Fünftligist Wacker: "1.800 Euro im Monat? Das können wir nicht zahlen"
Von Christoph Geiler
Der FC Wacker Innsbruck startet am Sonntag mit einem Heimspiel gegen Kirchbichl in die Tiroler Liga. Nachdem der zehnfache Meister in der abgelaufenen Saison den Aufstieg in die Regionalliga Tirol verpasst hatte, findet sich der Traditionsverein in der fünfthöchsten Spielklasse wieder. Wacker-Präsident Hannes Rauch fordert in diesem Jahr den Aufstieg.
Sebastian Siller ist der Mann, der Wacker Innsbruck in die Regionalliga Tirol führen soll. Der 34-Jährige spielte einst selbst für den Klub, seit Mitte April sitzt der frühere Verteidiger beim Traditionsklub auf der Trainerbank. "Der FC Wacker ist kein gewöhnlicher Verein", sagt Siller.
Woran machen Sie das fest, dass Wacker kein gewöhnlicher Verein ist?
Auf diesen Verein wird ganz anders geschaut. Die Öffentlichkeit, die Medien, dann haben wir natürlich noch eine große Fanbasis, die alles, was im und rund um den FC Wacker passiert, genau und auch kritisch beäugt. Bei diesem Verein ist immer etwas los. Wie bei anderen Traditionsvereinen gibt es auch beim Wacker immer eine gewisse Unruhe. Das macht es aber auch spannend. Das ist auch der Grund, warum ich den Job als Trainer angenommen habe.
Bezirk Innsbruck: Union Innsbruck,
Bezirk Innsbruck Land: Natters, Hall, Mils, Oberperfuss
Bezirk Imst: Umhausen, Längenfeld
Bezirk Schwaz: Mayrhofen
Bezirk Kufstein: Breitenbach, Kirchbichl, Münster
Bezirk Kitzbühel: Brixen
Bezirk Landeck: Oberland West
Wie meinen Sie das?
Wäre es nicht Wacker Innsbruck gewesen, dann hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht. Ich hatte nicht vor, mitten in der Saison zu wechseln und wollte eigentlich noch selbst in Fügen weiterspielen. Aber der FC Wacker ist halt speziell, da kann man nicht nein sagen, das muss man dann machen. Ganz egal, wie die Geschichte auch ausgehen mag, das ist eine unglaubliche Erfahrung.
Der Job scheint aber auch eine große Herausforderung zu sein. Warum ist letzte Saison der Aufstieg nicht geglückt?
Wenn man die Biografien der Spieler ansieht, die wir teilweise hatten: Da waren viele geprügelte Kinder dabei. Wir hatten Spieler, die mit 11 in ein Fußball-Internat eines deutschen Bundesligisten gegangen sind. Mit 15 wurden sie rausgekauft und haben in diesem Alter mehr Geld verdient, als man bei dem einen oder anderen österreichischen Bundesligisten kriegt. Und einige Jahre später spielst du dann in der vierten österreichischen Liga und du interessierst keine Sau mehr.
Man hatte den Eindruck, dass einige Spieler gar nicht richtig wussten, was sie beim FC Wacker verloren haben.
In der vergangenen Saison hatten wir Spieler dabei, die den FC Wacker als letzte Chance gesehen haben, noch einmal im Profifußball Fuß zu fassen. Dass da dann viele für sich spielen, ist bis zu einem gewissen Grad legitim. Und die Spieler, die letzten Sommer in letzter Minute nach Innsbruck gekommen sind, waren so etwas wie der letzte Rest an Spielern, die in ganz Europa übrig geblieben sind. So ehrlich muss man sein. Es war im letzten Jahr keine Mannschaft. Das konnte sie auch nicht sein, weil sie bunt zusammengewürfelt war.
Und ist das heuer anders?
Wir haben jetzt viele Spieler aus der Region, die gefestigt sind. Die hier ihren Lebensmittelpunkt haben, hier arbeiten und wissen, was der FC Wacker ist und wie in der Tiroler Liga gespielt wird. Die sind stolz, dass bei diesem Projekt mitwirken können, da geht es nicht um das Geld. Es sind teilweise Spieler zu uns gekommen, die utopische Summen verlangt haben. 1.800 Euro im Monat - das können wir nicht zahlen.
Welches Potenzial steckt im FC Wacker?
Bei Wacker bist du immer dazu verpflichtet, erfolgreich zu spielen. Wir haben heuer die Pflicht, in die Regionalliga Tirol aufzusteigen. Das muss auch unser Anspruch sein.
Wie kommen die Spieler mit diesem Druck zurecht? Für viele ist es auch Neuland, vor singenden Fans zu spielen, die Bengalische Feuer zünden.
Für viele Spieler ist es sicher extrem motivierend, dass so viele Fans bei den Spielen dabei sind. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass sich der eine oder andere damit schwerer tut. Andererseits sieht man daran halt, wie sehr der FC Wacker die Menschen immer noch bewegt.
Haben Sie mit so einer Begeisterung und so einem Zuschauerzuspruch gerechnet nach dem Zwangsabstieg aus der Bundesliga?
Ich habe das Gefühl, dass in Tirol alle danach lechzen und eine Fußball-Begeisterung erleben wollen, wie es sie in Linz, in Graz, bei Rapid gibt. Und der FC Wacker ist in Tirol nun einmal der einzige Klub, dem es gelingen kann, so eine Begeisterung auszulösen. So ehrlich muss man sein. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen das herbeisehnen.
Wie reagieren eigentlich die anderen Tiroler-Liga-Vereine auf den FC Wacker?
Es ist für jeden Verein in der Liga eine Bereicherung, dass wir dabei sind. De facto ist der FC Wacker für jeden einzelnen Verein der Tiroler Liga der Hauptsponsor. Wenn unsere Fans zu den Auswärtsspielen mitfahren, dann machen die Klubs riesige Umsätze. Wir wissen, dass uns jeder schlagen will. Auf uns warten also 26 Cup-Partien, alle sind gegen uns motiviert. Ein Spiel gegen Wacker ist für jeden Verein das Spiel des Jahres.
Wie ist es um das Image des FC Wacker Ihrer Meinung nach bestellt?
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass der FC Wacker im letzten Jahr sehr viele Sympathien gewonnen hat. Und das muss auch unsere Aufgabe sein: Nämlich diese ganze verbrannte Erde, die da hinterlassen wurde, weg zu bekommen und das Bundesland wieder geschlossen hinter den Verein zu bringen. Das würde helfen auf dem Weg zurück nach oben. Es muss nicht jeder Tiroler gleich ein Wacker-Fan sein, aber wenn jeder ein Sympathisant ist und eine positive Grundeinstellung zu diesem Verein hat, dann ist schon sehr viel erreicht.
Wo sehen Sie den FC Wacker in fünf Jahren?
Das Ziel muss sein, dass der Verein in fünf Jahren professionalisiert ist. Professionalisierung heißt für mich Regionalliga West oder 2.Liga. In der Regionalliga West arbeitet man eh schon mit Halbprofitum und muss die Voraussetzungen für Lizenz erfüllen. Der Sprung in den richtigen Profifußball ist dann nicht mehr ganz so schwer.
Inwiefern?
Wenn der FC Wacker einmal in der Regionalliga West spielt, dann ist es deutlich einfacher, einem Spieler zu verklickern: Geh den Weg mit uns mit.