Sport/Fußball

Werder Bremen und Thomas Schaaf trennen sich

Seit Monaten wurde bereits darüber gemunkelt. Dennoch ging am Mittwoch alles sehr schnell. Der SV Werder und Thomas Schaaf trennen sich. Danke für eine tolle Zeit, stand auf der Homepage des deutschen Traditionsklubs. Schon am Samstag beim letzten Spiel der Saison in Nürnberg wird der Langzeit-Coach, der 1999 vom Amateur- zum Chefcoach aufgestiegen ist, nicht mehr auf der Bank der Bremer sitzen.

"Nach guten und konstruktiven gemeinsamen Gesprächen sind wir am Dienstag zu der Erkenntnis gekommen, dass eine Trennung die beste Lösung ist", sagte Werders Geschäftsführer Thomas Eichin. Mit dem Erreichen des Klassenerhalts, den er mit dem 1:1 am vergangenen Samstag gegen Frankfurt geschafft hat, hat Schaaf seine letzte Mission erfüllt.

Die Trennung an sich kommt nach der sportlichen Negativ-Entwicklung nicht überraschend. Der Zeitpunkt vor dem letzten Spiel schon eher. "Es war eine bewusste Entscheidung, wir wollten nicht warten", sagte Eichin.

Alle Inhalte anzeigen

Charakterbild

Alle Inhalte anzeigen
Dass er im letzten Spiel nicht mehr Trainer sein will, war Schaafs eigener Wunsch. Und das passt ganz in das Charakterbild des 52-Jährigen: Schaaf war nie ein Mann der Öffentlichkeit, kein Trainer wie Jürgen Klopp, der genüsslich den Doppelpass mit den Medien spielt. Also wollte er es sich ersparen, bei seinem Abschied von einem Mikrofon zum nächsten gereicht zu werden. "Ich gönne ihm die Ruhe, die er jetzt braucht", sagte Eichin.

Im Scheinwerferlicht zu stehen, ist Thomas Schaafs Sache nicht. "Es geht darum, dass ich meine Arbeit in Ruhe verrichten kann. Und das kann ich nirgends so gut wie hier", sagte Schaaf im KURIER-Interview im Oktober 2011 auf die Frage, ob er nach zwölf Jahren Bremen nicht Lust auf einen Tapetenwechsel verspüren würde.

Den Umgang mit Typen, die gern im Mittelpunkt stehen, pflegte er jedoch gekonnt. Exzentriker wie Ailton oder Diego spornte Schaaf zu Höchstleistungen an. Erfolge stellten sich ein. 2004 holte er mit Bremen das Double, 1999 und 2009 den Pokal. Zwei Mal wurde er Vizemeister, zwei Mal führte er den Klub ins Achtelfinale der Champions League. Nur an einem biss sich auch er – trotz temporärer Teilerfolge – am Ende die Zähne aus.

An Marko Arnautovic.

Österreich-Fan

Alle Inhalte anzeigen
Dennoch bewies Schaaf immer wieder ein Herz für Spieler aus Österreich. Wenngleich er seinen ehemaligen Mitspieler Andreas Herzog im Jänner 2002 aussortierte, so holte er neben Arnautovic (2010) auch Sebastian Prödl (2008) und Zlatko Junuzovic (2012) nach Bremen.

Erst beim letzten Wiener Derby zwischen der Austria und Rapid am 21. April saß er in der Generali-Arena, um sich nach möglichen Neuzugängen umzuschauen. Objekt der Begierde: Austrias Teamspieler Markus Suttner.

Dass Schaaf, der jeden Winter in der Steiermark urlaubt, bald dauerhaft in Österreich anzutreffen ist, ist zumindest nicht ausgeschlossen. Dass es im Februar dieses Jahres in Salzburg ein Gespräch mit der Führungsetage von Red Bull gegeben hat, ist mehr als ein Gerücht. Großer Medienrummel bliebe ihm in Salzburg erspart. Auch hier könnte er seine Arbeit in Ruhe verrichten.

Alle Inhalte anzeigen

"Der SV Werder Bremen und Cheftrainer Thomas Schaaf haben sich einvernehmlich getrennt. Das war das Ergebnis eines Gesprächs der Geschäftsführung mit dem langjährigen Coach der Grün-Weißen am Dienstag. Schaaf, der seit 14 Jahren die sportlichen Geschicke der Bundesliga-Mannschaft an der Weser lenkte, hat sich am Mittwochmorgen von den Spielern und seinen Trainerkollegen verabschiedet und seinen Arbeitsplatz verlassen.

Der 52-Jährige wird auf seinen Wunsch nicht mehr beim Spiel in Nürnberg auf der Bank sitzen. Die Betreuung der Mannschaft in den letzten beiden Wochen der Saison übernehmen die Co-Trainer Wolfgang Rolff und Matthias Hönerbach.

'Wir haben wie angekündigt in den vergangenen Tagen unsere sportliche Entwicklung analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir einen Neuanfang wagen wollen. Wir danken Thomas für alles, was er in mehr als 40 Jahren Vereinszugehörigkeit als Spieler und Trainer für Werder Bremen eingebracht hat. Mit ihm konnte der Verein herausragende sportliche Erfolge feiern, er hat Werder geprägt', sagte Thomas Eichin auch im Namen seiner beiden Geschäftsführerkollegen Klaus Filbry und Klaus-Dieter Fischer und fügte an: 'Nach dem Kraftakt zum Klassenerhalt sind wir aber der gemeinsamen Überzeugung, dass eine einvernehmliche Trennung für den geplanten Neustart das Beste ist.' Einen Nachfolger gibt es noch nicht.

Thomas Schaaf verabschiedet sich von Werder Bremen: 'Ich hatte hier eine außergewöhnliche Zeit, verbunden mit vielen positiven Erlebnissen und großen Erfolgen. Ich möchte mich bei allen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben, bedanken. Ich wünsche Werder Bremen eine erfolgreiche Zukunft.' (...)"