Sport/Fußball

Stöger: "Ich bin oft auf die Butterseite gefallen"

Das Wasser im Mund läuft schon zusammen, die Vorfreude auf das Kölsch ist groß – dann, wenn der 1. FC Köln endgültig den Aufstieg in die Deutsche Bundesliga geschafft hat. Noch aber müssen Peter Stöger und sein Assistent Manfred Schmid ihre Gaumenvorfreude im Zaum halten, denn man benötigt zwei Siege aus den verbleibenden fünf Spielen, einer soll schon heute in Berlin gegen Union erzielt werden.

KURIER: Im Laufe des Frühjahrs wurde es aufgrund anfänglicher Schwierigkeiten unruhig in Köln. Haben Sie nun endgültig die Kurve gekriegt?

Peter Stöger: Wir haben zu Beginn gegen Paderborn verloren, das war unsere einzige Niederlage. Danach sind wir ungeschlagen geblieben, allerdings waren viele Unentschieden dabei. Die Erwartungshaltung in Köln ist sehr hoch, da war die Situation zwischenzeitlich eben nicht ganz so entspannt. Das Umfeld ist begeisterungsfähig, daher ist ein Remis für viele zu wenig. Es war Unzufriedenheit auf sehr hohem Niveau.

Zuletzt gab es drei Siege in Folge, dazu fünf Spiele hintereinander ohne Gegentor – das hat es im Kölner Profifußball noch nie gegeben. Alles wieder gut?

Ja, aber es ist noch nicht erledigt, auch wenn wir zwei Siege aus fünf Spielen benötigen. Es gibt noch viel zu tun.

Die Kölner Fans sind jedoch jetzt schon in Feierlaune.

Das stimmt. Jetzt müssen wir in diesem Bereich arbeiten und alle ein wenig bremsen. Es hat im Frühjahr eine Zeit gegeben, wo wir allen erklären mussten, dass nicht alles so schlecht ist, wie es gefühlt wird. Aber das macht Köln eben aus.

Sehen Sie in dem Anspruchsdenken Parallelen zur Wiener Austria?

Schon. Aber die Größenordnung ist in Köln eine ganz andere, wenn zu jedem Heimspiel 50.000 Fans pilgern. Aber es stimmt schon, dass bei beiden Klubs, die Größe und Tradition haben, die Menschen Außergewöhnliches erwarten. Mittelmaß ist da zu wenig.

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Einerseits müssen Sie den Aufstieg fixieren, andererseits die nächste Saison in der ersten Liga planen. Wie funktioniert dieser Spagat?

Die Planung erfolgt ja das ganze Jahr über. Ich kann nicht im April überrascht sein, dass ich Erster bin und mir den Kopf zerbrechen.

Ist Köln tauglich für die Bundesliga? Haben alle Spieler die Qualität für den nächsten Schritt?

Wir haben in unserem Kader eine 100-prozentige Geschlossenheit, einen wirklich guten Kern. Auf den bauen wir auch in der kommenden Saison. Wenn man aufsteigt, will man natürlich alle Spieler gerne mitnehmen. Man muss aber darauf achten, ob es für Spieler eine sinnvolle Entscheidung ist, wenn sie dann vielleicht wenig Spielpraxis bekommen. Generell haben wir viele junge Spieler, die sich noch entwickeln werden. Und punktuell suchen wir Verstärkungen. Die Situation ist ähnlich wie damals bei Austria.

Zwei Siege fehlen noch. Das klingt doch recht einfach.

Das ist der Best-case, wenn gleichzeitig die Konkurrenz nicht punktet. Es ist aber beruhigend zu wissen, dass wir uns Ausrutscher erlauben können, die Konkurrenten nicht. Dieses Wissen sollte uns Sicherheit geben.

Meister mit der Austria, jetzt mit Köln vor dem Titel: Befinden Sie sich in der besten Phase Ihres Lebens?

In einer der besten Phasen sicherlich. Ich weiß aber, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden.

Wachen Sie ab und zu auf und können das alles nicht glauben?

Nein. Ich weiß, dass zu dem allen der Faktor Glück gehört. Die wichtigste Anfrage war für mich zum Beispiel von Manfred Rottensteiner, der mich nach Wiener Neustadt geholt hat. Das vergesse ich nicht. Sonst wäre ich jetzt vielleicht gar kein Trainer mehr, sonst hätte mich die Austria nicht geholt, sonst hätte mich danach Köln nicht geholt. Natürlich gehört auch viel Arbeit in Folge dazu. Es ist mir bewusst, dass ich in meinem Leben oft auf die Butterseite gefallen bin.

Sie haben vor Kurzem den Kölner Karneval miterlebt. Können Sie sich vorstellen, was in der Stadt bei einem Aufstieg des FC los ist?

Nein. Ich kann’s erahnen, mir aber nicht vorstellen. Ich lasse mich aufs Neue überraschen.

Was haben Sie in fast einem Jahr in Köln als Mensch gelernt? Sie haben erstmals den Schritt ins Ausland gewagt.

Ich kann es ehrlich nicht sagen. Die Zeit ist unfassbar schnell vergangen. Ich muss das alles nach der Saison auf mich wirken lassen, wenn ich endlich fünf Wochen am Stück Urlaub habe. Da können Sie mich das noch einmal fragen.

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