Sport/Fußball

Kollers Entscheidung wird heute erwartet

Es gibt tatsächlich Menschen, in deren eigenartigen Denkansätzen das Wort „Verrat“ einen Platz findet. Und das nur, weil sich der Schweizer Marcel Koller – verhältnismäßig – lange Zeit lässt mit seiner Entscheidung, ob er jetzt Teamchef in Österreich bleibt, oder das Angebot des Schweizer Verbandes annehmen soll.

Eigentlich ist es völlig belanglos, ob Koller nun morgen oder übermorgen seinen weiteren Karriereplan bekannt gibt. Immerhin 64 Prozent der Fußballinteressierten in der Schweiz verstehen es laut einer Blick-Internetumfrage, dass eine solch schwerwiegende Entscheidung gut überlegt sein muss.

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Egal, noch heute soll ohnehin Klarheit herrschen.50:50 stünden die Chancen, meint weiterhin ÖFB-Präsident Leo Windtner, der ebenfalls auf ein Zeichen des Schweizers wartet. Ob ihm die Ungewissheit nicht auf die Nerven geht? „Natürlich wollen wir, dass die Sache bald erledigt ist. Aber die zwei, drei Tage halten wir auch noch aus.“

Und langsam scheinen sich die Einschätzungen in beiden Ländern zu ändern. Die verlängerte Bedenkzeit zeugt jedenfalls davon, dass es sich Koller nicht einfach macht und die anfänglich klare Tendenz immer mehr verschwimmt. Auch in der Schweiz mehren die Skeptiker, die noch vor einigen Tagen von der sicheren Rückkehr des 52-Jährigen in seine Heimat gesprochen hatten.

Gefühlsregung

Anscheinend hat man auch beim ÖFB keinen Anhaltspunkt. Willibald Ruttensteiner, Technischer Direktor des ÖFB und bei der Bestellung von Marcel Koller vor zwei Jahren eine treibende Kraft, meint: „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er sich für uns entscheidet.“ Er glaube an und hoffe auf Koller, „es wäre ein Segen.“ Heute wird man mehr wissen - nach dem Treffen zwischen dem Schweizer Verbandspräsidenten Peter Gillieron, dem Nationalmannschafts-Delegierten Peter Stadelmann und Koller.

Ruttensteiner hat sich noch nicht mit der Möglichkeit auseinandergesetzt, dass er am 19. November im Freundschaftsspiel gegen die USA zum fünften Mal als interimistischer Nationaltrainer auf der Bank sitzen könnte. Im Falle von Kollers Absage wäre dies aber das wahrscheinlichste Szenario, denn es ist aus ÖFB-Kreisen herauszuhören, dass bis dahin wohl kaum ein neuer Teamchef gefunden werden kann.