halbfinale gegen Dänemark zu erreichen, muss Kroatien im Abendspiel Gastgeber Deutschland schlagen (20.30 Uhr). Bei einem Remis müsste Österreich die Isländer mit mindestens elf Toren Differenz besiegen.

Wie es um die Motivation der an- und abgeschlagenen Kroaten aussieht, ist die eine Sache. Dazu kommt noch der kuriose Umstand, dass im Rennen um die Olympia-Qualifikation Kroatien eine Niederlage gegen Deutschland sogar hilft.

Schon für den Sieg gegen Island wird ein Kraftakt nötig sein. Das Team aus dem hohen Norden fügte den Österreichern in der Turniervorbereitung zwei empfindliche Niederlagen zu (28:33, 30:37). Im österreichischen Handball scheint es aber mittlerweile zwei Zeitrechnungen zu geben. Nur noch wenig erinnerte zuletzt an die Mannschaft vor EM-Start.

Alles andere als ein Dämpfer stellte die erste Niederlage im Laufe des Turniers am Montag gegen Frankreich dar. Der Turniermitfavorit konnte weit weniger Kräfte für die finale Phase sparen, als er sich wohl vorgestellt hatte. „Ich muss meinen Hut ziehen vor den Österreichern, was sie bei dieser EM geleistet haben. Endlich hat sie jemand geknackt“, sagte der dreifache Welthandballer Nikola Karabatic erleichtert.