Stefan Lainer: "Da habe ich schon ganz arge Sachen gehört"
Von Christoph Geiler
Wer in das Trikot von Borussia Mönchengladbach schlüpft, der wird unverzüglich mit dem großen Erzrivalen des Traditionsvereins konfrontiert. Das Derby gegen den 1.FC Köln ist eines der packendsten Prestigeduelle, die der deutsche Fußball bieten kann. Die beiden Klubs eint einerseits eine ruhmreiche Vergangenheit, andererseits trennen die beiden Städte auch nur 45 Kilometer. Die Rivalität ist ähnlich groß wie jene zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04.
Man kann sich also ausmalen, was heute los sein wird, wenn sich die beiden Kontrahenten in Köln zum Rhein-Derby treffen. Und drei Österreicher sind mittendrin statt nur dabei: Louis Schaub und Florian Kainz auf der Seite von Aufsteiger Köln, Stefan Lainer im Dress von Gegner Borussia Mönchengladbach.
Drei Monate ist der ehemalige Salzburger inzwischen bei der Borussia, und in dieser Zeit haben ihm schon genug Leute von der Bedeutung dieses Spiels erzählt. "Da habe ich schon ganz arge Sachen gehört", erzählt Stefan Lainer, der sich schon einmal auf einen Hexenkessel einstellt. "Im Derby wird's brennen, da wird die Stimmung kochen."
Während sich die Spieler auf die prickelnde Atmosphäre im Stadion freuen, herrscht bei der Polizei Alarmstufe rot. 1500 Polizisten wurden eigens für dieses Spiel abkommandiert, man spricht von einer "besonderen Gefahrenlage." Zumal die Rivalität unter den Fans in den letzten zehn Jahren noch einmal zugenommen hat und immer bizarrere Ausmaße annimmt.
Einem Fahnenklau im Jahr 2008 folgten unter anderem ein abgerissener Fohlenkopf mit Gladbach-Schal (das Fohlen ist das Maskottchen der Borussia) ein Platzsturm in Malerkitteln und Fan-Boykotte. „Ich hoffe, dass uns unsere Fans frenetisch anfeuern, es gewaltfrei bleibt und ein tolles Spiel wird“, sagte Kölns Trainer Achim Beierlorzer. Borussia-Coach Marco Rose sprach von einem „normalen Bundesliga-Spiel mit außergewöhnlichen Rahmenbedingungen“.
Seit Sommer sitzt der Salzburger Meistermacher bei Mönchengladbach auf der Trainerbank, langsam hat sich die Mannschaft mit den neuen Spielstil des Deutschen angefreundet. "Am Anfang war das weit weg von dem, was der Trainer spielen will, aber die Entwicklung ist enorm", sagt Stefan Lainer, der bei seinem ehemaligen Coach keinen Sonderstatus genießt. "Wenn die Leistung nicht passt, dann werde ich bei Marco Rose auch nicht spielen. I
Allerdings hat sich der 27-Jährige bereits hervorragend in Mönchengladbach eingelebt und auch schon sein erstes Bundesliga-Tor erzielt. "Es war zwar nicht das allerschönste Tor, aber ich bin hier angekommen", erzählt Stefan Lainer.
Und dabei hat er sehr schnell bemerkt, wie wichtig die Borussia für die gesamte Stadt ist. "Zu jedem Training kommen tausend Leute, du brauchst eine halbe Stunde bis du an denen vorbei bist. Es ist zwar nicht so, dass es in Mönchengladbach nur Fußball gibt, aber der Fußball steht sehr weit oben. Diese Größe kann man sich nicht vorstellen."