Sport/Fußball

Stögers Poker-Runde löste sich auf

Fürs Pokern benötigt man ein Poker-Face. Wichtig ist, dass am Ende keiner sein Gesicht verliert. Darum geht es letztlich im Tauziehen zwischen der Austria und dem 1. FC Köln um Peter Stöger.

Samstag um 14.30 Uhr wurden die Verhandlungen in Wien nach der dritten Gesprächsrunde beendet. Zu groß seien die finanziellen Differenzen, meinte Austria-Manager Markus Kraetschmer. „Wir sind zwar gesprächsbereit, aber da müsste sich noch viel tun.“

Die Austria soll eine Million Euro gefordert haben. Jenen Betrag also, den zuvor Salzburg für Roger Schmidt verlangt hatte - und weswegen der Deal auch scheiterte. Köln soll rund 300.000 Euro bieten. Für die Austria zu wenig. Die Kölner Delegation flog am Samstag um 15.30 Uhr wieder retour, die Verhandlungen können aber dank der modernen Kommunikationsmittel auch über die Distanz wieder aufgenommen werden. Der ursprüngliche Plan des FC, Stöger schon am Montag zum Trainingsauftakt zu präsentieren, ist geplatzt. Dennoch rechnet man in Köln mit der Verpflichtung des 47-Jährigen, zumal sich Verein und Trainer einig sind.

Die Austria möchte grundsätzlich mit Meistertrainer Stöger die nächsten Saisonen bestreiten, für den Fall eines Transfers hat man vorgesorgt und Gespräche mit möglichen Nachfolgern geführt. Im Gespräch: Walter Kogler, Ralph Hasenhüttl. Interessant: Niko Kovac.

Es ist nicht der erste Flirt mit Köln: Schon einmal hat Peter Stöger mit dem FC kokettiert, damals noch als aktiver Spieler im Jahr 1998. Sein Freund Toni Polster, damals Publikumsliebling bei den Geißböcken, wollte Stöger nach Köln lotsen, sah sich sogar nach einem Job für dessen Freundin Ulrike Kriegler um. „Ich weiß nicht, woran es letztlich gescheitert ist. Leider hat es nicht geklappt“, berichtet Polster.

Diesmal könnte es klappen, dürfte es klappen, auch wenn die Verhandlungen für endgültig beendet erklärt wurden. Vorerst.

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Daher freut sich Polster für Stöger: „Das wäre eine große Chance, in Deutschland Fuß zu fassen und auch für die österreichische Trainergilde sehr wichtig.“ In Köln erwartet Stöger, wann auch immer er beim FC als Trainer präsentiert wird, „eine größere und aggressivere Medienlandschaft als in Österreich, ein Klub mit vielen Möglichkeiten, einem tollen Trainingsgelände, einem fantastischen Stadion und einem Anhang, der seinesgleichen sucht.“

Auf Nadeln

Polster weiß, wovon er spricht. Und Stöger weiß, wie das Fußball-Business läuft. „Was ist im Fußball schon fix?“ Die Lage kann sich innerhalb eines Tages, ja innerhalb weniger Stunden grundlegend ändern. Daher abwarten und Tee trinken. Stögers Lebensgefährtin hob am Samstag in Richtung Ibiza ab, er selbst urlaubt derzeit, auf Nadeln sitzend, im schönen Wien. „Derzeit gibt es nichts Neues zu berichten. Aber ich kenne das Geschäft, da kann man Deals auch über Telefon, eMail oder Fax abwickeln. Das wird nicht das Problem sein.“

Beim 1. FC Köln hat man sich auf Stöger als Trainer festgelegt, man gibt daher die Causa noch lange nicht verloren.

Was wäre also, wenn? Was würde Peter Stöger in Köln erwarten?

Er sollte zumindest auf alle Fälle Bock auf Hennes haben. Wenn sich’s in Köln ein Trainer mit dem berühmten Maskottchen des Klubs verscherzt, dann hat er meist wenig zu lachen. Nachdem Hennes VII. 2008 aus gesundheitlichen Gründen – er litt unter Arthrose – abdanken musste, versieht nun Geißbock Nummer acht seinen Dienst.

Unter Strom

Hennes ist aber längst nicht die einzige Besonderheit in und um Köln, in dieser Stadt mit dem berühmten Dom, dem meist besuchten Wahrzeichen Deutschlands, die den Fußball lebt und liebt wie kaum eine andere. Wer dort auf der Trainerbank sitzt, der muss sich notgedrungen auch zum Narren machen – wie Marcel Koller oder Christoph Daum bestätigen können. Neben Mainz ist Köln die Hochburg des Karnevals, vom Elftenelften bis zum Rosenmontag lautet in der ganzen Stadt das Motto Kölle Alaaf, übersetzt: Es lebe Köln.

Überhaupt können einem Nicht-Kölner diese Kölner ein wenig spanisch vorkommen. Es empfiehlt sich jedenfalls ein Dolmetsch oder ein Wörterbuch, denn das echte Kölsch hat mit dem Hochdeutschen nur wenig gemein. Ein Polizist ist hier ein Schanditz, wer empfindlich reagiert, ist fimpschich und der Dünnpfiff heißt in Köln Flöcke Pitter. Nicht zu vergessen die Speisen: Wenn Peter Stöger in Köln Himmel und Ääd bestellen würde, bekäme er Blutwurst mit Zwiebeln, Kartoffelpüree und Apfelmus serviert.